Oberhausen. Der Tourismus in Oberhausen hat durch Corona stark gelitten. Daher nehmen die Experten der Stadt nun eine weitere Besucher-Zielgruppe ins Visier.

Oberhausen geht neue Wege, um mehr Gäste in die Stadt zu locken. Gäste, die etwa an einer Fachtagung ihres Berufsverbandes teilnehmen, darüber hinaus dann aber weitere Zeit hier verbringen, ins Theater gehen oder ein Konzert besuchen, den Abend mit den Kolleginnen und Kollegen an der Centro-Promenade oder bei einer Partie Topgolf ausklingen lassen. Sprich: Gäste, die Oberhausen als attraktives Ausflugs- und Reiseziel entdecken und dazu auch noch etwas Geld hier lassen. Um diese Zielgruppe in den Fokus zu nehmen, gründet die Wirtschafts- und Tourismusförderung (OWT) ein eigenes, neues Büro.

Aufgabe dieses „Convention-Büros“ ist die gezielte Werbung für Oberhausen als Standort für Messen und Kongresse. „Wir haben hier alle Möglichkeiten, große Veranstaltungen mit mehreren Hundert Menschen stattfinden zu lassen“, sagt Rainer Suhr, Tourismus-Spartenleiter bei der OWT. Und auf Erfahrungen kann die Stadt ebenfalls bereits zurückblicken: In der Luise-Albertz-Halle, die ja passenderweise auch als Congress Centrum Oberhausen vermarktet wird, trafen sich in der Vergangenheit unter anderem bereits Hebammen und Gefäßchirurgen aus der Region für ihre Fachtagungen.

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Statt nach einem solchen Symposium dann aber direkt zum Bahnhof zu gehen, um Oberhausen wieder zu verlassen, sollen die Gäste länger in der Stadt verweilen. „Dafür schnüren wir zugeschnittene Angebots-Pakete“, erklärt Suhr. Das neue Team soll nicht nur gezielt werben, sondern auch die Betriebe vor Ort besser vernetzen, damit Hotels, Gastronomie und Anbieter wie die Arena oder der Gasometer an einem Strang ziehen.

Extreme Umsatzeinbrüche durch Corona

Das neue Büro ist eine Maßnahme von mehreren, um dem Tourismus in der Stadt nach Corona wieder auf die Beine zu helfen. Die Branche hat stark unter der Pandemie gelitten. Beziffern lässt sich der Schaden nur schwer, doch Hotels, Restaurants und andere Betriebe hätten je nach Branche Umsatzeinbrüche von bis 70 Prozent verkraften müssen, sagt Rainer Suhr. Nicht alle haben es aus der Krise geschafft, einige mussten schließen.

Freuen sich über eine frisch renovierte Tourist-Info am Bahnhof (v.l.): Mitarbeiter Dennis Daniel, Uschi Wischermann (Dehoga), Mitarbeiterin Ulrike Dicke, Tourismus-Chef Rainer Suhr und Oberbürgermeister Daniel Schranz.
Freuen sich über eine frisch renovierte Tourist-Info am Bahnhof (v.l.): Mitarbeiter Dennis Daniel, Uschi Wischermann (Dehoga), Mitarbeiterin Ulrike Dicke, Tourismus-Chef Rainer Suhr und Oberbürgermeister Daniel Schranz. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Dabei lag Oberhausen vor Corona auf der touristischen Überholspur: Seit 1997 hat sich die Zahl der Hotelbetten auf knapp 3500 vervierfacht, von 2010 bis 2019 wuchs der Übernachtungstourismus etwa doppelt so schnell wie im gesamten Ruhrgebiet und nahezu dreimal so schnell wie in ganz NRW. Im letzten Jahr vor Ausbruch des Coronavirus’ verzeichnete die Stadt einen Rekordwert von mehr 546.000 Übernachtungen im Jahr. 2020 brach die Zahl auf rund 281.000 ein, im Jahr 2021 registrierten die Statistiker des Landesamtes IT NRW immerhin wieder gut 333.000 Übernachtungen.

Die ersten drei Monate 2022 übertreffen zwar bereits jetzt das Vorjahr deutlich, „aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hin wollen“, sagt Suhr. Auf dem Weg zurück zu alter Stärke soll unter anderem auch vermehrte Online-Werbung helfen. Oberhausen wirbt neuerdings auch auf einschlägigen Portalen wie der Hotel-Suchmaschine Trivago. Ausgespielt wird die Online-Werbung gezielt in sogenannten Quellmärkten: Bei Internet-Nutzern in den Niederlanden, aber auch in Niedersachsen und dem Gebiet zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen, etwa in der Region rund um Hessen. Dort verorten die Tourismus-Experten viele potenzielle Oberhausen-Gäste.

Apropos: Den einen typischen Oberhausen-Besucher gibt es nicht, sagt Fachfrau Uschi Wischermann. Und sie muss es wissen, sie betreibt immerhin zwei familiengeführte Hotels in der Stadt, das Parkhotel und die Residenz, und ist Vorsitzende des örtlichen Gaststättenverbandes Dehoga. Der Geschäftsreisende bucht ebenso ein Zimmer in einem ihrer Hotels wie die Familie mit Kindern, die sich im Ruhrgebiet bespaßen lassen möchte. Und weil die Besucherschar eben so vielfältig sei – und im besten Fall künftig weitere Tagungs- und Messegäste hinzukommen – wäre der Oberhausener Tourismus für einen Neustart nach der Krise gut gerüstet.