Oberhausen. Früher herrschte Lehrstellenmangel, heute fehlt es an Bewerbern. Eine Firma aus Oberhausen wurde kreativ – mit Robotern und noch mehr Hightech.
Firmen suchen händeringend nach Auszubildenden, doch mehr und mehr bleiben die Bewerber aus. So ergeht es auch dem Oberhausener Unternehmen MAN Energy Solutions, das Initiative ergreift. Es hat jetzt Schüler zu einem „Schnuppertag“ ins Werk eingeladen. In dem Bemühen, Nachwuchs zu finden, greifen in der heimischen Wirtschaft solche Ideen immer stärker um sich.
Von der Technik sind die jungen Besucher sehr angetan
Die Achtklässler Tristan und Jacob besuchen die Gesamtschule Weierheide, doch an diesem Morgen drücken sie nicht die Schulbank, sondern stehen für einige Zeit an einer hochmodernen Werkbank. Hochkonzentriert setzen die beiden Teenies Zahnräder zusammen, wobei sie wissen, dass sie genau beobachtet werden. Ein sogenannter Cobot schaut ihnen zu, ein Roboter, der eigens für eine enge Zusammenarbeit mit Menschen konzipiert ist. Er wird später die Vorgehensweise der zwei Jugendlichen 1:1 nachahmen. Die beiden sind vollkommen fasziniert und ihre Mitschüler auch.
Lange harren sie alle an dieser Station aus, bevor die jungen Besucher unter Anleitung fräsen oder Maschinen steuern dürfen. Die gesamte Technik, die hier begeistert, führt ein Infotruck an Bord, der auf dem MAN-Gelände Station macht. Der Unternehmerverband Metall Ruhr-Niederrhein hat ihn auf die Reise geschickt und unterstützt Firmen aus der Branche, die sich um Nachwuchswerbung kümmern. Auf zwei Etagen flimmern Filme, wie moderne Arbeitsplätze in Metallbetrieben aussehen, stehen Berater den Jugendlichen Rede und Antwort und können die Besucher die Seite des Verbandes nach passenden Jobs durchforsten.
Kräne und Turbinen im XXL-Format
Darüber hinaus können die Jugendlichen auch selbst einen Eindruck von dem Oberhausener Unternehmen gewinnen, steht doch ein Rundgang durch die Werkshallen auf dem Programm. Turbinen und Kräne im XXL-Format haben beispielsweise Quinn ein Staunen ins Gesicht gezaubert. „Das war echt beeindruckend, vor allem auch, welche Lasten so ein Kran bewegen kann, kaum zu glauben“, sagt er anschließend. Einen starken Eindruck hat auch der Metall-3D-Drucker bei den Schülern hinterlassen, der in dieser Form wohl nahezu einmalig sei. Dass der Standort in Oberhausen Techniken voranbringt, um den Klimawandel einzudämmen, finden die Jugendlichen ebenfalls äußerst spannend. Die Firma entwickelt beispielsweise industrielle Wärmepumpen oder auch Turbomaschinen, um Wasserstoff zum Einsatz bringen zu können.
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Mit der Frage, ob sie sich denn vorstellen könnten, hier später auch mal zu arbeiten, haben sich durchaus Schüler während der Rundtour beschäftigt. Den Beruf des Zerspanungsmechanikers finde er ganz interessant, meint am Ende ein 14-Jähriger. Ein Gleichaltriger möchte stattdessen doch lieber im Büro arbeiten. Sein Ziel: Industriekaufmann. Bis zum Ende der Schulzeit dauert es allerdings noch. Vielleicht klopfen die Jugendlichen aber vorher schon bei MAN an, wenn sie ein Betriebspraktikum absolvieren müssen.
40 Prozent weniger Bewerbungen eingegangen
Ob ein solcher Infotag auch direkt zu Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz führt, könne man nicht vorhersagen, so Rolf Urmann, technischer Ausbildungsleiter. Doch das Unternehmen nutze die Chance, sehr zielgerichtet auf sich aufmerksam zu machen. Wie sich die Situation verschärft hat, belegt folgende Zahl: MAN Energy Solutions hat im vergangenen Jahr rund 40 Prozent weniger Bewerbungen für Azubistellen als sonst erhalten. Noch gelinge es zwar, alle Plätze zu besetzen, so Urmann, doch die Auswahl falle erheblich geringer aus. Das werde vor allem dann zum Problem, wenn man feststelle, dass die Bewerberin oder der Bewerber für den Job nicht geeignet sei.
Wie stark das Interesse an Lehrstellen nachgelassen hat, belegt auch die Statistik der Agentur für Arbeit in Oberhausen. Gab es im Ausbildungsjahr 2020/21 noch 1234 Bewerber, sind es 2022/23 nur noch 1042, ein Minus von 15,6 Prozent. Die Firmen wiederum haben bei den Stellen kräftig draufgesattelt, bieten mit 973 etwa 17 Prozent mehr Plätze an.
Um nun die Werbetrommel zu rühren, lassen Firmen kaum noch etwas unversucht. Mit der Arbeitsagentur zusammen haben sie Formate wie „Nacht der Ausbildung“, „Speed-Dating“ oder Ausbildungsbörsen entwickelt, um Berufe zu präsentieren. In den sozialen Netzwerken stellen sich die Unternehmen mit Filmen oder Videoclips vor und als Mitte des Monats die Woche der Ausbildung über die Bühne ging, reihte sich eine Veranstaltung an die nächste. Nach Angaben der Agentur lässt das Ergebnis die Betriebe hoffen. Denn Firmen hätten eine Reihe von Folgegesprächen, Schnuppertage mit den Jugendlichen vereinbart.
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