Oberhausen. Immer mehr Bäume überleben heiße Sommer nicht: Obwohl es im Sommer 2021 auch schon wenig geregnet hat, werden nun 77 Prozent mehr Bäume gefällt.
Einer der trockensten Sommer, seitdem es Wetteraufzeichnungen gibt, liegt hinter uns. Die Stadt Oberhausen hat nun eine traurige Bilanz vorgelegt: 177 Bäume an Straßen und öffentlichen Plätzen haben ihn nicht überlebt, sie müssen gefällt werden. Gleichzeitig lieferten die Beamten im Rathaus wieder ein Beispiel, wie leicht es immer noch ist, gesunde Bäume zu fällen.
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Trockene Sommer hat es schon in den Vorjahren gegeben. Und dennoch ist die Zahl von 177 abgestorbenen Bäumen im Vergleich recht hoch. Im vergangenen Jahr 2021, trotz Überflutungen ebenfalls relativ regenarm, waren beispielsweise "nur" 100 Bäume betroffen. In diesem Jahr müssen wegen Hitzeschäden gefällt werden: in Osterfeld 52 Bäume (Vorjahr: 20), in Alt-Oberhausen 73 Bäume (33) und in Sterkrade 45 Bäume (47).
Für jeden gefällten Baum ein Ersatzbaum
Trotz teilweiser Bewässerung durch die Servicebetriebe Oberhausen (SBO), ein Eigenbetrieb der Stadt, seien sie durch die Regenarmut und Hitze vertrocknet oder irreparabel geschädigt, heißt es aus dem Rathaus. So müssen allein an der Harkortstraße in Klosterhardt acht Ahornbäume beseitigt werden. An der Waisenhausstraße in Rothebusch sind sechs Weißdornbäume betroffen. An der Gesamtschule Weierheide an der Egelsfurthstraße in Sterkrade sind sieben Bäume abgängig.
Für jeden gefällten Baum wird ein Ersatzbaum gepflanzt - wenn es der Platz zulässt sogar zwei. Dennoch bleibt festzuhalten: Alte, stattliche Bäume sind niemals mit nachgepflanzten Jungbäumen zu kompensieren. Der Naturschutzbund Nabu erläutert: Für eine 100 Jahre alte Buche, die 20 Meter hoch ist, müssten etwa 2000 junge Bäumchen gepflanzt werden, die dann gemeinsam eben soviel CO2 binden würden wie der Altbaum. Kosten für diese Bäumchen: rund 150.000 Euro. Zur Erinnerung: Eine recht alte, stattliche Eiche wird die Stadt an der Kewerstraße fällen lassen, um die Verkehrssituation für Autos und Busse zu verbessern.
Baumkommission fährt nicht mehr raus
Immer wieder gibt es um den Erhalt einzelner Bäume in der Stadtgesellschaft teils heftige Diskussionen. Die Serie der Fälle, in denen kerngesunde Bäume für Hausbauten geopfert werden, weil erst nachträglich festgestellt wird, dass sie im Ernstfall die Feuerwehr behindern, wurde jüngst um eine Platane in Sterkrade erweitert. An der Steinbrinkstraße baut ein Investor aus Mülheim ein Wohn- und Geschäftshaus mit 33 Wohnungen. Die Planung stammt vom Oberhausener Architektenbüro Meier-Ebbers.
Wieder gibt die Feuerwehr den Ausschlag
Liegen Anträge auf Baumfällungen vor, wird stets die Oberhausener Baumkommission einbezogen. Und die kam an der Steinbrinkstraße zu dem Ergebnis, der dortige Baum sei erhaltenswürdig, solle also nicht gefällt werden. Aber, so entgegnete Beigeordneter Michael Jehn, der Investor habe eine gültige Baugenehmigung. Würde die Fällung verweigert, müsste er entschädigt werden. Der Bauherr hält die Baumfällung für notwendig, weil die Baumkrone um sieben Meter in die geplanten Obergeschosse hineinragt. Zudem gibt es Brandschutz-Bedenken der Feuerwehr. Die Feuerexperten wurden schon in früheren Fällen ins Feld geführt: an der Gutenbergstraße in Alt-Oberhausen, an der Otto-Weddigen-Straße in Sterkrade und beim Louise-Schröder-Altenheim in Osterfeld. Überall dort wurden Bäume gefällt, um den Brandschutz für die Häuser zu erhöhen.
Um den Baum an der Steinbrinkstraße zu erhalten, müsste der Investor an dieser Stelle schmaler und weniger hoch bauen. Mit einem entsprechenden Bebauungsplan, vom Rat Schritt für Schritt abgesegnet, hätte er dazu gezwungen werden können. Dies ist aber nicht geschehen.
>>> Die Arbeit der Baumkommission
Einbezogen bei Baumfällungen in Oberhausen wird stets die sogenannte Baumkommission. Doch deren Arbeit hat die Corona-Pandemie sehr erschwert: Vor Corona war es üblich, dass die Kommission mit Vertretern aller in die Bezirksvertretungen gewählten Parteien gemeinsam mit Rathaus-Fachleuten die Bäume auf öffentlichen Straßen persönlich begutachtet haben. Zuletzt verschafften sie sich jedoch nur noch per Videokonferenz im Internet und mit Luftbildern einen Eindruck.