Oberhausen. Nach dem Umbau des Kleinen Marktes steht das nächste Groß-Bauprojekt bevor. Sterkrader müssen sich ab 2025 auf Einschränkungen einstellen.
Der Kleine Markt in Sterkrade macht sich. Arbeiter verlegen die letzten Pflastersteine, die Geschäfte sind wieder erreichbar. Nach dem Frust über die Dauer-Baustelle kehrt in der Sterkrader Innenstadt wieder Frieden ein. Doch die Bagger werden nicht lange still stehen: Voraussichtlich ab 2025 wird auf der Bahnhofsstraße gebaut – und das für mehrere Jahre. Ein Mega-Projekt soll die City „blau-grün“ machen.
Wie berichtet, soll der Elpenbach künftig durch die Innenstadt fließen. Hintergrund ist eine EU-Richtlinie, die besagt, dass alle Gewässer in Europa in einem „guten ökologischen Zustand“ sein sollen. So drückt es Markus Pohl von der Emschergenossenschaft aus. Weil in Sterkrade der Alsbach, der Reinersbach und der Elpenbach durch die Kanalisation ins Klärwerk fließen, muss die Emschergenossenschaft bis Ende 2027 handeln. Dann läuft die Frist der Europäischen Union ab.
Emschergenossenschaft verlegt 1,20 Meter dickes Rohr unter die Bahnhofstraße
Was in Brüssel entschieden wurde, hat Folgen für die Bürgerinnen und Bürger in Sterkrade: In zwei Jahren rollen wieder die Bagger in der City. Denn der Elpenbach soll auf 700 Metern mitten durch die Stadt fließen. Allerdings nicht überirdisch. „Das würde schon allein deshalb nicht funktionieren, weil die Bürger dann in ein tiefes Loch fallen würden“, sagt Markus Werntgen-Orman, Projektleiter des „Klima-Quartiers Oberhausen-Sterkrade“. Denn der Bach fließt unterirdisch relativ tief durch ein 1,20 Meter dickes Rohr. Die Emschergenossenschaft muss deshalb die Bahnhofstraße aufreißen. Wie und wann genau gebaut wird, ist noch nicht klar. Die Ausschreibung startet erst noch.
Doch die Tiefbauarbeiten für das neue Bett des Elpenbaches sind nicht die einzigen Arbeiten, die die Bahnhofstraße umkrempeln werden: Denn die Oberhausener Stadtverwaltung möchte „die Chance nutzen“ und im Zuge des Umbaus für den Bach die Bahnhofsstraße aufhübschen und dem Klima anpassen. Aus bisher nur zehn Bäumen sollen beispielsweise künftig 60 Bäume werden. Zudem soll es einen oberirdischen Bachlauf auf 350 Metern mit Regenwasser geben. Sogenannte Rigolen unter den Bäumen, eigentlich große Regentonnen, fangen das Wasser auf. Parkbänke und Blumen machen die Sterkrader Innenstadt „blau-grün“.
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„Die Innenstadt wird schöner“, wirbt Stadtplaner Thomas Palotz für Verständnis der Bürgerinnen und Bürger. Die Aufenthaltsqualität in der Sterkrader City sei bisher „mäßig“. Das soll sich bis Ende 2028 ändern. Deshalb investiert die Stadt geschätzt zwei Millionen Euro. Insgesamt plant sie mit Ausgaben von zwanzig Millionen Euro und erhofft sich für 18 Millionen Euro eine Förderung. Mehr als zehn Millionen Euro gibt die Emschergenossenschaft für den Kanalbau aus, also fließen etwa 30 Millionen Euro in die Bahnhofstraße.
Sterkrade: Bürgerveranstaltung am 4. September 2023 geplant
Um die „Klimaresilienz“ in der dicht bebauten Innenstadt zu erhöhen, hat die Stadt auch den Kleinen Markt nach dem Vorbild einer Schwammstadt umgebaut. Allerdings dauerten die Arbeiten länger als gedacht, die Händler litten geschäftlich und beschwerten sich. „Wir haben ein paar Dinge gelernt“, sagt Palotz mit Blick auf das nächste Projekt. Man wolle die Kommunikation verbessern, die Bürger frühzeitig ins Boot holen. Am 4. September 2023 wird es deshalb eine Bürgerveranstaltung geben: Ab 17 Uhr stellen Projektleiter der Stadt und der Emschergenossenschaft in der St. Bernadus-Kapelle, Dorstener Straße 188, die Maßnahmen vor. >>>Sparkasse bietet Wohnungen doppelt so teuer wie üblich an
Mit dem Umbau auf der Bahnhofstraße, sagt Palotz, stelle sich die Stadt „grundsätzlichen Fragen der Klimaanpassung“. Sterkrade ist besonders stark versiegelt. Der Stadtteil gilt als „eine der größten Hitzeinseln“. Heiße Temperaturen und stickige Luft sind das eine Extrem. Das andere sind die Starkregen-Ereignisse. Durch den Umbau sollen Unwetterschäden verhindert werden.
Im Falle eines Starkregens biete das Rohr des Elpenbachs künftig ausreichend Kapazität, das Wasser abzutransportieren, gibt Markus Pohl von Emschergenossenschaft an. Auch deshalb komme ein oberirdischer Verlauf nicht in Betracht. „Wir hätten uns das auch gewünscht“, sagt Werntgen-Orman. Als Alternative wird ein Bachlauf nachgebaut – für eine kleine Abkühlung an heißen Sommertagen.