Oberhausen. In sechs Ausbildungsberufen sind junge Leute aus Oberhausen die Besten. Zu ihnen gehört ein Maurer, den der Chef mit einem Angebot überraschte.

In sechs Berufen haben junge Leute aus Oberhausen bei der jüngsten Gesellenprüfung die besten Ergebnisse erzielt. Einer von denen, die sogar im gesamten Kammerbezirk Düsseldorf die Nase vorn hatten, überzeugt derart, dass ihn sein Chef als Nachfolger im Blick hat.

Nach dem Abi ein Praktikum auf dem Bau

Tim Muscheid legt ein Engagement an den Tag, das Firmenchef und Ausbilder Jürgen Bunk nachhaltig überzeugt.
Tim Muscheid legt ein Engagement an den Tag, das Firmenchef und Ausbilder Jürgen Bunk nachhaltig überzeugt. © VOLKER H. FLECHT

Als Tim Muscheid (23) an der Heinrich-Böll-Gesamtschule sein Abitur ablegte, war er beruflich zunächst noch unentschlossen, wollte dann aber erst einmal etwas Handwerkliches ausprobieren. „Wir haben ihn zunächst als Praktikant aufgenommen“, erzählt Jürgen Bunk, Geschäftsführer der gleichnamigen Baufirma. Der Job als Maurer machte dem jungen Mann so viel Spaß, dass er blieb.

Ob auf der Baustelle oder im Unterricht: Der Oberhausener legte ein beeindruckendes Engagement an den Tag, sagt der Firmenchef. Die Ausbildung verkürzte er auf die Hälfte der Zeit, zumal Tim Muscheid auch noch im Bildungszentrum für die überbetriebliche Ausbildung beste Ergebnisse schaffte. Inzwischen besucht er die Meisterschule, wozu er ein Stipendium der Begabtenförderung des Handwerks bekommen hat. Wenn er dort nicht die Schulbank drückt, „verbringt er jede freie Minute bei uns im Betrieb“, erzählt Bunk. Der 55-Jährige ist inzwischen so überzeugt von dem Nachwuchstalent, dass Muscheid eines Tages seine Nachfolge antreten soll. Er selbst hat die heute 20-köpfige Firma von seinem Vater übernommen, der den Betrieb 1969 gründete.

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Gesellin will den väterlichen Betrieb übernehmen

Lisa Poschlod hat den Beruf der Anlagenmechanikerin gelernt und die Prüfung mit Bravour bestanden.
Lisa Poschlod hat den Beruf der Anlagenmechanikerin gelernt und die Prüfung mit Bravour bestanden. © Poschlod

In die Fußstapfen ihres Vaters will auch Lisa Poschlod treten, der in Dinslaken eine Heizungs- und Sanitärfirma führt. Die Ausbildung als Anlagenmechanikerin hat sie allerdings nicht im elterlichen Betrieb absolviert, sondern im Unternehmen Vanscheidt-Drießen. „Dort habe ich mich sehr wohl gefühlt“, sagt die 22-Jährige, hebt den kollegialen Umgang in der Firma hervor.

Geschätzt hat die junge Oberhausenerin zudem die überbetrieblichen Lehrgänge, weil sie dort Fertigkeiten lernte, die ihr zusätzlich im Beruf helfen. Jetzt will sie den Meistertitel erwerben und hat inzwischen bei ihrem Vater angeheuert. Über den Erfolg, die beste Auszubildende in ihrem Metier zu sein, „habe ich mich sehr gefreut, zugleich war ich auch vollkommen überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet“.

Das Handwerk liegt dem Prüfling mehr

Rund ein Dutzend Ausbildungsberufe

Weit über 80 junge Menschen haben an der Lossprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Mülheim an der Ruhr-Oberhausen teilgenommen. Zu dem Festakt fanden sie sich in der Stadthalle Mülheim ein.
Aus technischen Gründen kann die Kreishandwerkerschaft eigenen Angaben zufolge keine Gesamtzahl aller Prüflinge nennen.

In rund einem Dutzend Berufe haben die Auszubildenden ihre Prüfung abgelegt. Die Anzahl in den einzelnen Gewerken ist recht unterschiedlich, es können 30 aber auch 50 junge Menschen sein.

