Oberhausen. Gut gemeint ist nicht gut genug: Das Kulturleben in Oberhausen hatte bis zur Pandemie eine ausgefeilte Infrastruktur. Sie gilt es zu erhalten.

Gottfried Benn, dieser große Diagnostiker als Arzt wie als Poet, wusste, „dass der Gegensatz von Kunst nicht Natur ist, sondern gut gemeint“. Und er hat allzu recht, erst recht in diesen pandemischen Zeiten: Gutgemeintes rettet die Kunst nicht. Die Hilfe muss passen und sie darf nicht zu spät kommen.

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Das merken nicht nur die Künstler aller Sparten, die sich mit ihrem derzeitigen Zuviel an freier Zeit durch übersteuerte Anträge kämpfen, die sich dann schmerzlich spät in Überweisungen materialisieren. Hier immerhin hat die Stadt mit ihrem ganz eigenen Hilfsfonds – und schon das ist beachtlich in einer so armen Kommune – zügig umgesteuert und vor allem vereinfacht. Das Zwischenergebnis, wie es Kämmerer und Kulturdezernent Apostolos Tsalastras zuletzt im Kulturausschuss vorstellte, war deutlich: Von 64 Hilfsanträgen kam die Hälfte aus der Kultur. Die Frist bis 28. Februar 2021 will die Stadt verlängern.

Sie alle eben vom Live-Erlebnis

Ein hochsubventioniertes Theater darf und soll im Lockdown nach neuen Formen streben. Für andere – von Kneipen und Clubs bis zu den größeren Konzerthallen und freien Bühnen – ist die (noch dazu kostspielige) Digitalisierung keine Option: Sie alle leben vom Live-Erlebnis. Oberhausen braucht keine neuen Bühnen – auch keine neuen mobilen Bühnen, wie sie die SPD neulich vorgeschlagen hat: Vordringlich muss eine engagierte Kulturpolitik zusehen, dass nichts wegbricht aus dem Bestand an Spielstätten. Denn der kann sich bisher für eine kleinere Großstadt wahrlich sehen lassen.

Viele Künstler sind sicher auch Überlebenskünstler. Aber sich darauf verlassen zu wollen – nach dem Motto: „Die werden das schon irgendwie hinkriegen“ – wäre allzu zynisch. Neben finanzieller Akuthilfe ist ihnen sicher am besten geholfen, wenn die Infrastruktur hält: Wenn wieder Leben zurückkehren darf ins Gdanska, ins Ebertbad, in die soziokulturellen Zentren. Und sollten den Gastgebern nur kleine Publikumszahlen erlaubt sein, dann muss die Hilfe so zugeschnitten werden, dass sie damit das zweite Krisenjahr überstehen können.

Und bitte dieses Mal nach dem Prinzip: die Kleinen zuerst. Denn auf die Mega-Events der feierwütigen Massen sollte jetzt noch niemand setzen. Nach der „kulturellen Unterzuckerung“ wäre das der Zuckerschock.