Oberhausen. In Oberhausen lagen 2021 mehr Menschen im Krankenhaus mit einer Coronainfektion als anderswo. Das sind die möglichen Gründe.

In Oberhausen lagen 2021 mehr Menschen mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus als in anderen NRW-Städten. Das geht aus einer Statistik von IT.NRW hervor. Dem Bericht der Landesstatistiker zufolge wurden in Oberhausen pro 100.000 Einwohner 706 Patienten an oder mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt. Herne und Hagen folgen auf den Plätzen zwei und drei. Die niedrigsten Fallzahlen haben Münster (180) und der Kreis Coesfeld (203).

Der Großteil der Patienten in Oberhausen war älter als 80 Jahre. In dieser Gruppe waren wiederum männliche Patienten am häufigsten. Nur wenige Kilometer weiter lagen deutlich weniger Menschen mit Corona in den Kliniken: In Duisburg 559 pro 100.000 Einwohner, in Essen 489, in Mülheim 449.

Wie kann das sein? Warum liegen statistisch in Oberhausen mehr Menschen mit Covid-19 im Krankenhaus?

Corona-Statistik: Grund für Krankenhausaufenthalte nicht angegeben

Antworten hat auch Michael Jehn nicht. Der Personaldezernent leitet den Corona-Krisenstab der Stadtverwaltung. Er hat ein Auge auf die aktuellen Entwicklungen und trifft sich regelmäßig mit Experten des Gesundheitswesens. Die Zahlen müssten seiner Meinung nach wissenschaftlich ausgewertet werden, um fundierte Erkenntnisse zu liefern. Erklärungsansätze kann Michael Jehn dennoch liefern.

Oberhausen profitiert in seiner Gesundheitsversorgung von sechs Krankenhäusern. Gemessen an der Einwohnerzahl von fast 210.000 sei das viel, findet Jehn. Das Krankenhausnetz werde aber auch von den umliegenden Städten genutzt: Krankenwagen aus den Nachbarstädten fahren nach Oberhausen, wenn in den Kliniken Kapazitäten frei sind. Dort werden die eingelieferten Patienten auch auf das Coronavirus getestet.

Die Teststrategie bezeichnet Michael Jehn als engmaschig. Hohe Krankenhaus-Zahlen in Verbindung mit Corona waren schon einmal Gegenstand unserer Berichterstattung. Mitte November war die Zahl der Patienten, die wegen oder mit Corona im Krankenhaus liegen, in die Höhe geschnellt. Vor einem Monat gaben die Kliniken an, dass dies mit den regelmäßigen Testungen zusammenhänge. Denn die Statistik liefert keine Angabe darüber, ob die Patienten wegen Corona eingeliefert wurden. Die Infektion werde oft zufällig diagnostiziert, der Grund für den Krankenhausaufenthalt sei meist ein anderer. Auch in der aktuellen Statistik wird nicht nach Gründen sortiert.

Oberhausen: Sechs Krankenhäuser, zwei Lungenfachkliniken

Ein weiterer Erklärungsansatz lautet, dass es in Oberhausen zwei Lungenfachkliniken gibt. Menschen mit Atemwegserkrankungen würden auch aus anderen Städten zu den Experten des Johanniter-Krankenhauses und der Helios-Klinik gebracht. Da Corona eine Atemwegserkrankung ist, würden hier eventuell mehr Menschen mit Corona-Symptomen behandelt als in anderen Städten, so das Argument.

Es gibt aber auch noch ein Argument, dass mit der Pandemie zu tun hat. Ende des Jahres 2020 war die Lage in Oberhausen angespannt. Die 7-Tage-Inzidenz durchbrach die Marke von 300 – alarmierend, weil die Impfungen noch nicht so weit fortgeschritten waren und es deshalb viele schwere Verläufe gab. In den Krankenhäusern wurden die Intensivbetten knapp. Der Zustand hielt im Frühjahr 2021 an. Anfang Februar waren nur noch sechs von 59 Betten verfügbar.

Aktuelle Corona-Inzidenz über 200

Dieser Zeitraum könnte ein Grund für den statistischen Höchstwert sein. Die Corona-Inzidenz liegt heute übrigens weit über 200. Von der Anspannung des vergangenen Jahres ist wenig zu spüren. Die Quarantäne-Vorschriften wurden zuletzt gelockert. Ab dem 23. Dezember ändern sich auch die Besuchsregeln in Krankenhäusern. Ein Selbsttest einer offiziellen Stelle ist nicht mehr erforderlich. Es reicht ein selbst durchgeführter Test.