Rick Neumann erging es ebenso, der unter den Hochbaufacharbeitern Fachrichtung Maurer auf dem ersten Platz landete. Hatte der 18-Jährige zunächst vor, am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium das Abitur zu absolvieren, entschied er sich dann doch fürs Handwerkliche. „Das liegt mir mehr“, sagt der Oberhausener. Mit dem Unternehmen Geese-Bau fand er einen Betrieb, in dem seit der Gründung 1957 rund 300 junge Menschen ihre Lehre durchlaufen haben.

Immer wieder stellte der Betrieb Geese-Bau Jahresbeste. Die Prüfung hat Neumann durchaus als eine Herausforderung gesehen, die er dann doch locker geschafft hat. Das Gesellenstück, ein mehreckiges Mauerwerk, in sieben Stunden zu errichten, brachte ihm zwar ein paar Schweißperlen auf die Stirn. Die Mühen haben sich gelohnt, er kann im Unternehmen bleiben.

Vom Maschinenbau in die Tischlerei

Doppelt so alt wie Rick Neumann ist Sebastian Bischof, nämlich 36 Jahre: Er schlug nach einem Maschinenbaustudium neue Wege ein und fand sich in der Schreinerei Kempkes wieder. Acht Auszubildende beschäftigt Firmenchef Uwe Kempkes (63). Er findet viele lobende Worte für den Mann, der im Tischlergewerk an der Spitze lag.

„Ein bisschen anstrengend war die Zeit schon“, sagt Bischof rückblickend, doch der Beruf sei für ihn nun mal genau das Richtige. Das Gesellenstück, ein Sideboard, zu planen und anzufertigen, „war auch gerade angesichts des Erfolgs die Mühe wert“. Begeistert zeigt er sich von der technischen Ausstattung seines Lehrbetriebes, der über die neue Generation an CNC-Technik verfügt.

Lob für die Ausbildung im Elektrobetrieb

Ähnlich wertschätzend äußert sich auch René Vermaßen (23) über seinen Ausbildungsbetrieb, die Firma Elektro Koppen. Das Unternehmen habe ihn sehr gut geschult und begleitet. Die Ausbildung „war schon mit viel Lernerei verbunden, aber das ist ja selbstverständlich“. Profitiert hat er zudem vom internen Werkstattunterricht, um eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten noch auszubauen. Ausbilder Marc Wießner (38) hebt den Einsatz des frisch gebackenen Gesellen hervor, der auch gleich übernommen wurde. Rund 60 Beschäftigte hat der Elektrobetrieb, davon sind 16 Auszubildende.

Dachdecker aus voller Überzeugung

Dachdecker Jan Pascal Goller: „Beruf mit Zukunft“
Dachdecker Jan Pascal Goller: „Beruf mit Zukunft“ © Goller

Wie die übrigen Azubi-Besten konnte auch Jan Pascal Goller in seinem Ausbildungsbetrieb bleiben. Der 22-Jährige hat im Unternehmen Kuhlkamp gelernt und jetzt den Gesellenbrief als Dachdecker in der Tasche. In seinem Jahrgang die Nase vorn zu haben, „damit habe ich nicht gerechnet“, sagt er. Um so größer ist die Freude.

In ihm haben Oberhausener die Dachdecker einen Mann, der von seinem Beruf ganz und gar überzeugt ist, denn die Tätigkeit „genießt nun mal Ansehen“, betont er. Und schließlich hat die Zunft der Dachdecker nach seiner festen Überzeugung Zukunft, „weil sich das ganze Arbeitsspektrum so schnell nicht von einer Maschine erledigen lässt“. Im Übrigen ist auch Goller wie Tim Muscheid der Beste seines Fachs im gesamten Kammerbezirk Düsseldorf.

Die besten Azubis Rick Neumann (Hochbaufacharbeiter), René Vermaßen (Elektroniker) und Sebastian Bischof (Tischler), vordere Reihe v. l., mit den Vertretern ihrer Ausbildungsbetriebe Olaf Rohmert (Geese-Bau), Marcel Wiesner (Elektro Koppen) und Uwe Kempkes, Chef der gleichnamigen Tischlerei (hintere Reihe v. l.).
Die besten Azubis Rick Neumann (Hochbaufacharbeiter), René Vermaßen (Elektroniker) und Sebastian Bischof (Tischler), vordere Reihe v. l., mit den Vertretern ihrer Ausbildungsbetriebe Olaf Rohmert (Geese-Bau), Marcel Wiesner (Elektro Koppen) und Uwe Kempkes, Chef der gleichnamigen Tischlerei (hintere Reihe v. l.). © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz