Oberhausen. „Matsch-Pampe-Art“ nennt Ralf Hallay seine traumhaft tänzerischen Fotos bunter Wassertropfen: genau richtig für die Badeanstalt am Ebertplatz.

Einen derartigen „Elvis“ müsste das Ebertbad doch eigens für den Platz neben dem Bartresen in Auftrag geben – hätte Ralf Hallay diese breitbeinig rockende Wasser-Skulptur nicht ohnehin in seinem verblüffenden Repertoire gehabt. Aufspritzende farbige Wassertropfen weiß dieser Fotograf in kühnsten Posen auf dem Chip seiner Kamera zu bannen. Welches Thema könnte schöner sein, um die traditionsreiche Badeanstalt am Ebertplatz nun auch als Ausstellungssaal zu etablieren?

Die Volkshochschule, zu deren Dozenten der 64-Jährige über 20 Jahre lang zählte, „hat zum Glück an uns gedacht“, freut sich Tobias Voss: Mit diesem ersten Versuch, „im Ebertbad auch Kunst abseits der Bühnenkunst zu etablieren“, wie der „Bademeister“ sagt, ist der Erfolg schon so gut wie garantiert. Denn Ralf Hallay weiß in Oberhausen eine echte Fangemeinde hinter sich: als besonders kreativer, die Teilnehmer seiner Kurse inspirierender Fotografie-Lehrer.

Tropfen-Tänzer: Mit seinen Foto-Experimenten könnte Ralf Hallay auch so manche Discothek sinnfällig schmücken.
Tropfen-Tänzer: Mit seinen Foto-Experimenten könnte Ralf Hallay auch so manche Discothek sinnfällig schmücken. © Ralf Hallay

Missverständlich ist eigentlich nur der Ausstellungstitel „Matsch-Pampe-Art“ – doch der entstammt Kindermund. Und der Fotograf fand die Wortschöpfung seines Enkels einfach unwiderstehlich. Tatsächlich aber rührt seine Kunst nicht im Trüben, sondern ist vielmehr Präzisionsarbeit mit teils klarem, teils nach Maß gefärbtem Wasser. Er könne mit sechs Ventilen gleichzeitig arbeiten, erklärt der Tropfen-Choreograph. Für weitere Färbung sorgen hinter Farbfolien ausgelöste Blitzlichter. Dann braucht es „nur“ noch zwei bis drei Dutzend Fallversuche der mit dem Makroobjektiv fotografierten Tropfen, um faszinierend vielfältige Aufnahmen zu erschaffen.

„Rendezvous“ der Tropfen-Paare

Denn wie der Künstler betont, entstehen seine Werke in der Kamera – und nicht etwa nachträglich in der PC-Trickkiste. Und auch den Spruch „Du suchst dir halt aus 10.000 Bildern die vier besten aus“ hört Hallay gar nicht gern. Denn mit seinem aus Erfahrung erwachsenen Know-how lässt sich selbst das flüssige Element formen – jedenfalls für die Millisekunden einer Belichtung. Eine flache, von unten beleuchtete Wanne oder eine schlichte Salatschüssel sind die Schauplätze seiner verblüffenden Inszenierungen, die etwa ein hochschnellendes Tropfen-Paar zum „Rendezvous“ verführen. Zwischen jeder seiner Versuchsreihen muss der Fotograf nur jeweils abwarten, bis sich der Wasserspiegel komplett beruhigt hat. Geduld ist für superschnelle Fotografie eine wichtige Tugend.

Auf Instagram firmiert Ralf Hallay als „Wassertransformer“ und erklärt in kleinen Videos das Entstehen seiner Tropfen-Kunst.
Auf Instagram firmiert Ralf Hallay als „Wassertransformer“ und erklärt in kleinen Videos das Entstehen seiner Tropfen-Kunst. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Gestartet ist der Autodidakt vor 30 Jahren als fotografischer Allrounder, der zunächst vor allem das Aufwachsen seiner Kinder fürs Familienalbum festhalten wollte. Mit der Begeisterung und wachsendem Fachwissen folgten schon bald die ersten Aufträge als VHS-Dozent. Ralf Hallay weiß, dass sich nur wenige Lehrende auch Fotokurse für Fortgeschrittene zutrauen – zumal sich der Dozent in der kaum zu überblickenden Vielfalt aktueller Kamera-Modelle zurechtfinden sollte.

So schwungvoll wie das Kleid der Monroe

Es war dann ausgerechnet der zerstörerische Brand seines Studios im Kreativquartier der Zeche Lohberg, der Ralf Hallay auf die Wasser-Spur setzte: „Fange ich jetzt ganz neu an?“, fragte er sich vor sechs Jahren und besann sich „nach der Schockstarre“ auf den Erfolg seiner ersten Tropfen-Experimente. Dank der Großformate, die nun an den Wänden und entlang der Galerie des Ebertbades blendend zur Geltung kommen, leuchtet auch völlig ein, warum Hallay einen seiner Wasser-Tänze „Marilyn“ genannt hat: Hier bauscht sich die Flüssigkeit genau so schwungvoll wie das Kleid der Monroe über dem U-Bahn-Schacht.

Wer bisher achtlos an Pfützen vorbei stapfte, hat eben noch nicht gesehen, wie sexy sich bunte Tröpfchen räkeln können.

Der Künstler führt gerne durch die Ausstellung

52 großformatige Wasser-Spiele zeigt die Ausstellung im Ebertbad – auch auf der Empore. Zur Eröffnung am Sonntag, 11. Dezember, von 11 bis 14 Uhr erwartet der langjährige VHS-Dozent Ralf Hallay ein zahlreiches Publikum am Ebertplatz.

Bis zum 12. Februar 2023 bleibt die „Matsch-Pampe-Art“ in der Badeanstalt zu sehen. „Während der Vorverkauf geöffnet ist“, erklärt der Fotograf, können Interessierte die Werke anschauen – auch ohne Karte für eine der (natürlich ebenfalls sehenswerten) Ebertbad-Shows.

An fünf Mittwochs-Terminen – 21. und 28. Dezember, 11. und 18. Januar sowie 8. Februar – ist Ralf Hallay jeweils von 12 bis 14 Uhr vor Ort, um dann gerne durch die Ausstellung zu führen. Besuche nach Vereinbarung sind möglich unter 0208 810 6570.