Oberhausen. Der Hamas-Terror in Israel erschüttert die jüdischen Gemeinden. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, zeigt die Polizei in Oberhausen Präsenz.

Nein, das Gemeindeleben am Duisburger Springwall werde man nicht einschränken müssen, sagt Alexander Drehmann. Der Geschäftsführer sieht die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen „in guten Händen“, denn: „Die Polizei hier in Duisburg und in Oberhausen leistet gute Arbeit.“ Die Stimmung allerdings unter den jüdischen Gläubigen der über 2800 Mitglieder zählenden Gemeinde „ist am Boden“, bestätigt Drehmann: „Dies ist der schlimmste Krieg in Israel seit 50 Jahren.“

In Duisburg hat unterdessen ein „Bündnis Palästina Solidarität Duisburg“ für den Montagabend (9. Oktober) eine Demonstration mit 20 Teilnehmern auf dem Brückenplatz in Hochfeld angemeldet, also im Stadtteil westlich der Synagoge nahe dem Innenhafen. „Konflikte außerhalb Deutschlands sollten nicht nach Deutschland getragen werden“, sagt der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde.

Drehmann: Wer Morde feiert, gehört abgeschoben

Für ein „persönliches Statement“ findet Alexander Drehmann deutliche Worte: Es sei „idiotisch, niveaulos und menschenverachtend“, wie in Berlin die palästinensische Gruppe „Samidoun“ die terroristischen Morde gefeiert habe. „Jeder hat das Recht auf eine dumme Meinung, das ist Demokratie“, so Drehmann weiter. Doch wer sich als „Gast“ – gemeint ist, als nicht-deutscher Staatsbürger – an derart „widerlichen“ Aktionen beteilige, der gehöre schnellstmöglich abgeschoben.

„Unser Gemeindeleben wollen wir nicht einschränken“, sagt Alexander Drehmann, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen.
„Unser Gemeindeleben wollen wir nicht einschränken“, sagt Alexander Drehmann, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Der Gemeindevorstand am Springwall werde noch eruieren, so ihr Geschäftsführer, wie man Zeichen der Solidarität mit Israel zeigen will, ob man etwa selbst zu einer Demonstration aufrufen werde. Lev Schwarzmann, der Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde „Perusch“ am Oberhausener Friedensplatz, räumt allerdings ein: „Wir sind zu klein, um eine eindrucksvolle Kundgebung zu organisieren.“ Die unmittelbare Reaktion auf die Terrorangriffe der Hamas sei: „Wir sind aufmerksamer geworden.“

Schwarzmann: Feinde sollen ihr Ziel nicht erreichen

Auch die Polizei – bis nächstes Jahr noch mit dem Präsidium auf der anderen Seite des Friedensplatzes – habe ihre Aufmerksamkeit verstärkt. Mit geradezu demonstrativer Sichtbarkeit: Denn ein Polizeiwagen steht nun unmittelbar vor dem sonst so unauffälligen Eingang zu den „Perusch“-Gemeinderäumen.

Lev Schwarzmann erzählt, wie seine vor 18 Jahren von 15 einstigen Bürgern der UdSSR gegründete liberale Gemeinde, am vergangenen Sonntag (8. Oktober) das Fest Simchat Tora („Freude der Tora“) feierte, während die furchtbaren Nachrichten aus Israel eintrafen: „Wir haben eine Schweigeminute gehalten“, sagt der Gemeindevorsitzende, „für die Kriegsopfer in Israel, aber auch in der Ukraine.“ Eigentlich sei Simchat Tora ein lebensfrohes Fest mit Musik und Tanz. Die Musik hat bei dieser Feier des jüdischen Jahres 5783 nicht gespielt. „Dieser Tag wird wohl bei allen in Erinnerung bleiben“, sagt Lev Schwarzmann: „Jeder hielt die Tora und drückte sie fest an sich.“ Seine Gemeinde behalte ihre Zuversicht: „Die Feinde sollen ihr Ziel nicht erreichen.“

„Multi“-Reisende sind geschockt von Terror-Nachrichten

In Jerusalem waren neun Familien vom 25. Juni bis 6. Juli Gastgeber für die „Multi“, Oberhausens internationale Jugendbegegnung. Wolfgang Heitzer, viele Jahre „Multi“-Macher als Vorgänger von Marc Grunenberg, war im Sommer in Israel dabei und konnte am Wochenende fast alle Gastgeber-Familien erreichen: „Wir sind alle geschockt.“

Einige der israelischen „Multi“-Freunde sind nun zu den Streitkräften einberufen, erfuhr Heitzer, andere helfen im Krankenhaus: „Die Jüngeren engagieren sich ehrenamtlich.“ Von den jugendlichen Israel-Reisenden des Sommers versuchen viele nun, aus Oberhausen über die sozialen Medien den Kontakt nach Jerusalem zu halten, um auf diese Weise ihren Freundinnen und Freunden beizustehen.