Oberhausen. .
Die Sanierung des Bert-Brecht-Hauses wird doppelt so teuer wie geplant. Das geht aus einem Gutachten hervor, das die OGM in Auftrag gegeben hatte. Bücherei und VHS bleiben bis zum Sommer 2011 ausquartiert. Doch das Dilemma bietet auch Chancen.
Krake Paul bekommt Konkurrenz. „Ich befürchte, dass uns weitere Überraschungen ins Haus stehen“, sagte Hartmut Schmidt Anfang September. Die Worte des Chefs der Oberhausener Gebäudemanagement Gesellschaft (OGM) bezogen sich auf den soeben verkündeten Baustopp am Bert-Brecht-Haus. Fünf Wochen später hat Schmidt Recht – und das Desaster ist perfekt: Die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses mit der expressionistischen Backsteinfassade, in dem Stadtbücherei und Volkshochschule zu Hause waren, wird sieben Millionen Euro teurer als veranschlagt.
Das geht aus Gutachten hervor, die die OGM in Auftrag gegeben hatte, nachdem Rostschäden an Stahlträgern festgestellt worden waren. Oberbürgermeister Klaus Wehling (SPD) hat die Spitzen der Fraktionen für Donnerstag ins Rathaus eingeladen.
Kosten für Brandschutz
Die Kosten für den Brandschutz seien „gravierend schlimmer als befürchtet“, sagt Wolfgang Große Brömer. Den Fraktionschef der SPD erreichte die Nachricht Donnerstag im Urlaub auf Kreta. Übermittler der Botschaft war „Orakel“ Schmidt. Die Kosten für den Umbau des Hauses seien nunmehr knapp „im zweistelligen Millionen-Bereich“ zu veranschlagen, Bücherei und VHS könnten „frühestens im Sommer oder Herbst 2011“ zurück, so Große Brömer.
Auch CDU-Fraktionschef Daniel Schranz erreichte die Einladung des OB im Urlaub; er weilt an der Ostsee. „Leider hat man vergessen, das Gutachten beizulegen. Herr Wehling gefällt sich einmal mehr in der Oberlehrerrolle, das muss aufhören.“ Ins gleiche Horn stößt Dirk Paasch, Fraktionsvorsitzender der Linken. Ursprünglich habe es geheißen, alle Fraktionen würden sofort informiert, nun dauere es eine Woche bis zum Termin. „Wahrscheinlich deshalb, damit die SPD das Gutachten schon einmal lesen kann.“ Paasch will am Montag das Papier einfordern.
Mehr als zehn Millionen Euro
Nach Informationen dieser Zeitung muss bei allen Decken im Bert-Brecht-Haus der Brandschutz verbessert werden. 90 Minuten lang darf im Falles eines Feuers kein Einsturz drohen (F-90). Die ursprünglich mit 2,5 Millionen Euro kalkulierte Sanierung wird nun mehr als zehn Millionen Euro verschlingen. Erst im Frühjahr dieses Jahres waren die Kosten von 2,5 auf 3 Millionen gestiegen. Während diese Summe aus dem Konjunkturpaket II finanziert wird, müssen die restlichen Millionen – mindestens zur Hälfte – aus dem Stadtsäckel fließen.
Zusätzliche Kosten entstehen auch durch die verlängerte Auslagerung von Bücherei und VHS (bislang 75 000 Euro). Und unausweichlich ist jetzt ein Umzug der Geschäfte im Erdgeschoss. Trotzdem: Das ganze Dilemma birgt Chancen. Dank der erforderlichen Entkernung des Gebäudes kann über den Zuschnitt der Räume auf allen Etagen neu nachgedacht werden.