„Es erscheint mir geradezu bigott, nun den an den Pranger zu stellen, der hin- und nicht mehr weggesehen hat bei dem, was schon einschlägig bekannt war und ansonsten sicherlich weitergelaufen wäre.“ Mit einem Brief an die Funktions- und Mandatsträger der CDU Oberhausen verteidigte sich Bürgermeister Klaus-Dieter Broß am Mittwoch gegen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe im Zusammenhang mit der Beurlaubung des Propstes von St. Clemens, Bernward Mezger.

Er habe Mezger gar nicht denunzieren können, weil der Sachverhalt im kirchlichen Umfeld „bereits präsent“ gewesen sei. Broß: „Ich habe es als meine Verpflichtung angesehen, als betroffener Vater und in der Gemeinde Engagierter dieses Problem in einem Vier-Augen-Gespräch mit Herrn Propst Mezger zu besprechen. Erst als dieses zu keinem Ergebnis führte und Herr Propst Mezger auf meine seelsorglichen Fragen keine Antwort gab, habe ich als betroffener Vater das Gespräch mit der nächsten seelsorglichen Ebene im Bistum Essen gesucht.“

Broß versichert, dass er in der Sache von Anfang an diskret vorgegangen sei „und ich die Öffentlichkeit bezüglich dieses Themas nie gesucht habe“.

Das Schreiben im Wortlaut:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

sicherlich werden Sie die Presseberichterstattung der beiden vergangenen Tage zur Beurlaubung von Propst Mezger und den zugrundeliegenden Vorwürfen verfolgt haben.

Ich bin tief betroffen über die Anschuldigungen, die in diesem Zusammenhang nun gegen mich und meine Familie erhoben werden. Da wir mitten in der Sommerpause sind, will ich gerne auf diesem Wege auf Sie zukommen und dem in den Medien von Herrn Propst Mezger gemachten Eindruck entgegen treten.

Nichts liegt mir und meiner Familie ferner, als jemanden zu denunzieren. Nichts liegt mir darüber hinaus ferner als eine Schlammschlacht.

Deshalb ist es mir wichtig, Sie darüber zu informieren, dass meine Vorgehensweise von Anfang bis zum jetzigen Zeitpunkt diskret angelegt war und ich die Öffentlichkeit bzgl. dieses Themas nie gesucht habe. Es erscheint mir geradezu bigott, nun den an den Pranger zu stellen, der hin- und nicht mehr weggesehen hat bei dem, was schon einschlägig bekannt war und ansonsten sicherlich weitergelaufen wäre.

Ich konnte schon allein deshalb nicht denunzieren, weil es nichts zu denunzieren gab. Der Sachverhalt war im kirchlichen Umfeld bereits präsent.

Ich habe es als meine Verpflichtung angesehen, als betroffener Vater und in der Gemeinde Engagierter dieses Problem in einem Vier-Augen-Gespräch mit Herrn Propst Mezger zu besprechen. Erst als dieses zu keinem Ergebnis führte und Herr Propst Mezger auf meine seelsorglichen Fragen keine Antwort gab, habe ich als betroffener Vater das Gespräch mit der nächsten seelsorglichen Ebene im Bistum Essen gesucht.

Heute habe ich in einem sehr vertrauensvollen Gespräch unsere Partei- und Fraktionsspitze über den Ablauf der Ereignisse informiert. Dies werde ich selbstverständlich auch gerne Ihnen gegenüber nach der Sommerpause tun.

Ich hoffe sehr, dass in der Öffentlichkeit nicht weiter meine Glaubwürdigkeit und die meiner Familie in Zweifel gezogen wird. Auch hoffe ich sehr, dass der Bericht der vom Bistum eingesetzten Untersuchungskommission möglichst bald vorliegen wird.