Oberhausen. 4000 Fans huldigen in der Arena Oberhausen bei Judas Priest dem Kult des Schwermetalls. Irre laut - und mit irrwitzig vielen Klamottenwechseln.
Mit besinnlichen Lautstärken ist es bei Judas Priest auch in der Vorweihnachtszeit nicht sonderlich weit bestellt: Die britischen Heavy-Metal-Veteranen hämmern bei ihrem umjubelten Gastspiel in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen dermaßen auf ihre Instrumente ein, dass hinterher selbst auf dem benachbarten Weihnachtsmarkt an der Einkaufsmeile Centro erstaunt nachgefragt wird: „Was war das denn - die hat man bis hierher gehört!“
Die Standbesitzer für Lederschmuck hätten am späten Donnerstagabend beim fast zweistündigen Finale der Welttournee „Redeemer Of Souls“ vor 4000 Anhängern wohl ihre helle Freude gehabt. Kuttenträger beim Betriebsausflug - die Fans tragen ihre Aufnäher aus beinah unwirklich wirkenden viereinhalb Jahrzehnten auf. Und sie huldigen auf Jeanswesten dem Kult des Schwermetalls.
Grelle Freude an Rob Halfords Stimme
Glockenschlag. 21.30 Uhr. Die Männer aus Birmingham knipsen das Licht aus und bringen die Halle so einer Dunkelkammer nahe – zumindest kurz. Bei all dem stilvollen Einheitsschwarz sorgt eine ganze Batterie von grellen Scheinwerferkegeln dafür, dass die Opulenz der Kleiderschränke von Judas Priest nicht nur der ersten Stehplatzreihe vorbehalten bleibt. Frontmann Rob Halford zeigt zum geifernden Gitarrensound die Klamottenkünste ganzer Designerjahrgänge. Ledermantel, Bikerkluft, ein offen geschnittener Anzug. Lose Beispiele. Der Mann ist ein Gewinn für jedes Schnittmuster – Nieten auf der Kleidung, wohin man blickt.
Wahrscheinlich hätte Rob Halford all den glanzvollen Beleuchtungsbombast auf der Bühne trotzdem locker in Rente schicken können. Die Stimme zählt und die durchdringende Akustik veranlasst die Judas-Priest-Fraktion schon nach den ersten Takten von „Screaming For Vengeance“ die Ohren zu spitzen. Grelle Freude!
Judas Priest huldigen der Pommesgabel
„Turbo Lover“, „Dragonaut“, „Breaking the Law“. So zieht das Konzert schnell an. Und Rob Halford sich wieder um. Der Mann streift die Hände über seine markante Glatze und zupfelt den grauen Spitzbart zurecht. Die Fans schätzen die Gesten des charismatischen Sängers, der neben Glenn Tipton, Richie Faulkner, Ian Hill und Scott Travis die Halle entzückt. Die Fans sind mit den Veteranen gereift. Halford, immerhin nun 64 Jahre alt, wird noch immer nicht weniger als ein „Metal God“ verehrt.
Neulich formulierte er in einem Radiointerview seine Wünsche für eine mögliche Duettpartnerin: Heraus kam dabei Lady Gaga, weil er sie angeblich mit einem Judas-Priest-Shirt beim Bummel in den Straßen von New York erwischte. Klamotten und Marotten liegen bei Judas Priest immer nah beieinander.
Rob Halford fährt mit der Harley auf die Bühne
Die Besetzung an den Drums wechselte in ihrer Bandgeschichte häufig, es wurde um die Metal-Männer manchmal ebenso finster, doch zieht die Pommesgabel, wie ein Teil des Bandlogos liebevoll genannt wird, weiterhin unkaputtbar durch die Lande. Bei der in Oberhausen abgeschlossenen Welttournee spielten sie alleine 130 Konzerte, die nicht gerade ans Altenteil erinnern.
Darum fährt Rob Halford auch demonstrativ zum Finale mit Weihnachtsmann-Mütze und einem Harley-Davidson-Motorrad auf die Bühne: „Dafür machen wir das. Darum gehen wir auf Tournee. Für diesen Moment.“ Die Show steckt voller Energie, ist allerdings weitgehend frei von Überraschungen. Viel Applaus und reichlich Zugaben. Die Altmetaller wollen sich so schnell nicht verflüssigen.
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