Oberhausen. Die Masken-Metaller von Slipknot hatten zum Festival geladen. 17.500 Fans aus aller Welt pilgerten nach Oberhausen - und wurden nicht enttäuscht.

Sie versprechen ein kleines bisschen Horrorschau - doch am Ende ist es ein gewaltiges Spektakel: Am Samstag hat das Knotfest mehr als 17.500 Fans neben das Centro Oberhausen gelockt. Zum ersten Mal überhaupt bat die amerikanische Metal-Band Slipknot mit ihrem eigenen Festival nach Deutschland. Die Rudolf-Weber-Arena (vormals König-Pilsener-Arena) erhielt den Zuschlag.

So finster die Horror-Masken von Slipknot aussehen, so entspannt ist die Atmosphäre am Nachmittag bei den Zuschauern. Einige Metal-Veteranen bringen ihre erwachsenen Kinder mit. Gut, dass viele Gesichter hier nicht mit Latex verdeckt sind. Die meisten lächeln dem Bühnen-Bombast entgegen. Vor allem, weil der Arena-Innenraum und die Festival-Freifläche dahinter zeitgleich beschallt werden. Ein riesiges Gelände bester Metal-Gefühle.

Knotfest: Für Slipknot reisen die Fans auch weitere Strecken

Sie kommen von überall her. „Hamburg“, „Köln“, aber auch „Amsterdam“ und „Oslo“ hört man, wenn man nach der Herkunft der Slipknot-Liebhaber fragt. Tenor: „Es wurde einfach Zeit, um die Band mal wieder live zu sehen. Das Knotfest in Deutschland ist für Fans optimal.“ Bislang baten die Masken-Männer aus dem US-Bundesstaat Iowa nicht gerade in die Nachbarschaft, sondern nach Kolumbien, Japan oder Mexiko.

Tausende Fans pendeln nun in Oberhausen zwischen Halle und Open-Air-Fläche hin und her. Das klappt am Nachmittag verblüffend unkompliziert. Für die ganz vorderen Wellenbrecher-Bereiche nutzen die Veranstalter putzige Navigationshilfen: Ein Ampelmännchen springt von Grün auf Rot, sobald der Bereich die maximale Anzahl an Zuschauern erreicht hat. Damit ist schon von weit hinten sichtbar, ob noch Plätze frei sind.

Immerhin zehn Bands wie In Flames und Meshuggah wechseln sich zwischen 15 und 23 Uhr ab. Das erfordert Kondition. Die Fans rasten unter der Sonne auf Bierbänken vor der Whiskybar, suchen sich raren Schatten unter kleinen Bäumen an der Arenastraße und stärken sich mit Fleischspießen am Imbiss „Teufelsbraten“.

Die Gastronomie umrandet das Open-Air-Gelände. Ein putziger Speisewagen mit thüringischen Rostbratwürsten brutzelt mutig nah neben der Bühne. Die Klangwolken fegen aber keine Würste vom Grill. Die Bedienungen wirken Metal-erfahren. Alles in Butter!

Knotfest: Lange Warteschlangen vor dem Slipknot-Museum

Warteschlangen gibt es auch - an gleich zwei Orten. Slipknot sind seit 27 Jahren im Schall-Geschäft. Da sammeln sich einige Utensilien an - etliche Masken, Instrumente und Plakate. Darum bringen sie ein eigenes Museum mit, das über den Arena-Backstage-Eingang betreten wird. Die Folge: Wartende Fans schlängeln sich fast bis zur Tennishalle neben dem Centro-Parkplatz. Klar, so nah kommt man den legendären Masken wahrscheinlich nie wieder.

Aber auch die Stände mit Fan-Artikeln werden gestürmt. Das Festival-T-Shirts mit der Aufschrift „Knotfest Germany“ hat schon jetzt Sammlerwert und wird für 40 Euro verkauft.

Spektakel und großer Aufwand auch auf dem gesperrten Centro-Parkhaus nebenan. Auf dem Dach steht eine kleine Zuschauertribüne und ein Zelt für VIP-Gäste. Dafür stützten die Macher die Parkhausdecken darunter sogar mit zusätzlichen Balken ab. Oben serviert Slipknot-Mitbegründer Shawn „Clown“ Crahan zwischendurch höchstpersönlich Whisky an auserwählte Gäste.

Zum Finale stehen Slipknot natürlich als Festival-Höhepunkt vor allen Zuschauern. Fans jubeln über die neue Single „The Dying Song“ und Klassiker wie „Wait and Bleed“.

>>> Große Festival-Atmosphäre in und neben der Arena Oberhausen

Zuletzt gab es im Festival-Kalender der Arena Oberhausen drei Nackenschläge. Die Neumieter „90’s Super Show“, „Schlagerinsel“ und „Base-Festival“ sagten ihre Open-Air-Termine nach den Corona-Zwangspausen und den durch die Inflation deutlich gestiegenen Logistikkosten wieder ab.

Umso mehr werten Szene-Kenner das Knotfest für Oberhausen als wichtigen Erfolg. Da viele Gäste aus der ferneren Umgebung anreisten, spürten auch die Hotels deutlich mehr Buchungen. Auf der Centro-Promenade waren am Vorabend des Festivals viele Fans in Slipknot-Shirts unterwegs.