Oberhausen. Zu den außergewöhnlichen Filmstarts im Kinoprogramm zählt auch ein souverän selbstironisches Comeback für Nicolas Cage als „Massive Talent“.
Je kleiner das Kino, umso außergewöhnlicher die dort gezeigte Filmkunst. Das gilt definitiv fürs Kino im Walzenlager. Denn an der Hansastraße 20 gibt’s eine absolute Rarität zu bestaunen: Über nahezu ein Jahrzehnt arbeitete Florence Miailhe an ihrer „Odyssee“. Der mit Öl auf Glas gemalte Film ist ein Meisterwerk der Handarbeit, ausgesprochen charmant und eigen und mit einer Geschichte, gleichermaßen packend erzählt für Kinder wie Erwachsene.
Die Geschwister Kyona und Adriel leben in einem friedlichen Dorf – das jedoch eines Nachts überfallen wird. Die Familie ist gezwungen zu fliehen. Als Kyona und Adriel von ihren Eltern getrennt werden, müssen sie ihren weiteren Weg alleine gehen. So beginnt die heldenhafte Reise der Geschwister durch einen Kontinent voller Gefahren, bevölkert von Soldaten, Feen, Menschenhändlern, Hexen und guten Geistern. Auf ihrer Suche nach etwas Sicherheit, lassen sie ihre Kindheit hinter sich – und werden allmählich erwachsen. Ihre „Odyssee“ entzieht sich zwar jeder realhistorischen Einordnung, doch sie fängt unsere Gegenwart wie in einem Brennglas ein.
Zweieinhalb Stunden bonbonbunte Pracht
Das farbenfrohe Glitzern des Showbusiness zelebriert der Australier Baz Luhrmann wie kein Zweiter. So sehr, dass man sich eigentlich nur wundern muss, warum der Regisseur von „Moulin Rouge“ und „Der große Gatsby“ seine in allen Pastellfarben schillernde „Elvis“-Filmbiographie nicht schon früher verwirklichte. Zweieinhalb Stunden gönnt der Meister des Bonbonbunten seinem Publikum für die Geschichte des Rock’n’Roll-Wunders aus Tupelo, Mississippi, verkörpert vom 30-jährigen Austin Butler, und seines gefürchteten Managers, „Colonel“ Tom Parker – ein großer Auftritt für den 65-jährigen Tom Hanks. Die Vorpremiere von „Elvis“ zeigt die Lichtburg am Mittwoch, 22. Juni, um 20 Uhr.
Als Supertalent der 1980er und frühen ‘90er galt auch Nicolas Cage – von der romantischen Komödie „Moonstruck“ an der Seite von Cher bis zum Trinkerdrama „Leaving Las Vegas“. Leider verschwendete sich der heute 58-Jährige seitdem an eine unfassbare Zahl von Schrottfilmen. So wurde es Zeit, sich gekonnt selbst auf die Schippe zu nehmen: mit „Massive Talent“. Die von Cage hier gespielte Filmfigur heißt ebenfalls Nicolas Cage, ist ebenfalls Schauspieler auf Karriereabwegen, der sich bei jeder Gelegenheit blamiert. So lässt sich der Gedemütigte überreden, für eine Million Dollar als Stargast auf der Geburtstagsparty eines zwielichtigen Geschäftsmannes aufzutreten – und die rasant-selbstironische Komödie nimmt ihren Lauf. In der Lichtburg jeweils um 18 und 20.30 Uhr sowie am „Original Monday“, 20. Juni, in der US-Originalfassung.