Oberhausen. Eigentlich feiern sie Karneval in Oberhausen. Aber ein Schlagerstar fühlt sich wie in Bayern. Tops und Flops der großen Sitzung in Königshardt.
Sie gilt als begehrteste Prunksitzung im Oberhausener Narrenkalender, weil die Karten für viele häufig unerreichbar sind. Die 1. KG Königshardt (KGK) hat am Samstag in der Sporthalle „Auf der Haardt“ drei Jahre Corona-Stillstand beendet. Doch hat die lange Abstinenz der Qualität der Sitzung geschadet? Unsere Tops und Flops - im Sitzungscheck.
Wie war der Besuch?
Optisch war es sehr voll. Viele Hundert Narren schunkelten in der Sporthalle. Früher hatten Mitglieder bei den knappen Karten-Kontingenten Vorrang. Doch erstmals seit Jahrzehnten gab es diesmal noch 30 Tickets im freien Verkauf. Den schleppenden Corona-Neustart spüren sie auch im Stadtnorden. Der Besucher-Rückgang fiel durch eine etwas knappere Bestuhlung im Saal aber nicht auf.
Wie waren die Redner?
Fast ein Novum. Bei vielen Karnevalssitzungen fehlen Büttenredner mangels Masse und Qualität - in Königshardt gab es gleich zwei. Mit Wolfgang Trepper scherzte zwar ein Kabarettist aus der Nachbarschaft (stammt aus Duisburg-Rheinhausen) - aber mit TV-Format (unter anderem bei Dieter Nuhr in der ARD). Tusch, passte! Der später am Abend palavernde Ne kölsche Köbes (Scherze der Marke: so lala) konnte dagegen kaum etwas ausrichten.
Was sagt der Stargast?
Anna-Maria Zimmermann durfte die Hütte abschließen. Der Schlagerstar sang zum ersten Mal seinen neuen Song „Zusammen sind wir eins“ (Rednex-Cover von „Spirit of the Hawk“) auf einer Live-Bühne - und das kam bestens an. Am Ballermann (Dauer-Stargast im Bierkönig) kennt sie sich aus. Aber was hält sie eigentlich vom Konfetti-Kosmos? „Karneval hat für mich die Magie vom Oktoberfest. Das liegt an der Vorbereitung. Alle tragen außergewöhnliche Outfits. Die Ladies schminken sich vorher gemeinsam. Dabei wird schon zu Hause die Karnevalsmusik aufgedreht. Ich liebe das!“ Zimmermann selbst erschien in Freestyle-Verkleidung, rosa Tutu-Rock und der Shirt-Aufschrift „Mein Kostüm ist in der Wäsche“.
Wie lange wurde gefeiert?
So kurz wie schon lange nicht mehr. Um 23.30 Uhr ging die Sitzung in die Aftershowparty über. Das passiert sonst eher nach Mitternacht. „Kurz“ bedeutet in Königshardt aber immer noch: fünf Stunden Programm. Also mehr als genug.
Wo hakte es?
Die Sitzungsarchitekten mussten das Programm kurzfristig umstellen: Manche Künstler verspäteten sich. Die Musikanlage posaunte gelegentlich über dem verträglichen Level. Und die einmarschierende Tanzgarde musste unterbrechen, weil die Bühne noch nicht von rutschigem Konfetti leergefegt war. Aber gut, wie wusste schon Irving Berlin: „There's no Business like Show Business!“
Was kam gut an?
Einiges! Anna-Maria Zimmermann war ein Volltreffer. Winkende Arme bei „1000 Träume weit“ und „Himmelblaue Augen“ bis in die letzte Reihe. Der Königshardter Tanzgarde ist mit ihrem Schneewittchen-Thema beim Showtanz ein ausgeschlafener Hit gelungen. Modern, klassisch - und richtig gut anzuschauen.
Was war besonders?
Die Eigenleistung des Vereins hat sich nicht reduziert - gut so. Die Elferratsshow und wankende Seemannslieder um Ex-Prinz Hans-Hermann Mleczak verwandelten reife Männer in Kandidaten einer Maxi-Playback-Show. Vom Hallenschmuck bis zum Kartoffel-Salat-Verkauf und den fein geschnittenen Mettwurst-Scheiben in der Künstlerkabine: Karneval ist hier Handarbeit vieler freiwilliger Helfer.
Wie lautet das Fazit?
Nicht perfekt - aber schon bei bester Laune. Vielen Narren konnte man die Feierfreudigkeit nach den Jahren der Pappnasen-Pause ansehen. Jecke Atmosphäre klappte hier übrigens auch ohne viele Kostüme.
>>> Karneval in Oberhausen: So geht es weiter
Der Karneval steigt in Oberhausen in die heiße Phase ein: Am Mittwoch, 25. Januar, lachen die Kinder ab 16 Uhr bei ihrer eigenen Sitzung in der großen Stadthalle: ausverkauft. Am Freitag, 27. Januar, feiert die Ehrengarde im Ebertbad. Auch hier gilt: nichts geht mehr.
Am Samstag, 28. Januar, legt die Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK) in der Atrium-Halle (Wehrstraße, 28 Euro) ab 17.45 Uhr nach. Das Kinderprinzenpaar Finja I. und Jaden I. feiert sein Heimspiel. Schlagerstar Jörg Bausch betritt die Mikro-Manege. Und die Sterkrader Raben (Neumühler Straße 42, 20 Euro) feiern am gleichen Tag ab 18 Uhr in der Tanzschule Mettler mit Sänger Marc Koch und beflügelter Energie weiter.