Oberhausen. Drei Namen aus dem Bürgerbeteiligungs-Verfahren lagen auf dem Tisch, um einen 19-Millionen-Bau in Oberhausen zu benennen. Doch keiner wurde es.
Jugendzentrum, Stadtteilbibliothek und Mehrzweckaula der Gesamtschule Osterfeld – 19 Millionen Euro kostet der für den gesamten Oberhausener Stadtbezirk wichtige Neubau, der nicht nur Schülerinnen, sondern auch Vereinen, Clubs, Initiativen und normalen Bürgern eine neue Heimat bieten soll.
Doch nicht die Gestaltung der Fassade, die Größe des Gebäudes oder die Platzierung sorgen für hitzige Gemüter, sondern die Benennung dieses architektonischen Klotzes im Herzen von Osterfeld. Apropos „Klotz“ – schon alleine dieses Wort empört den einen oder anderen im Rat. Denn auch dieser Name war ein offizieller vorläufiger Vorschlag für die Benennung des Gebäudeensembles. Insgesamt über 100 Namensvorschläge gingen per Internet ein, denn die Bürgerinnen und Bürger sollten den neuen Namen finden, um sich besser mit diesem Gebäude zu identifizieren.
Bürokratisch klingenden „Multifunktionskomplex“ durch volksnahen Namen ersetzen
Der zwar von Beginn an korrekte, aber doch sehr bürokratisch klingende Name „Multifunktionskomplex“ sollte durch eine handfeste, volksnahe Bezeichnung abgelöst werden. Ein Workshop aus erfahrenen Fachleuten im Sommer 2023, darunter auch der Osterfelder Bezirksbürgermeister Thomas Krey (SPD), siebte aus den vielen Vorschlägen drei Namen heraus – und erfüllte damit formal seine Aufgabe im Beteiligungsverfahren der Stadtspitze.
Herausgekommen waren nach langer und arbeitsreicher Diskussion „K.L.O.T.Z.“, „Osterfelder Bude“ und „OHA“ (Abkürzung für Osterfelder Haus). „Wir haben uns einen ganzen Tag lang hingesetzt und überlegt, was gut ankommt“, schildert Krey die Lage während der Ratssitzung am Montag, 5. Februar 2024, beim Tagesordnungspunkt 19. Denn Stadtspitze und Politik fanden die Entscheidung für den Namen dieses Zentrums so wichtig, dass der Rat darüber einen Beschluss fassen sollte.
Nur leider kamen die Varianten bei den Stadtoberen dann aber nicht so gut an. Zusammen mit den Fraktions- und Gruppenvorsitzenden im Ältestenrat verwarf Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) die komplette Dreier-Auswahl. „Klotz, Bude, OHA – diese Namen werden dem Projekt überhaupt nicht gerecht“, sagte die stellv. CDU-Fraktionsvorsitzende Gundula Hausmann-Peters in der Ratssitzung am Montag. „Diese drei Namen hätten das Projekt der Lächerlichkeit preisgegeben.“
Allerdings fielen dem Ältestenrat und der Stadtspitze selbst nur ein Allerweltsname ein: „Forum Osterfeld“ und damit durchaus einer, wie mehrere versichern, der sich auch unter den hundert Bürger-Vorschlägen befunden hat. In der Beschlussvorlage für den Rat sollte nun aber dieser Name nicht mehr für das ganze Gebäude gelten, sondern nur für die Aula. Denn die Stadtteilbibliothek soll weiter so heißen und das Jugendzentrum soll von den künftigen jugendlichen Besuchern namentlich getauft werden. Auffälligerweise verschwieg das Papier die drei Namen aus dem Workshop lieber schamvoll.
Mehrheit stimmt für den neuen Namen „Forum Osterfeld“
„Natürlich kann man über Namen streiten, aber jetzt soll es genau der Name Forum sein, den wir auf keinen Fall wollten“, schildert Krey die Stimmung im Workshop. Denn diese Bezeichnung sei zu sehr verbunden mit Einkaufszentren, die tatsächlich wie das Mülheimer CIty-Einkaufscenter gerne mal Forum heißen. „Es kann jedenfalls nicht sein, dass man erst ein Bürgerbeteiligungsverfahren startet und es dann ignoriert“, findet Krey. „Das ist ein Unding. Mit den Workshop-Teilnehmern hat dann keiner mehr geredet.“ Auch Grünen-Ratsherr Andreas Gadde kritisiert den Umgang mit dieser Bürgerbeteiligung. FDP-Gruppenchef Marc Hoff gibt allerdings zu Bedenken, dass „Bürgerbeteiligung nicht Bürgerentscheidung“ bedeutet. Und Hausmann-Peters (CDU) warnt davor, Bürgerbeteiligung und Workshops absolut zu setzen.
So stimmte zwar schließlich eine breite Mehrheit im Rat am Montag für das „Forum Osterfeld“. SPD und AfD aber stimmten dagegen. Die Linken enthielten sich lieber, blieben neutral.
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