Oberhausen. Wer Angehörige im Krankenhaus besucht, stößt trotz landesweiter Lockerungen oft auf strenge Besuchsregeln. Familien stoßen an ihre Grenzen.
Weshalb bleiben die Krankenhäuser in Oberhausen trotz aller Corona-Lockerungen ringsum oft bei ihren strengen Besuchsregeln? Mit dieser Frage wandte sich Sonja Granzow an diese Redaktion. Genervt stellte die Oberhausenerin außerdem fest: „Fast jedes Haus in der Region hat auch noch eigene Bestimmungen.“ Vor allem am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen sei das Zeitfenster so eng, „dass Berufstätige ihre Angehörigen kaum besuchen können“. Das EKO reagierte umgehend auf diese Kritik.
Was war passiert? Sonja Granzow begleitete ihren inzwischen verstorbenen Vater bei seiner letzten Odyssee durch die Krankenhäuser der Region. „In einer Essener Klinik mussten wir unseren Besuch beispielsweise täglich vorab persönlich anmelden und uns genau an die vereinbarte Zeit halten“, erzählt die Oberhausenerin. „Als ich in der Klinik ankam, war mein Papa aber während dieser Besuchszeit oft zu einer Untersuchung gebracht worden.“ Diese Untersuchungen seien allerdings medizinisch dringend nötig gewesen, räumt die 43-Jährige ein. Dennoch hätte sie sich „Luft nach oben gewünscht, um mehr Zeit mit ihm verbringen zu können“. Zumal: „Mein Vater konnte seine Mahlzeiten nicht mehr alleine einnehmen, er benötigte Hilfe.“ Dazu habe das knappe Pflegepersonal aber in sämtlichen Häusern, in denen der 88-Jährige zuletzt gelegen hatte, keine Zeit gehabt. „Ich habe selbst gesehen, wie das Essen seines Zimmernachbarn, der ebenfalls Unterstützung benötigte, unberührt wieder abgeräumt worden ist.“
Auffällig knapp seien die Besuchszeiten auch am Evangelischen Krankenhaus Oberhausen ausgefallen. „Als mein Vater dort behandelt wurde, waren sie noch so wie zu den Hochzeiten der Corona-Pandemie.“ Das bedeutete: Zwischen 14 und 16.30 Uhr durfte jeweils ein Besucher für höchstens eine halbe Stunde ans Krankenbett. Um ihren Vater sehen zu können, musste sich Sonja Granzow deshalb auf der Arbeit jedes Mal freinehmen.
Jedes Krankenhaus regelt die Besuchszeiten anders
Die NRW-Landesregierung hatte die Corona-Regeln für Besucherinnen und Besucher in den Krankenhäusern bereits im Dezember 2022 weitgehend gelockert. Ein Blick auf die Internetseiten der Krankenhäuser in Oberhausen aber belegt: Die Einrichtungen pochen auf ihr Hausrecht und jede Klinik regelt ihre Besucherströme anders.
Wie vom NRW-Gesundheitsministerium noch vorgeschrieben, fordern alle gleichermaßen eine FFP2-Maskenpflicht sowie einen negativen Selbsttest ein. Das war es aber auch schon mit den Übereinstimmungen. In den Ameos Kliniken St. Clemens, St. Josef und St. Marien etwa gilt: Ein Patient oder eine Patientin darf pro Tag einen Besucher für maximal eine Stunde empfangen. Die tägliche Besuchszeit wird dabei auf 14 bis 18 Uhr begrenzt. Spätester Einlass ist um 17 Uhr.
Taschen und Geschenke an der Information abgeben
Außerhalb der Besuchszeiten können Taschen oder Geschenke für die Patientinnen und Patienten in allen Oberhausener Krankenhäusern jeweils an der Information abgegeben werden.
Für die Intensiv- und die Isolierstationen gelten gesonderte Besuchsregelungen, ebenso – wo vorhanden – für Kinder, Neugeborene sowie Palliativpatientinnen und -patienten. Angehörige sollten ihre Besuche auf diesen Stationen direkt mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt absprechen.
Im Johanniter Krankenhaus Oberhausen ist die Besuchszeit zwar ebenfalls auf eine Stunde pro Tag begrenzt. Dafür ist der Zeitraum weiter gefasst: Pro Patient darf zwischen 10 und 18 Uhr ebenfalls jeweils ein Gast empfangen werden.
Die Helios St. Elisabeth Klinik präsentiert sich am besucherfreundlichsten: Ein Patient darf dort zwei Besucher pro Tag sehen. „Um Untersuchungen am Morgen und Vormittag nicht zu stören“, werden Angehörige gebeten, erst nach der Mittagszeit zu kommen. Welche Uhrzeit und Besuchsdauer damit genau gemeint sind, wird offengelassen.
Ein Angehöriger pro Tag für maximal 30 Minuten
Im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen blieb die tägliche Besuchszeit dagegen viele Monate lang auf das Zeitfenster zwischen 14 und 16.30 Uhr begrenzt. Erlaubt war bis Dienstag, 24. Januar 2023, ein Besucher pro Patient ab dem Folgetag nach der Aufnahme für maximal 30 Minuten. Letzter Einlass: 16 Uhr.
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EKO-Sprecherin Silke Sauerwein erläutert auf Nachfrage: „Die strengen Besuchsregelungen im EKO waren wichtige Schutzmaßnahmen in der Pandemie – auch in den letzten Wochen und Monaten bewegten sich die Zahlen der SARS-CoV-2-Infektionen auf einem stabilen, aber noch vergleichsweise hohen Niveau.“ Vor diesem Hintergrund und der hohen Anzahl behandelter Patientinnen und Patienten mit Influenza seien die Besuchsregelungen zunächst nicht angepasst worden.
EKO-Geschäftsführer Peter Quaschner zeigte sich allerdings auch gleich zuversichtlich, dass die Besuchsregelungen zeitnah gelockert werden könnten: „Wir sind in der Krankenhausleitung derzeit in der Abstimmung dazu.“ Nur einen Tag später erreicht die Redaktion schließlich diese Nachricht: „Ab sofort dürfen Patientinnen und Patienten im Evangelischen Krankenhaus jetzt zwischen 14 und 18 Uhr einen Besucher pro Tag empfangen.“ Und: „Erlaubt sind Besuche bereits ab dem Tag der Aufnahme.“ Die Begrenzung auf 30 Minuten pro Besuch und Tag bleibt bestehen.
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