Oberhausen. Anfang November meldete die Stadt Oberhausen 125 Patienten mit Corona in den Krankenhäusern – der höchste Stand seit 20 Monaten. Die Gründe.
In den Oberhausener Krankenhäusern werden wieder mehr Patientinnen und Patienten mit einer Corona-Infektion behandelt. Und das, obwohl die Inzidenz zuletzt wieder gesunken ist. Am Donnerstag, 10. November, meldete die Stadt einen Wert von 227,1. Gleichzeitig befinden sich aber 101 Erkrankte in Krankenhäusern, Anfang November waren es sogar 125. Noch im September schwankte die Patientenzahl zwischen rund 30 und 40 – sie hat sich also seitdem mehr als verdoppelt.
Die Stadt schlug daher Anfang November Alarm. Der Leiter des Corona-Krisenstabs, Michael Jehn, erklärte: „Die Krankenhäuser sind derzeit stark belastet. Die aktuellen Belegungszahlen von Menschen mit einer Covid-Infektion sind die höchsten in den vergangenen 20 Monaten.“ Da auch Ärzte und Pflegekräfte nicht von Infektionen verschont blieben und dadurch die Belegschaften ausgedünnt seien, wirke sich die Infektionswelle in den Krankenhäusern zusätzlich aus. Jehn hatte an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, sich impfen zu lassen und weiterhin auch freiwillig eine FFP2-Maske zu tragen.
Mehr Erkrankte in kalten Monaten nicht ungewöhnlich
Dr. Axel Döhrmann, Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie im St. Clemens-Krankenhaus, bestätigt den Anstieg der Corona-Patientinnen und -patienten in den vergangenen Wochen, zeigt sich davon aber nicht überrascht. Dass es in den kalten Monaten mehr Erkrankte gebe, sei nicht außergewöhnlich. Das könne man auch bei der Grippe beobachten „Die Menschen rücken in den Räumen zusammen.“ Da verbreiteten sich Krankheitserreger naturgemäß leichter. Außerdem überlebten Viren generell besser bei kalten Temperaturen.
Hinzu komme: Besucherinnen und Besucher dürfen die Klinik nur mit einem Testnachweis (nicht älter als 24 Stunden) betreten. Und auch Patienten und Mitarbeitende werden regelmäßig auf das Virus getestet – ganz gleich, ob sie Symptome zeigen oder nicht. „Im Krankenhaus fällt dann die Infektion erst auf“, macht Döhrmann aufmerksam. Gerade in Zeiten, wo offizielle Schnell- und PCR-Tests zum Teil Geld kosten und nicht immer leicht zu bekommen sind, dürfte die Dunkelziffer der Corona-Infizierten in der Bevölkerung groß sein. Zumal nur die Ergebnisse der PCR-Tests in die offizielle Statistik einfließt. Wer sich also nur einem Schnelltest in einer Teststation unterzieht und sich zu Hause selbst testet, der wird nicht mitgezählt.
Die meisten Verläufe sind unkompliziert
Wer im Krankenhaus positiv auf das Virus getestet wird, dessen Ergebnis wird hingegen per PCR-Test überprüft und an die Gesundheitsbehörden für die Statistik weitergeleitet. Dr. Döhrmann betont aber: „Die absolute Mehrzahl der Patienten, die hier behandelt werden, sind Patienten mit anderen Krankheiten, die eben auch Corona haben. Keine reinen Corona-Patienten.“ Sie sind also nicht ausschließlich wegen einer Covid-19-Erkrankung da. Entsprechend unkompliziert sind die meisten Verläufe: Lediglich vier Personen befinden sich bei Ameos in Oberhausen (wozu auch das Klinikum St. Clemens zählt) aktuell mit einer Corona-Infektion auf der Intensivstation. Bei den übrigen gut 50 Erkrankten beobachten die Medizinerinnen und Mediziner eher leichte Verläufe.
Während die Zahlen vor einigen Wochen sowohl unter den Patientinnen und Patienten als auch in der Belegschaft erhöht waren, beruhige sich die Situation bereits wieder, berichtet Kliniksprecherin Annette Kary. Ähnlich sieht es im St. Elisabeth-Krankenhaus aus. Die Zahlen bewegten sich dort „auf einem konstant eher niedrigen Niveau“, heißt es aus der Pressestelle. Auch hier werde die Infektion oft „zufällig erst im Rahmen der stationären Aufnahme diagnostiziert, der immer ein PCR-Test vorausgeht“. Nur in seltenen Fällen kommen Menschen wegen einer Corona-Infektion oder damit einhergehenden Komplikationen zur Behandlung in die Klinik an der Josefstraße. Im Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen das gleiche Bild: Kaum Corona-Fälle bei Patienten und Mitarbeitenden und auch keine Einschränkungen etwa im OP-Betrieb.
Und auch die Stadt Oberhausen bestätigt auf Anfrage: „Seit dem 3. November sind die Patientenzahlen wieder rückläufig.“ Auch gebe es keine neuen, aggressiveren Virusvarianten. „Die Variante BA.5 mitsamt Sublinien ist mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent weiterhin derzeit deutlich dominant.“
>>> Info:
Dr. Axel Döhrmann, Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie im St. Clemens-Krankenhaus, warnt davor, dass Menschen nicht ins Krankenhaus gehen, weil Sie befürchten, sich dort möglicherweise anzustecken: „Wir haben in der Coronazeit viele Patienten mit Herz- oder Schlaganfall und akuten Baucherkrankungen gesehen, die sich nicht trauten, ins Krankenhaus zu gehen. Das ist absolut falsch“, betont der Mediziner. „Das Risiko, sich möglicherweise anzustecken, ist viel geringer als langfristig aufgrund einer nicht in Anspruch genommenen Krankenhausbehandlung bei ernsthaften Erkrankungen möglicherweise Schaden zu nehmen.“