Oberhausen. Schicke Tische, schmucke Kork-Untersetzer und verspielte Stuhlbein-Socken. Ein Quereinsteiger betreibt im Oberhausener Norden sein erstes Bistro.
Bei Jörg Tausch ist der Nachname Programm. Der 51-Jährige hat im vergangenen Jahr seinen Job als Oberflächenbeschichter aufgegeben - und sich einen Traum erfüllt. An der Herzogstraße in Oberhausen-Tackenberg öffnet seit Februar sein „Bistro 180 Grad Einzigartig“. Das Lokal hat sich schon zu einem Geheimtipp gemausert - nicht sehr groß, aber charmant eingerichtet.
Es ist ein Rollentausch, den der Wuppertaler, der heute in Dinslaken wohnt, mitten in der Corona-Krise wagte. Woanders gaben Gastronomen nach den belastenden Lockdown-Bremsklötzen auf. Jörg Tausch wagte den Neustart.
Gastronomie: Heute Bistro früher Bäckerei und Schneiderei
„Einige Bekannte waren zunächst schon sehr verwundert“, berichtet der Neu-Bistro-Betreiber. Schließlich stand der Handwerker-Meister bei einer größeren Firma in der Automobil-Branche voll im Beruf. Doch Tausch horchte in sich hinein. „Es ging mir in dieser Zeit nicht gut. Ich habe gespürt, dass eine Veränderung das Beste für mich ist.“
Die Kehrtwende um 180 Grad führte ihn vom Handwerk in die Gastronomie. Danach wählte er auch den Namen seines Bistros aus. Zudem steht die Zahl für eine Ofentemperatur. Es passt also doppelt.
Bei der Suche nach einem geeigneten Raum wurde er im Grenzgebiet von Tackenberg, Alsfeld und Königshardt fündig. 84 Quadratmeter standen an der Herzogstraße in der Nähe zur Elpenbachstraße und Dorstener Straße leer. Vorher öffnete hier eine Bäckerei, davor lange eine kleine Schneiderei.
Tausch erinnert sich: „Vor dem Umbau waren die Räume in greller pinker Farbe gestaltet. Überall standen Kartons herum.“ Heute wirkt das Ladenlokal wie ein schickes Kleinod.
Gastronomie: Schicke Accessoires stehen neben der Kaffeemühle
Den Kaffee serviert er mit verspielten Kork-Untersetzern. Die Sitzgelegenheiten schmücken Stuhlbein-Socken. Große Holzscheiben ersetzen Tabletts. Und an den Wänden hängen Armbänder, Ketten und andere Accessoires.
„Kein Zufall“, sagt Jörg Tausch. „Gerade in den Niederlanden werden Gastronomie und Boutique-Verkäufe oft kombiniert.“ Seine Lebenspartnerin gestaltete viele der kleinen Geschenk-Artikel, die er neben der Bewirtung zum Verkauf anbietet.
Der Beiname „Einzigartig“ stehe für jede Gastronomie, die ihre eigene Note besitze, zugleich sind die Buchstaben ART fett gedruckt und stellen das englische Wort für Kunst heraus.
Der Durchgang zur Küche ist mit einem selbst gemachten Korken-Vorhang verziert. Eine alte Nähmaschine der Uroma steht im Schaufenster, was an die alte Schneiderei erinnern soll. Die alten Kaffeemühlen spannen den Bogen zur ehemaligen Bäckerei. Tausch hat sich viele Gedanken gemacht.
Gastronomie: Bistro öffnet mit Frühstück und Mittagstisch
Zunächst habe er das Lokal aber vorsichtig für zwei Jahre gepachtet, dann wisse er, wie das Bistro angenommen werde. Bislang sind die Rückläufe sehr positiv. Die Kunden kämen zum Frühstück mit Brötchen und wählbaren Belägen (2,30 Euro) sowie Rührei (3 Eier, 3,50 Euro).
Mittags kocht er zwei Tagesgerichte zwischen 4,80 und 10,50 Euro. Das Schnitzel brät er mit Butter in der Pfanne (4,50 Euro). Es gibt Cookies (ab 1,50 Euro). Und den Klassiker „Brötchen mit Schokokuss“ (1,50 Euro). Oft gibt es Eintöpfe, Pfannkuchen, Heringsstipp mit Bratkartoffeln.
Die Preise seien bei den aktuell hohen Kosten eigentlich zu niedrig, wie er sagt. Aber er möchte sich zunächst möglichst vielen Gästen vorstellen. „Viele ältere Kunden aus der Nachbarschaft, die nicht mehr selber kochen können, holen sich das Essen mittags ab.“ Alkohol gibt es bislang nicht, dafür aber selbst gemachte Fruchtschorlen.
Gastronomie: Neues Bistro soll kein Schnell-Restaurant sein
Noch betreibt er das Bistro als One-Man-Show ganz alleine - von morgens bis zum späten Nachmittag. Darum sagt er auch: „Wir sind kein Schnellimbiss und auch keine Raststätte.“ Je nachdem wie voll es ist, sollten die Gäste etwas Zeit einplanen. Drinnen kann er drei Tische bewirten, draußen vor der Tür noch einmal so viele.
Aber es ist eine Herzensangelegenheit, die wächst und gedeiht: „Ich habe keine Angst vor viel Arbeit und lerne täglich dazu.“ Bei Geburtstagsrunden holt er manchmal sogar seine Gitarre heraus und stimmt ein „Happy Birthday“ an - quasi als Gruß aus der Küche.
>>> Bistro an der Herzogstraße öffnet von Dienstag bis Sonntag
Das „Bistro 180 Grad Einzigartig“ öffnet an der Herzogstraße 49-51 in Oberhausen von Dienstag bis Sonntag in der Zeit von 8.30 Uhr und 16 Uhr. Montags ist Ruhetag.
Es wird Frühstück und Mittagessen angeboten. Gesellschaften können das Bistro auch für eine geschlossene Gesellschaft anmieten. Da die Tische begrenzt sind, können diese für mehrere Frühstückspersonen reserviert werden. Telefon: 01575 1709322.