Oberhausen. Die Oberhausener sind sauer auf den bayerischen Möbelunternehmer Segmüller - sie prangern das Verhalten des Firmenchefs in einem Brief an.
Ein „starkes Zeichen“ der gewählten Politik an die Adresse des Möbelhändlers Segmüller in Friedberg bei Augsburg hat sich Sterkrades Bezirksbürgermeister Ulrich Real (SPD) von der Bezirksvertretung gewünscht - und bekommen. Es geht um das ehemalige Möbelhaus Finke am Neumarkt, das bereits seit vielen, vielen Jahren mitten in der Sterkrader City leer steht und verkommt. Die Bezirksvertretung hat ihm nun mit breiter Mehrheit grünes Licht für einen harschen Brief an Firmenchef Johannes Segmüller gegeben.
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Real wirft dem Möbelunternehmer darin vor, die Sterkrader seit Jahren hinzuhalten und sein Wort gebrochen zu haben, in diesem Sommer endlich konkrete Pläne dafür vorzulegen: „Sie haben mehrfach versichert, für Sterkrade eine hochwertige, alternative Planung vorzulegen. Tatsächlich haben Sie viele Jahre die Sterkrader Bürgerschaft hingehalten."
Bis zum Sommer entsprechende Pläne angekündigt
Denn seit dem vergangenen Jahr steht eigentlich fest, dass Segmüller das Möbelhaus abreißen und das Gelände neu bebauen will. Gedacht ist an Wohnungen, Gastronomie und anderen Einzelhandel. Entsprechende grobe Pläne haben die Fachleute im Rathaus dafür auch entworfen.
Im März 2023 kehrten Oberbürgermeister Daniel Schranz und Beigeordneter Thomas Palotz von einer Reise zum Unternehmen nach Bayern zurück - damals sogar recht optimistisch. Ergebnis ihrer persönlichen Gespräche mit den Hauptverantwortlichen: Segmüller will das Gelände selbst entwickeln. Der Familienbetrieb kündigte bis zum Sommer 2023 entsprechende Pläne an. Um sie in die Tat umsetzen zu können, müsste noch im Rathaus ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Dabei wird in einer mehrjährigen Prozedur in einer großen Karte exakt festgehalten, wo das Gelände wie bebaut werden darf.
Hubert Cordes beantragt Aussprache in Aktueller Stunde
Bis heute wartet man im Rathaus aber vergeblich auf das Konzept aus Friedberg. Deshalb hat Bezirksvertreter Hubert Cordes (SPD) eine Aussprache darüber in der Bezirksvertretung beantragt. Sein Parteifreund Ulrich Real hat die Debatte dazu genutzt, das bereits mehrere Jahre andauernde Warten auf die Bayern noch einmal anschaulich zu machen: "2015 hatte Segmüller das Möbelhaus am Neumarkt gekauft - seitdem werden wir vertröstet."
Noch 2019 habe es geheißen, man halte am Möbelhaus-Standort fest. Bei einer Videokonferenz mit den Verantwortlichen im Rathaus im Frühjahr 2022 sei dann gesagt worden, wenn man nicht, wie der Konkurrent XXXL-Lutz im Schladviertel, ans Centro komme, werde komplett neu über die Immobilie nachgedacht. Dann habe sich Segmüller dagegen entschieden, das Grundstück zu verkaufen. Zuletzt sei nur noch auf einen Besuch Segmüllers in Oberhausen in diesem Herbst verwiesen worden.
Rathaus hält Abriss und Neubebauung nicht für profitabel
Ulrich Real folgert aus dem zögerlichen Verhalten des bayerischen Familienunternehmers: „Es gibt kein Konzept.“ Zumal Palotz im Frühjahr in der Bezirksvertretung grob vorgerechnet hatte, dass allein der Abriss des Möbelhauses fünf Millionen Euro kosten würde und daher auch mit einer neuen Bebauung kaum Gewinne erzielt werden könnten. Ebenso gibt es noch andere große Flächen in Sterkrade-Mitte, die der Einzelhandel mittlerweile aufgegeben hat und für die neu geplant werden müsste.
„Ich will Segmüller in die Verantwortung nehmen“, bekräftigte Real. Man müsse die Firma bei der Ehre packen, hieß es auch bei der CDU. SPD und CDU hatten Entwürfe für einen Brief an die Firma vorbereitet. Sie einigten sich auf eine gemeinsame Fassung. Nur Jörg Lange (AfD) zog nicht mit, sprach von einem „Bettelbrief“. Offenbar benötige die Firma die Immobilie, um dadurch, dass sie keine Einnahmen einbringe, Steuern zu sparen („Abschreibungsobjekt“). Da könne man nichts machen.
Im Wortlaut: Aus dem Brief des Sterkrader Bezirksbürgermeisters an Firmenchef Johannes Segmüller
„Sie haben mehrfach in Gesprächen versichert, für Sterkrade eine hochwertige, alternative Planung vorzulegen. Tatsächlich haben Sie viele Jahre die Sterkrader Bürgerschaft hingehalten und keine Pläne zur Weiternutzung der Immobilie vorgelegt.
Nun muss die Sterkrader Bevölkerung zum wiederholten Male feststellen, dass Sie Ihr Wort nicht gehalten haben. Dabei haben Oberbürgermeister Daniel Schranz und der Beigeordnete Thomas Palotz Ihnen jedwede planerische Unterstützung zugesagt.
Appell an die Verantwortung als Eigentümer
Heute sieht sich Sterkrade einer Innenstadt gegenüber, in die in den kommenden Jahren massive Investitionsmittel laufen werden (offenes Gewässer in der Steinbrinkstraße, Neubau des Bahnhofs). Und dann, inmitten dieser mondänen Umgebung, eine Schrottimmobilie der Firma Segmüller?
Im Namen der Sterkrader Bürgerschaft erwarte ich von Ihnen die Erstellung des von Ihnen versprochenen Konzeptes. Als Eigentümer einer Schlüsselimmobilie haben Sie hier ein hohes Maß an Verantwortung.“