Oberhausen. Im Winter und an den Festtagen plagt viele Menschen die Einsamkeit oder sie rutschen in depressive Verstimmungen ab. Hilfsangebote in Oberhausen.
Wenn die Tage dunkler werden und die Weihnachtszeit naht, fühlen sich viele Menschen einsam, die Stimmung ist gedrückt, manchmal bahnt sich sogar eine Depression an. Doch auch wenn Therapieplätze rar sind und die Wartelisten lang, müssen Betroffene mit ihren Problemen nicht selbst fertig werden. Sie erhalten an vielen Stellen in Oberhausen unkompliziert und schnell Hilfe. Angehörige, die sich um ein Familienmitglied oder Freundinnen und Bekannte Sorgen machen, können ebenfalls eine Einschätzung und Ratschläge erhalten.
„Depressive Verstimmungen sind in den Wintermonaten nicht unüblich“, weiß Christian Sauter vom Gesundheitsamt der Stadt Oberhausen. Besonders ältere Menschen leiden in dieser Zeit unter Einsamkeit. Wichtig sei es, sich Hilfe zu suchen, „wenn man anfängt, darunter zu leiden“. Bei akuten Notfällen rät er, den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 anzurufen. Dort erhalten die Anrufenden allerdings keine sofortige Hilfe, sondern werden weitervermittelt. Bei psychiatrischen Notfällen können Betroffene sich in Oberhausen an die Psychiatrischen Institutsambulanzen (PIA) am Ameos-Klinikum St. Josef im Marienviertel (Mülheimer Straße 83, Tel.: 0208 - 83 76 060) und am Johanniter-Krankenhaus (Steinbrinkstraße 96a, Tel.: 0208 - 69 74 151) wenden.
Die meisten Betroffenen warten zu lange, bis sie sich Hilfe suchen
Für jeden und jede, die sich Hilfe suchen möchte, ist der erste Schritt oft der schwierigste: fremde Personen anzurufen und ihnen von ihren Sorgen zu berichten. Viele denken, die eigenen Probleme sind nicht so wichtig und wollen sich nicht blamieren, berichtet Christian Sauter. Ist mir langweilig? Bin ich einsam? Fühle ich mich traurig und bedrückt? Habe ich eine depressive Verstimmung? Die Grenzen seien fließend. Die Konsequenz: „Die meisten warten zu lange“, sagt Sauter. Sie suchten sich erst dann Hilfe, wenn sie das Problem nicht mehr ignorieren können.
Wer noch nicht in die Depression abgerutscht sei, schaffe es oft selbst, sich wieder hinauszuziehen, berichtet Sauter. Was dabei unterstützen könne, sei, sich (realistische) Ziele zu setzen, sich auf positive Ereignisse in der Zukunft zu freuen, Freunde zu treffen, sich vielleicht ein Haustier anzuschaffen. „Aber wenn man zu tief in der Depression steckt, bringt das nichts.“ Wer dann gut gemeinte Ratschläge wie diese gibt, helfe den Betroffenen damit meist nicht. Sie fühlten sich nicht wertgeschätzt und so, als würde man ihr Problem oder ihre Situation nicht anerkennen.
Was Angehörige, die sich Sorgen machen, tun können
Für Angehörige hat Christian Sauter daher einen Tipp: „Nicht versuchen, den Hobby-Psychologen zu spielen.“ Wichtiger sei es, Betroffene zu unterstützen und ihnen Nähe zu geben. „Es ist entscheidend, dass man da ist“, sagt er. Angehörige könnten in so einer Situation gar nicht so viel falsch machen, solange sie nicht wegschauen. Man sollte allerdings nicht gekränkt sein, wenn das Gegenüber die angebotene Hilfe nicht annehmen will, erklärt er. Dies sei eine natürliche Abwehrreaktion. Wenn die betroffene Person sich aber helfen lassen möchte, könne man zum Beispiel gemeinsam bei Beratungsstellen anrufen und Termine wahrnehmen, schlägt er vor.
Von diesen Beratungsstellen gibt es in Oberhausen verschiedene. Auch für Angehörige, die sich um ein Familienmitglied oder Freundinnen und Bekannte Sorgen machen, gibt es Hilfsangebote. Einige sind auch zwischen Weihnachten und Neujahr zu erreichen. Eine Übersicht.
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Kontakt- und Beratungsstellen
Im Psychosozialen Gesundheitszentrum des Diakoniewerks Oberhausen finden alle Menschen Hilfe, „die das Gefühl haben, dass sie einsam sind und darunter leiden“, erklärt Frank Bremkamp. Auch zwischen Weihnachten und Neujahr können Betroffene und ihre Angehörigen dort Unterstützung oder einfach eine Einschätzung bekommen, welche Hilfe nötig ist und ob Behandlungsbedarf besteht. Das Psychosoziale Gesundheitszentrum (PGZ) der Diakonie befindet sich an der Steinbrinkstraße 158 in Oberhausen-Sterkrade. Erreichbar ist es telefonisch unter 0208 - 63 58 700 und per Mail: pgz@diakoniewerk-oberhausen.de. Mehr Infos: www.diakoniewerk-oberhausen.de/psychosoziales-gesundheitszentrum. Die Diakonie bittet darum, für einen Beratungstermin vorher anzurufen.
Die Kontakt- und Beratungsstelle (KOBS) der Caritas in Oberhausen bietet psychisch erkrankten und einsamen Menschen Unterstützung durch Einzel- und Gruppengespräche. Wer sich allein fühlt, traurig oder bedrückt ist, kann außerdem für Kaffee, Kekse und Gespräche mit Beratungspersonen und anderen Betroffenen vorbeikommen. „Wem die Decke auf den Kopf fällt, ist hier willkommen“, sagt Sandra Emschermann von der Caritas.
Auch zwischen den Feiertagen gibt es in den Einrichtungen der Caritas Angebote: Im Gleis 51 an der Mülheimer Straße 111 erhält man am 24. und 25. Dezember von 12 bis 14.30 Uhr ein Essen für zwei Euro (wenn möglich, bitte vorher anmelden: 0208 - 30 71 77 91, gleis51@caritas-oberhausen.de). Am 26. Dezember können Betroffene von 11 bis 14 Uhr für Kaffee und Kekse zur Mülheimer Straße 202 kommen. Und auch an Silvester und Neujahr erhalten Einsame im Gleis 51 Kaffee und Kuchen: am 31. Dezember 2023 von 12 bis 14.30 Uhr, am 1. Januar 2024 von 11 bis 14.30 Uhr.
Im kommenden Jahr gibt es dann wieder die regelmäßigen Angebote der Caritas, zum Beispiel Frühstück immer montags um 10 Uhr und einen offenen Treff am Donnerstag von 14 bis 18 Uhr (beides in der KOBS). Mehr Infos: www.caritas-oberhausen.de/psyche/psyche
Eine weitere Anlaufstelle für psychisch erkrankte oder belastete Menschen befindet sich am Friedensplatz 8 (Ecke Langemarckstraße) in der Oberhausener Innenstadt. Dort gibt es zum Beispiel von 10 bis 11 Uhr Frühstück für zwei Euro – auch am 27., 28. und 29. Dezember, dann sogar als etwas größerer Brunch. In der Intego-Beratungsstelle sind außerdem ausgebildete Beratungspersonen ansprechbar, die oft selbst Erfahrungen mit zum Beispiel Sucht oder Depressionen gemacht haben. Kontakt: 0208 - 81 08 663. Mehr Infos: www.intego-ruhr.de/kontakt-beratungsstelle
Beratungsangebote bei der Stadt
Angehörige, Kinder und Jugendliche finden Unterstützungsangebote bei der Psychologischen Beratungsstelle der Stadt Oberhausen. Hier gibt es zum Beispiel Hilfe bei Familienkrisen und Partnerschaftsproblemen. Beratung und Therapie erfolgt auf freiwilliger Basis und ist kostenlos. Mehr Infos: www.oberhausen.de
Für Erwachsene gibt es bei der Stadt Oberhausen die Möglichkeit, sich beim Sozialpsychiatrischen Dienst beraten zu lassen. Auch alkohol- und medikamentenabhängige Menschen finden hier Ansprechpartner. Ein Team aus Facharzt und Sozialarbeitenden vermittelt weiterführende therapeutische und rehabilitative Angebote. Mehr Infos: www.oberhausen.de. Wenn Süchte eine größere Rolle spielen, ist das Kompetenzzentrum Suchtberatung die richtige Anlaufstelle. Mehr Infos: www.oberhausen.de/suchtberatung
Selbsthilfe in Oberhausen
Wer für das neue Jahr den Vorsatz fasst, sich den eigenen Ängsten und Nöten zu stellen, kann zum Beispiel Teil einer der vielen Selbsthilfegruppen in Oberhausen werden. Auf der Internetseite der Selbsthilfekontaktstelle (www.paritaetischer-oberhausen.de/selbsthilfe-kontaktstelle) ist ein Überblick über alle Gruppen zu finden, die es bereits in der Stadt gibt. Aber auch solche, die sich in der Gründung befinden, wie zum Beispiel die Gruppe „Gemeinsam einsam“ sind dort aufgeführt. Infos gibt es auch telefonisch, allerdings erst wieder im neuen Jahr (ab dem 2. Januar) unter 0208 - 30 19 620.
Wenn die Sorgen aber zu groß sind, um bis zum neuen Jahr zu warten, ist die kostenlose Telefonseelsorge zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar: 0800 - 11 10 111 oder 0800 - 11 10 222.