Oberhausen. Der Elpenbach bahnt sich seinen Weg durch Sterkrade: teils wunderbar renaturiert, künftig aber auch in einem neuen unterirdischen Rohr.
Das Gute liegt oft so nahe: Vom Wahrheitsgehalt dieses Spruches haben sich jetzt über 30 Teilnehmer einer ungewöhnlichen Bach-Erkundung überzeugen können. Projektleiter Markus Pohl von der Emschergenossenschaft stellte bei einem rund 90-minütigen Spaziergang den Elpenbach und seine Zukunftsperspektiven vor. Das Projekt ist Teil des großen Emscherumbaus.
Am LVR-Industriemuseum St.-Antony-Hütte startete die lokale Expedition in die wohnortnahe Natur. Der Elpenbach hat hier einst dafür gesorgt, dass die erste Eisen- und Hüttenindustrie in der Region entstehen konnte. Denn dafür war eine verlässliche Wasserversorgung nötig, die der Elpenbach garantierte. Durch das noch gut zu erahnende historische Bachtal ging es hinab in Richtung Sterkrade-Mitte.
Der obere Elpenbach ist ein Ort zum Staunen. Hier hat die Stadt Oberhausen bereits in den 1990-er Jahren den Bachlauf renaturiert. Das Gewässer ist aus Rohren und Betonschalen befreit worden und hat schon damals weitestgehend seine natürliche Anmutung zurückerhalten: ein echter Genuss für Spaziergänger, denn stellenweise breitet sich der Elpenbach nun sanft und breit unter Bäumen aus. Althölzer liegen im Wasser, die Ufer sind grasbewachsen und laden zum Verweilen ein.
Recht schnell erreicht man dann allerdings einen Punkt im grünen Gelände, an dem diese Idylle abrupt beendet ist, denn der Elpenbach verschwindet hier unter der Erde und vermischt sich von diesem Punkt an mit Schmutzwasser aus der Kanalisation. Künftig ist allerdings von der Europäischen Union (EU) vorgeschrieben, dass bei natürlichen Gewässern eine solche Verunreinigung nicht mehr stattfinden darf.
Und deshalb startet die Emschergenossenschaft just an diesem Punkt im Jahr 2026 eine Großbaustelle: Ab hier entsteht der neue unterirdische Reinwasser-Kanal für den Elpenbach, der in seinen weiteren Abschnitten etwa unter der Teutoburger Straße und unter der Hallenbadkreuzung verläuft, um dann am Hirsch-Center in Richtung Bahnhofstraße einzubiegen.
Projekt in Sterkrade: Reinwasser-Kanal wird im unterirdischen Vortrieb gebaut
Großbaustelle? Staugeplagte Autofahrer, die bei diesen Worten einen Schreck bekommen haben, können sofort beruhigt werden: Die Emschergenossenschaft baut den Reinwasser-Kanal bis in Höhe des Technischen Rathauses Sterkrade im unterirdischen Vortrieb. Er gibt also nur ganz wenige offene Baugruben. Die Baustelle vollzieht sich größtenteils unter der Erde. Der Stadtverkehr rund um die viel befahrene Hallenbadkreuzung in Sterkrade wird durch das Großprojekt kaum beeinträchtigt.
Ab Technischem Rathaus wird dann allerdings ab dem Jahr 2026 kräftig gebuddelt, wie Projektleiter Markus Pohl und der Bereichsleiter Umwelt der Stadt Oberhausen, Markus Werntgen-Orman, beim Spaziergang erläuterten. Geplante Bauzeit: drei Jahre.
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Ab dem Technischen Rathaus ist ein unterirdischer Vortrieb des neuen Reinwasser-Kanals nicht mehr möglich. Und so machen die Stadt Oberhausen und die Emschergenossenschaft aus der Not eine Tugend, gestalten die Einkaufsstraße umfassend neu, verlegen dabei nicht nur den unterirdischen Reinwasser-Kanal, sondern versehen die Bahnhofstraße zudem oberirdisch mit einem kleinen Bachlauf nach Freiburger Vorbild („Bächle“). Dieser Bachlauf wird allerdings aus Regenwasser-Zisternen gespeist und nicht aus dem Elpenbach – er wird nur ein Rinnsal sein, ein symbolisches Zeichen für den unterirdischen Bachverlauf.
Noch 2020 hatte die damalige städtische Umweltdezernentin Sabine Lauxen davon gesprochen, dass der Elpenbach selbst durch die Bahnhofstraße fließen soll. Doch bei der Planung zeigte sich, dass sich diese Vision in der Praxis nicht umsetzen lässt. „Der Elpenbach fließt nach Sterkrade mit einem deutlichen Gefälle. Würde man den Bach oberirdisch durch die Bahnhofstraße in der dicht bebauten Innenstadt von Sterkrade laufen lassen, dann wäre die Gefahr sehr groß, dass bei Hochwasser oder Starkregen-Ereignissen die Keller und Geschäfte volllaufen würden“, erläutert Andrea Rickers, Sprecherin der „Zukunftsinitiative Klima-Werk“ bei der Emschergenossenschaft. „Dieses Hochwasser-Risiko ist der Hauptgrund dafür, dass der Elpenbach in der Sterkrader Innenstadt nur unterirdisch im Kanal weiterfließt.“
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Aber auch schon das künftige Sterkrader „Bächle“ verbessert das Stadtklima, lädt zu einem längeren Aufenthalt in der City ein und entlastet die allgemeine Kanalisation. Es wird ab dem Technischen Rathaus, mit kurzer Unterbrechung in Höhe Steinbrinkstraße, fast über die gesamte Bahnhofstraße bis zur Einmündung Holtkampstraße verlaufen. Die Gesamtinvestition für den Umbau der Sterkrader City beträgt 20 Millionen Euro.
Genau hier, also an der Holtkampstraße, zweigt dann künftig auch der unterirdische Reinwasser-Kanal des Elpenbachs ab. Er unterquert die Zugstrecke Oberhausen-Wesel und bahnt sich schließlich seinen Weg Richtung Nordwesten bis zum Hauptkanal Sterkrade, der kurz darauf in die Emscher mündet: ebenfalls renaturiert. Natürlich.
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