Oberhausen. Unbekannte Täter vergiften in Oberhausen mehrere stattliche, alte Bäume. Die Platanen sind nicht mehr zu retten, die Stadt stellt Strafanzeige.
Während in einem Stadtteil Oberhausens Anwohner emotional – und vergeblich – für den Erhalt einer 100 Jahre alten Buche kämpfen, vergiften Unbekannte andernorts stattliche Platanen. Bislang sind mindestens sechs Bäume betroffen. Fünf große, rund 70 Jahre alte Bäume an der Hamburger Straße in Sterkrade sind bereits abgestorben und müssen gefällt werden. Einen weiteren vergifteten Baum an der Tulpenstraße in Lirich versucht die Stadt noch zu retten.
Bereits im April waren den Baumexperten der Stadt bei ihren regelmäßigen Kontrollgängen die Bäume in Sterkrade aufgefallen. Sie hatten nicht ordentlich ausgetrieben, machten insgesamt einen schlechten Eindruck. Dabei waren sie bis dato gesund, „erfreuten sich des Lebens“, sagt Fachmann Markus Werntgen-Orman. Mittlerweile haben die Platanen ihr Laub abgeworfen, „es stehen dort jetzt lediglich noch tote Gerippe“, beschreibt der Leiter des Bereichs Umwelt im Rathaus. Ein Baum wurde bereits gestutzt, damit abgestorbene Äste nicht abbrechen und auf die Straße fallen.
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Was genau geschehen ist, förderte nun ein eigens bestellter Gutachter zutage: Unbekannte hatten offenbar Löcher ins Wurzelwerk der Bäume gebohrt und mit einer Flüssigkeit befüllt. Proben werden noch analysiert, aber ganz offensichtlich handelte es sich um ein Pflanzengift. Neben dem Verlust von fünf großen Schattenspendern und CO2-Speichern steht auch ein erheblicher finanzieller Schaden im Raum: Der Gutachter schätzt den Wert der Platanen auf rund 60.000 Euro.
Bäume in Oberhausen vergiftet: „Es ist entsetzlich!“
„Es ist entsetzlich! Die Bäume sind unwiederbringlich weg.“ Einem Anwohner der Hamburger Straße hört man die Fassungslosigkeit beim Telefongespräch deutlich an. „Wir leben in Zeiten, in denen wir um den Erhalt eines jeden Baumes kämpfen – und dann passiert so etwas.“ Auch ihm war der immer schlechter werdende Zustand der vergifteten Bäume in seiner Nachbarschaft aufgefallen. „Aber ich dachte zunächst an eine Pilzerkrankung.“ Als er erfuhr, was tatsächlich passiert war, war er erschüttert.
Seinen Namen möchte der Anwohner ungern in der Zeitung lesen. „Man weiß ja nicht, wer das verbrochen hat“, sagt er – halb im Scherz. Einen konkreten Verdacht zu den Tätern gibt es bislang nicht. Aber die Stadt will die Sache auf keinen Fall auf sich beruhen lassen. „Das ist eine Straftat und wir werden zeitnah auch Strafanzeige erstatten“, kündigt Markus Werntgen-Orman an.
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Der Umwelt-Experte hofft dabei auch auf Hinweise von möglichen Zeugen. „Für die Löcher in den Wurzeln benötigt man mindestens einen Akkubohrer“, sagt er. So etwas sei nicht schnell und auch nicht geräuschlos möglich. Wann die Bäume vergiftet wurden, kann Werntgen-Orman nicht genau sagen – vermutlich im April oder kurz vorher.
Pflanzengift ist leicht zu beschaffen
Welches Pflanzengift die Täter benutzt haben, um die Bäume zu zerstören, ist noch unklar. Solche Mittel zu beschaffen sei kein großes Hindernis, sagt Markus Werntgen-Ormann, Leiter des Umwelt-Bereiches im Oberhausener Rathaus.
Früher sei der Verkauf solcher Mittel streng kontrolliert worden. Bekommen habe man sie nur gegen Vorlage des Personalausweises; der Name wurde notiert. „Heute reicht ein Aufklärungsgespräch in einem ganz normalen Gartencenter.“
Etwas später müssen die Täter an der Tulpenstraße in Höhe des Sportplatzes aktiv gewesen sein: Erst am Donnerstag bekam Werntgen-Orman die Nachricht, dass dort ein Baum die gleichen Bohrlöcher aufweist wie die Platanen an der Hamburger Straße. Die Krone ist teilweise abgestorben. Doch noch besteht Hoffnung: Werntgen-Orman hat den Baum absperren und ordentlich wässern lassen. Mit etwas Glück wird das Gift dadurch so stark verdünnt, dass sich der Baum wieder erholt.
Wer verdächtige Beobachtungen gemacht hat, soll sich bei der Polizei melden oder kann die Stadt kontaktieren, die die Hinweise dann weitergibt: baumschutz@oberhausen.de, 0208 82 53 614