Oberhausen. .
Der Umbau des Bert-Brecht-Hauses wird wahrscheinlich sieben Millionen Euro teurer als geplant. Müssen deshalb andere Konjunkturpaket-Projekte aufgegeben werden? Die SPD sagt: „Die Gefahr besteht“.
Viele Fragen sind offen, seit die Nachricht kursiert, der Umbau des Bert-Brecht-Hauses werde sieben Millionen Euro teurer werden als geplant. Die Nutzer von Volkshochschule und Stadtbibliothek, die Mieter der Ladenlokale im Erdgeschoss – alle wollen wissen, wie es nun weitergehen soll. Auch die Politik scheint ein wenig ratlos dieser Tage. Denn eines ist sicher, sagt SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer: „Mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II kann nur der geringere Teil bezahlt werden.“
Noch nicht begonnene
Projekte prüfen
Das gilt selbst dann, wenn andere Projekte hintenüber fielen. Überlegungen dazu stellt man offenbar bereits an. „Es gibt ja einige Maßnahmen, die noch nicht in Angriff genommen worden sind“, sagt Wolfgang Große Brömer und nennt als Beispiel den Umbau des Hauses der Jugend am John-Lennon-Platz, nach dem Bert-Brecht-Haus eines der größeren Vorhaben, die mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II finanziert werden sollen. Rund 700 000 Euro wollte man in die Hand nehmen, um den 50er Jahre-Bau energetisch zu sanieren und in eine „Jugendkunstschule“ umzuwandeln. Könnte das viel zitierte Projekt zu Gunsten des Bert-Brecht-Hauses kippen? „Die Gefahr besteht“, sagt Große Brömer. „Wir müssen nun die Priorität aufs Bert-Brecht-Haus legen.“
Dass man das gesichtgebende Gebäude in der Innenstadt nicht abschreiben darf, sieht die Ratsopposition grundsätzlich auch so. „Das Bert-Brecht-Haus ist prägnant für Oberhausen, da muss man hart an die Schmerzgrenze gehen“, sagt CDU-Fraktionsgeschäftsführer Hannes Fritsche. „Alles andere wäre eine Katastrophe.“ Umso unverständlicher sei die Verzögerung, mit der die Verwaltung Politik und Öffentlichkeit informiere. Seit Donnerstag liegen die Gutachten über Ausmaß und Folge der vor wenigen Wochen entdeckten Schäden vor, „aber weil der Oberbürgermeister gerade keine Zeit oder keine Lust hat, müssen wir uns aus der Presse informieren“.
Kommenden Donnerstag soll nun ein Gespräch vor Ort stattfinden. Vorher gibt es von der Stadt und Tochter OGM nichts Offizielles. „Es stehen so viele Dinge im Raum, die wir gerne gemeinsam kommunizieren wollen“, sagt OGM-Sprecher Alexander Höfer.
Geschäftsinhaber
fürchten Auslagerung
Aufschluss erhoffen sich von diesem Gespräch auch die Kaufleute, die im Bert-Brecht-Haus ansässig sind. Mit ihnen hat nämlich auch noch niemand geredet, die Hiobsbotschaft erfuhren sie aus der Zeitung. „Das ist für alle hier ein Hammer, wir sind total fertig“, sagt Marlies Bloch, die ein Antiquitätengeschäft führt. Auf Anfrage habe man inzwischen erfahren, dass die Läden für ein oder zwei Monate ausgelagert werden sollen. „Hoffentlich noch vor dem Weihnachtsgeschäft.“
Apropos ausgelagert: Auch was den Verbleib von Stadtbibliothek und Volkshochschule während der nun wahrscheinlich deutlich längeren Bauzeit angeht, muss dringend eine Lösung her. „Die Angebote sollen möglichst schnell zurückgeholt werden“, sagt Wolfgang Große Brömer. Jeder weitere Tag im Miet-Provisorium kostet Geld.
So geht’s weiter: Auch er kenne die Ergebnisse der Gutachten erst seit Montag, sagt Planungsdezernent Peter Klunk. Gemeinsam mit den Verantwortlichen für Kultur und Finanzen sei er am Nachmittag unterrichtet worden. Dienstagfrüh wolle man die Fraktionen informieren. Die im Raum stehende Zahl von sieben Millionen Euro Mehrkosten, die die Experten veranschlagten, mochte Klunk nicht bestätigen. „Wir sind noch dabei, die Gutachten genau zu analysieren.“ Sollte sich die Nachricht bewahrheiten, würde der Umbau mehr als zehn Millionen Euro teuer. Hinzu kommen die Kosten für die fortdauernde Auslagerung von Bücherei und Volkshochschule.