Oberhausen. So viel Geld packt eine Stadt für ein Zentrum selten an: Für 20 Millionen Euro soll die Bahnhofstraße grüner gemacht werden – und feuchter.

  • Das wird ein Kraftakt: Ab 2025 soll die Bahnhofstraße, die wichtige Fußgängerzone der Sterkrader Innenstadt umgekrempelt werden.
  • Die stark zugepflasterte Straße soll mit viel mehr Büschen und Bäumen versehen werden, die auch Dürrezeiten besser überstehen als die heutigen Straßenbäume.
  • Die Emschergenossenschaft sieht sich verpflichtet, einen neuen Reinwasserkanal unterirdisch unterhalb der Bahnhofstraße zu verbauen. Überirdisch soll aber auf über 300 Metern auch Wasser zu sehen sein – aus Sicherheitsgründen aber bedauerlicherweise nur ein Rinnsaal statt eines richtigen Baches.

Das nächste Großprojekt für Oberhausen-Sterkrade könnte man kurz so zusammenfassen: eine Zumutung, eine Herausforderung und eine Riesenchance. Die Bauarbeiten für die Umgestaltung des Kleinen Marktes in der Sterkrader Innenstadt laufen noch immer auf Hochtouren. Da kündigt sich schon die nächste Zerreißprobe für den sonst so beschaulichen Stadtbezirk an: Stadt und Emschergenossenschaft haben am Dienstagnachmittag den klimagerechten Umbau der Bahnhofstraße verkündet. Los gehen soll es bereits 2025.

Die Neugestaltung des Kleinen Marktes gilt aktuell noch als die größte innerstädtische Baustelle in Oberhausen. Ursprünglich sollten diese Bauarbeiten bereits im Frühjahr 2023 abgeschlossen sein. Doch es kam immer wieder zu Verzögerungen. „Eine Zumutung ist das“, hatten benachbarte Geschäftsleute ihrem Ärger angesichts hoher Umsatzeinbußen Luft gemacht. Die Stadt geht jetzt davon aus, dass Umbau und Verschönerung des Kleinen Marktes Mitte/Ende Juli 2023 fertiggestellt sein werden.

In dieser Lage schwärmen Stadt und Emschergenossenschaft auf einer Pressekonferenz am Dienstag (9. Mai 2023) bereits vom nächsten „Modellprojekt mit internationaler Strahlkraft“ – und meinen damit den klimagerechten Umbau der Bahnhofstraße, die Haupt-Fußgängerzone der Sterkrader City.

Sterkrader Fußgängerzone steht vor einer Mammutaufgabe

Im Jahr 2025 könnten die ersten Bagger dafür losrollen. Doch zuvor gilt es noch, diese Mammutaufgabe zu bewältigen: Alle Firmen, die unter dem Sterkrader Knotenpunkt Versorgungsleitungen betreiben, sollen zum zeitgleichen Fortschritt bewegt werden. Die Telekom plant dort eventuell einen Glasfaserausbau? „Dann aber parallel zur Erneuerung möglicherweise in die Jahre gekommener Gasleitungen“, gewährt Randolf Coburg als Geschäftsführer der Emscher Wassertechnik GmbH einen kurzen Einblick in seinen Koordinierungsjob.

Auch interessant

Denn seine Firma soll die künftigen Belastungen für den Einzelhandel und die Anwohnerinnen und Anwohner so gering wie möglich halten. Ist diese Herausforderung bewältigt, startet die Verwirklichung der eigentlichen Vision: „Den blau-grünen Wandel der Sterkrader Innenstadt“, fasst es Oberbürgermeister Daniel Schranz knapp wie treffend zusammen. Was bedeutet das?

So soll Oberhausen-Sterkrade einmal aussehen: (v.l.) Britta Santehanser (Projektsteuerung Emscher Wassertechnik GmbH), Randolf Coburg (Geschäftsführer Emscher Wassertechnik GmbH), Oberbürgermeister Daniel Schranz, Planungsdezernent Thomas Palotz und Maik Ballmann (Bereichsleiter Klimaschutz) stellen die Pläne vor..
So soll Oberhausen-Sterkrade einmal aussehen: (v.l.) Britta Santehanser (Projektsteuerung Emscher Wassertechnik GmbH), Randolf Coburg (Geschäftsführer Emscher Wassertechnik GmbH), Oberbürgermeister Daniel Schranz, Planungsdezernent Thomas Palotz und Maik Ballmann (Bereichsleiter Klimaschutz) stellen die Pläne vor.. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Bis Ende 2027 verlegt die Emschergenossenschaft unter der Bahnhofstraße einen neuen Reinwasserkanal. Das muss sie auch, denn dazu ist sie nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie gesetzlich verpflichtet. „Dieser Kanal soll die Kanalsysteme entlasten und zusätzliche Kapazitäten zur Aufnahme von Niederschlagswasser schaffen, um Überschwemmungen bei Starkregen vorzubeugen“, erläutert der Oberhausener Planungsdezernent Thomas Palotz.

Auffangbecken unter den Bäumen für Starkregen

Damit der Stadtteil künftig besser mit dem Klimawandel klarkommt, werden dann 13.600 Quadratmeter auf der Bahnhofstraße komplett neu gestaltet. „Wir wollen dort unter anderem 62 Bäume neu pflanzen“, führt Maik Ballmann, Leiter des städtischen Bereichs Klimaschutz, aus. Niederschlag soll verstärkt in Baumbeeten und -rigolen versickern. „Die Bäume können in Trockenzeiten auf dieses in den Rigolen angesammelte Wasser zurückgreifen, müssen kaum noch gegossen werden.“ Zeitgleich bieten diese Auffangbecken einen Schutz vor Überschwemmungen in Starkregenzeiten.

Vor dem Technischen Rathaus und insgesamt auf einer Länge von 320 Metern darf das Regenwasser dann auch überirdisch in einem kleinen Rinnsal plätschern. „Das darf allerdings aus Sicherheitsgründen nicht tiefer als zwei Zentimeter sein“, betont Ballmann. Blühende Inseln mit Sitzmöbeln sollen außerdem zum Verweilen einladen und die Attraktivität der Sterkrader Innenstadt erhöhen.

Eingeschränkter Betrieb für die Fronleichnamskirmes

Wie lange die Bauarbeiten für den klimagerechten Umbau der Bahnhofstraße in Sterkrade andauern, ist noch nicht abzusehen. Beginnen sollen die Arbeiten erst in zwei Jahren, im Laufe des Jahres 2025. Abgeschlossen sein müssen sie auf jeden Fall Ende 2027. Während der Bauarbeiten kann die Sterkrader Fronleichnamskirmes nur eingeschränkt stattfinden.

Nach den Bauarbeiten aber soll die in der gesamten Region beliebte Veranstaltung wieder in vollem Umfang stattfinden können. „Wir haben dafür sogar jeden einzelnen Baum mit den jeweiligen Standorten der Schausteller abgeglichen“, betont Maik Ballmann, Leiter des städtischen Bereichs Klimaschutz.

19,7 Millionen Euro aus Mitteln der Emschergenossenschaft, des NRW-Umweltministeriums sowie der Städtebauförderung fließen in das Projekt ein. Rund 700.000 Euro muss die Stadt Oberhausen alleine aufbringen. Oberbürgermeister Daniel Schranz meint: „Das lohnt sich, denn diese Maßnahme stellt Sterkrade für die Zukunft stark auf und ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung unserer Kommune.“

Lesen Sie dazu auch: