Oberhausen. Im Frühling haben Unbekannte sechs stattliche Platanen in Oberhausen vergiftet. Sachverständiger gab die Bäume auf – doch nun sprießt Hoffnung.

Das Entsetzen Ende Juni dieses Jahres war groß: Unbekannte hatten an zwei Orten in Oberhausen Bäume vergiftet. Mit einem Bohrer hatten sie augenscheinlich Löcher ins Wurzelwerk der Platanen gebohrt und eine Substanz eingefüllt, die die Bäume abtöten sollte. Experten attestierten damals, die Bäume seien nicht mehr zu retten. Doch die Stadt wollte sie nicht einfach aufgeben – und hat den überwiegenden Teil der stattlichen, rund 70 Jahre alten Platanen womöglich doch noch gerettet.

Vergiftet wurden damals fünf Platanen an der Hamburger Straße in Sterkrade und eine an der Tulpenstraße in Lirich. Der Baum an der Tulpenstraße hat sich tatsächlich erholt. Täglich haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zuständigen Servicebetriebe Oberhausen (SBO) die vermutlich durch einen Akkubohrer verursachten Bohrlöcher gespült, um die Konzentration des Pflanzengiftes zu verringern. Auf Anfrage vermeldet SBO-Sprecher Alexander Höfer: Der Baum kann erhalten bleiben.

Und auch bei vier der fünf Platanen an der Hamburger Straße sprießt nach dem eifrigen Spül-Einsatz der SBO-Teams zumindest ein bisschen Hoffnung. Die Bäume haben, wenn auch nur gering, neue Blatt-Triebe entwickelt. Nun warten die Experten zunächst das nächste Frühjahr ab, um den Zustand der Bäume zu beurteilen. Ein Sachverständiger hatte im Juni vorausgesagt, die Bäume seien nicht zu retten. Lediglich für – nach jetzigem Stand – eine Platane trat diese Prognose auch leider ein: Ein Baum an der Hamburger Straße hat den Giftanschlag nicht überlebt und ist mittlerweile komplett abgestorben. Aus Sicherheitsgründen, damit Äste nicht herabfallen, musste die Stadttochter SBO einen Großteil der Äste bereits im Juni kappen. Ein totes Baumgerippe blieb stehen.

Anwohner: Bäume zu vergiften, ist „entsetzlich“

Weitere Anschläge auf Oberhausener Bäume hat es in der Zwischenzeit wohl nicht gegeben – zumindest sind den Baumkontrolleuren bei ihren Rundgängen keine weiteren vergifteten Bäume aufgefallen. Die Taten an der Hamburger und der Tulpenstraße waren den Experten bereits im April dieses Jahres aufgefallen – im Juni wurden sie öffentlich bekannt. Ein Anwohner hatte damals darauf aufmerksam gemacht. Und gesagt: „Wir leben in Zeiten, in denen wir um den Erhalt eines jeden Baumes kämpfen – und dann passiert so etwas.“ Dass jemand Bäume vergiftet, sei „entsetzlich“.

Nachdem die Attacke auf die Bäume bekanntgeworden ist, hatte die Stadt öffentlich nach möglichen Zeugen gesucht. Doch die Hoffnung, Hinweise auf die mutmaßlichen Täter zu erhalten, erfüllte sich nicht. Dass die Vergiftung von Bäumen kein Kavaliersdelikt ist, hatte die Stadt im Juni durchaus deutlich gemacht. Sterben Bäume unbemerkt ab, können Äste abbrechen – und Menschenleben gefährden. Neben dem Verlust von großen Schattenspendern und CO2-Speichern steht auch ein erheblicher finanzieller Schaden im Raum: Den Wert der damals vergifteten Platanen schätzte ein Gutachter auf insgesamt 60.000 Euro.

Noch stehen die vergifteten Bäume, gefällt wurde noch keine Platane. Sollte dies doch noch erforderlich werden, das verspricht SBO-Sprecher Höfer auf Nachfrage, „werden an Ort und Stelle der entfernten Platanen neue Bäume gepflanzt“.