Die Anschuldigungen, die im Raum stehen, können Priester die Existenz kosten: Kontaktsuche in Internetforen für Schwule, E-Mail-Verkehr eindeutig zweideutigen Charakters, Kontaktanbahnung mit sexuellen Absichten. Sterkrades Propst Bernward Mezger weist die Vorwürfe zurück und tritt ihnen nun auch öffentlich entgegen: „Diese Schlammschlacht ist mir zuwider. Aber wenn sie einer gegen mich eröffnet, dann möchte ich auch sagen, wer’s ist“, sagt der 51-Jährige, dem die vergangenen Tage schwer zugesetzt haben: „Ich bin mir bewusst, dass zwischen Herrn Broß und mir seit langem eine offene Feindseligkeit herrscht.“

„Empörendes“

Broß, das ist Klaus-Dieter Broß, Polizist, CDU-Kommunalpolitiker, Bürgermeister, Gemeinderat von St. Clemens. Heimat hat Klaus-Dieter Broß hier seit Jahrzehnten, und seine Stimme klingt bewegt, wenn er schildert, wen er im Pfarrhaus von St. Clemens besucht hat, wer Vorbildfunktion für ihn hatte und hat. „Und jetzt das“, sagt er. Mit „das“ meint er, dass sein Stiefsohn (34) ihn aufmerksam gemacht hat auf eine von homosexuellen Männern frequentierte Internetseite. Und dass er eben dort eben dieses Pfarrhaus entdeckt habe – mit dem Symbol für „Bed & Breakfast“ daneben, was „in diesen Kreisen“ bedeute: Es gibt auch noch Frühstück.

Die Verantwortung gegenüber seinem Glauben, seiner Kirche beschreibt Broß als Triebfeder dafür, dass er zunächst das Vier-Augen-Gespräch mit Propst Bernward Mezger suchte, dann aber auch das Bistum informierte, zumal: Er habe „Empörendes“ sehen und lesen müssen. Ausdrucke davon sollen sich bei einem Anwalt befinden.

Das Gespräch mit Broß habe Ende April stattgefunden, bestätigt Mezger. Dabei habe Broß ihn mit Ausdrucken einschlägiger Internetseiten konfrontiert und will Mezger als Urheber identifiziert haben: „Sie beschuldigen mich schwerwiegender Dinge. Darüber muss ich den Bischof informieren“, will Mezger entgegnet haben.

Zwei Tage später, der St. Clemens-Hilfstransport nach Rumänien, bei dem auch der Propst einen Lkw steuert, sollte rollen, habe er frühmorgens eine E-Mail erhalten mit der ultimativen Aufforderung, sofort den Bischof einzuschalten. Gleich nach seiner Rückkehr aus Rumänien habe er sich bei seinem Personalchef gemeldet, der ihm geraten habe, dem Bischof alles zu schreiben. Das habe er getan, aber wenige Tage später vom Bischof, der zu Besuch in Sterkrade war, erfahren, dass Broß schon dort gewesen sei.

Eine eidesstattliche Erklärung, die Broß auf Bitten des Bischofs abgegeben hat, und die Mezger in Kopie erst Mitte Juli erreichte, habe nur noch einen Bruchteil der zuvor geäußerten Anschuldigungen enthalten. Mails, von denen zuvor die Rede gewesen sei, hätten plötzlich nicht mehr vorgelegt werden können, weil Bilder daraus nachträglich gelöscht worden seien: „Wie soll denn das gehen?“, fragt Mezger.

Andere Vorwürfe könne er eindeutig widerlegen, sagt Mezger: Etwa einen angeblichen „Rendezvous“-Termin: Da habe er „mit 50 bis 60 Leuten“ Gottesdienst gefeiert.