Oberhausen. Für WAZ-Leser öffnete die Rudolf-Weber-Arena ihre Pforten: mit besonderen Einblicken in die Härten und Freuden des glanzvollen Event-Business.

Draußen, unmittelbar vor der Oberhausener Arena-Pforte, entsteht für die Liga der außergewöhnlich lauten Gentlemen ein „Full Metal Village“: Hubsteiger karriolen um eine beeindruckend dimensionierte Freilicht-Bühne; selbst die Ticketschranken an der Arenastraße stehen schon bereit für die „Knotfest“ genannte Schwermetall-Gala. Drinnen in der 26-jährigen Rudolf-Weber-Arena (früher Köpi-Arena) allerdings: Leere.

Dabei steigt auch hier ein Teil der Heavy-Metal-Konzerte dieses Wochenendes, geben sich zudem am Sonntag „Judas Priest“ die Ehre, die ehrwürdigen Veteranen des Leder- und Nieten-Genres. Wer also schon am Donnerstagnachmittag eine Phalanx von Verstärkern unter der 21 Meter hohen Hallendecke und eine gewaltige Video-Wand hinter der Bühne erwartet haben sollte, der dürfte enttäuscht sein. Als Bühne firmiert vorerst das im weiten Oval fast bescheiden wirkende Basismodell aus 154 Einzelelementen – auf das die Crews der Bands und Stars dann jeweils aufstocken.

Business-Einblicke bei Softdrinks: Stefan Fenderl erzählt in der „Coca-Cola-Suite“ von den Millionen-Kalkulationen der großen Show-Produktionen.
Business-Einblicke bei Softdrinks: Stefan Fenderl erzählt in der „Coca-Cola-Suite“ von den Millionen-Kalkulationen der großen Show-Produktionen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Alles geschieht „just in time“ – und Hallen-Verkaufsdirektor Stefan Fenderl kann davon so anschaulich erzählen, dass es für die zehn WAZ-Leser, denen sich bei dieser exklusiven Führung die Pforten der Rudolf-Weber-Arena öffnen, zu einem spannenden Nachmittag wird. Arena-Shows hatten sie schon erlebt, als die Mehrzweckhalle für bis zu 12.650 Zuschauer noch als „König-Pilsener-Arena“ firmierte: von Tanz-Events bis zum Defilee um Germany’s Next Topmodel. Jetzt erfuhren sie als hochinteressiertes Publikum, wie diese glamourösen Abende – vom Filmmärchen auf Kufen bis zu Schlagern für Millionen – überhaupt in die Halle kommen.

Zahlen und Zumutungen des „harten Business“

Und der eloquente Direktor der Sales-Abteilung spricht durchaus Klartext über „ein hartes Business“, nennt Zahlen und Zumutungen. „Rigger“ und „Roadies“ sind die selten besungenen Helden jenes Wanderzirkus’, deren Arbeit bereits um 6 Uhr morgens beginnt. „Zu Anfang“, erzählt Stefan Fenderl, „wird das ganze Equipment im Innenraum auf den Boden gelegt und in die Decke gezogen“ – die für 44 Tonnen ausgelegt ist. Bis 6 Uhr abends dauert der Aufbau samt Bestuhlung, inklusive Ton-, Licht- und Sound-Check. Am Nachmittag kommt bereits die Feuerwehr, um die Konstruktion für einen Abend abzunehmen. Um 18.30 Uhr beginnt der Einlass. Und wenn die letzten Zuschauer mit leuchtenden Augen und manchmal pochenden Ohren die Halle verlassen, wird bis 2 Uhr nachts alles wieder in die Trucks verstaut.

Showtime: Im Gewitter von Licht und Klang verwandelt sich die zweckmäßige Hallen-Konstruktion an der Arenastraße – hier beim Auftritt der Pet Shop Boys im Juni.
Showtime: Im Gewitter von Licht und Klang verwandelt sich die zweckmäßige Hallen-Konstruktion an der Arenastraße – hier beim Auftritt der Pet Shop Boys im Juni. © FUNKE / Foto Services | Carsten Walden

„Unsere größte Herausforderung“, sagt der Arena-Manager, „sind vier Veranstaltungen an vier Folgetagen“ – wenn gerade mal vier Stunden bleiben, ehe bereits die nächsten an der Laderampe hinter der Bühne vorfahren. Allerdings hat das Show-Geschäft solche herausfordernden Tage während langer Lockdowns schmerzlich entbehrt. Die Folgen, auch davon berichtet Fenderl offen, drücken die Branche heute in Gestalt erheblicher Personalknappheit.

Von den Licht- und Sound-Tüftlern bis zu den Jobbern am Zapfhahn „hatten viele eine hohe emotionale Bindung an die Eventbranche“. Doch die mussten etliche verlassen, während das Kulturleben auf allen Ebenen brach lag. „Jetzt fällt es uns schwer, die Leute zurückzuholen.“ Beim Bayern Fenderl klingt’s fast irritierend charmant, wenn er sagt: „Hier verdienen Sie vier Euro die Stunde weniger“ – als bei den boomenden Paketdiensten.

Lisa-Marie Wittstamm geleitet die WAZ Leser durchs helle Foyer der jetzt allerorten mit „Rudolf Weber“ (einer Essener Gebäudereinigungsfirma) etikettierten Arena.
Lisa-Marie Wittstamm geleitet die WAZ Leser durchs helle Foyer der jetzt allerorten mit „Rudolf Weber“ (einer Essener Gebäudereinigungsfirma) etikettierten Arena. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Event-Agentur ASM Global als Mieterin der Arena (deren Eigentümer das Centro ist) kommt in Oberhausen mit 25 Mitarbeitern aus: von A wie Christopher Annegarn als Logistik-Manager bis Z wie Anke Zupancic im Rechnungswesen. Das Geschäft mit dem schönen Schein ist „ein System von enormem Outsourcing“, wie Stefan Fenderl seinen staunenden Zuhörern erklärt: Das Ruhrgebiet steckt voller Spezialfirmen von Bühnentechnik bis Catering. An Show-Abenden arbeiten über 500 Menschen in der Arena – die Stars im Scheinwerferglanz nicht mal mitgezählt. Und das eigentliche Arena-Team ist ganztags damit beschäftigt, all die Freelancer einzuweisen.

Erst bei 9000 Tickets in der Gewinnzone

Soviel Aufwand hat seinen Preis – zumal Sängerinnen und Musiker heute das Gros ihrer Einnahmen aus Tourneen erzielen. Der Arena-Manager erzählt beispielhaft von den Helene Fischer-„Festspielen“, als Deutschlands erfolgreichster Schlagerstar im Februar 2018 Oberhausen gleich an fünf Abenden in Folge entzückte: Bei Ticketkosten von rund 100 Euro in einer mit 10.000 Fans gefüllten Arena erzielte jeder Abend rund eine Million Euro an Einnahmen.

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WAZ Leser besichtigen die Rudolf Weber Arena Oberhausen.
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WAZ Leser besichtigen die Rudolf Weber Arena Oberhausen.
WAZ Leser besichtigen die Rudolf Weber Arena Oberhausen.
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WAZ Leser besichtigen die Rudolf Weber Arena Oberhausen.
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WAZ Leser besichtigen die Rudolf Weber Arena Oberhausen.
WAZ Leser besichtigen die Rudolf Weber Arena Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz
WAZ Leser besichtigen die Rudolf Weber Arena Oberhausen.
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WAZ Leser besichtigen die Rudolf Weber Arena Oberhausen.
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Allerdings kommen die aufwendigsten Shows erst bei 8000 bis 9000 Tickets in die Gewinnzone. Helene Fischer hatte 44 Trucks an Equipment mitgebracht – und 150 Leute von der Köchin bis zum Visagisten. „Eine Million schrumpft so schnell zusammen.“

Die WAZ-Leser erfuhren davon bei Softdrinks in der „Coca-Cola-Suite“: Sie und ihre 21 Pendants mit dem Panoramablick sind der erklärte Stolz des Arena-Managers. Hier lässt sich auch über den Bierpreis diskutieren, der seinen Beitrag dazu leisten muss, dass höhere Löhne zur Rückkehr der Helfer-Hundertschaften beitragen. Statt 5 Euro zahlen die martialisch aussehenden, aber vorbildlich gesitteten Fans von „Slipknot“ oder „Judas Priest“ nun 6.20 Euro. Sie werden es klaglos schlucken – vielleicht mit einem kleinen Salut für Freddie Mercury: „The Show must go on“.