Oberhausen. Für ihre Regiearbeit ohne Schauspiel-Ensemble führte Simone Dede Ayivi viele Interviews mit jenen Könnern, die sonst nie im Bühnenlicht stehen.
Eine Premiere für nur zwei Aufführungen? Nur am Freitag und Samstag, 8. und 9. April, können Theaterbesucher die Technikshow „Wetterleuchten“ erleben – dann wechselt das Schauspiel wieder auf die Probebühne in Buschhausen. „Die Alternative wäre, es gar nicht zu zeigen“, sagt Simone Dede Ayivi, „aber das kam für uns nicht infrage“. Dazu hatte die Regisseurin und Autorin viel zu viele Gespräche geführt mit den Menschen am Theater, „die die Technik bedienen“. Oder wie Dramaturg Raban Witt sagt, „deren Namen man in den Programmheften nur im Kleingedruckten findet“.
Dokumentartheater, das auf eigenen Recherchen basiert, ist seit zehn Jahren das Metier von Simone Dede Ayivi. Ein „Wetterleuchten“, das die Möglichkeiten der Bühnentechnik ausspielen sollte, spukte zunächst als Idee für „ein paar Minuten beim Theaterfest“, wie die 40-Jährige aus Hanau erzählt. Daraus wurde rasch mehr, als sich die Technikshow mit dem Anliegen verknüpfte, auch die Theatercrew mit den technischen und handwerklichen Berufen vorzustellen: Schließlich stellen sie – gegenüber dem Schauspiel-Ensemble und dem künstlerischen Leitungsteam – die große Mehrheit der rund 130 Mitarbeiter des Theaters Oberhausen.
So entstand die als „Probe in fünf Akten“ untertitelte Uraufführung aus einer Reihe von Gesprächen: Mit einer Liste der Abteilungen ging Simone Dede Ayivi durchs Haus, sprach mit Berufsanfängern und Altgedienten. Es gab spontane Gespräche im Flur und ausführliche Interviews von bis zu zwei Stunden. Schließlich blieben 20, deren Stimmen nun zu Beiträgen für „Wetterleuchten“ wurden.
„Star des Abends“ ist der sprechende Scheinwerfer
Rückblickend zeigt sich die Regisseurin ganz froh über die ungeplanten Verzögerungen durch Pandemie und weit überplanmäßig andauernde Sanierungsarbeiten im Großen Haus: Für sie war’s ein Zeitgewinn, um allen Gesprächspartnern gerecht zu werden. „Was sind die magischen Theatermomente?“ Das Ensemble ist bei „Wetterleuchten“ – sicher erstmals in bald 102 Theaterjahren – nicht dabei. Obwohl Simone Dede Ayivi sagt: „Die Schauspieler zu vermissen, ist erst einmal gut!“
Eine Chance bleibt für „Wetterleuchten“
Für die beiden Vorstellungen von „Wetterleuchten“ am 8. und 9. April, jeweils um 19.30 Uhr, gibt es noch wenige Karten: für den Premierenabend von 12 bis 32 Euro, für den Samstag von 11 bis 23 Euro, erhältlich unter 0208 8578 184, per Mail an besucherbuero@theater-oberhausen.deEine leise Hoffnung hegt Regisseurin Simone Dede Ayivi für die Spielzeit 2022/’23: Als neue Intendantin könnte Kathrin Mädler „Wetterleuchten“ übernehmen, denn die Technikshow wäre unabhängig von Umbesetzungen im Ensemble.
Stattdessen beherrscht ein Lautsprecherturm auf der Drehbühne das Bild für die einstündige Show. Und als „Star des Abends“ führt „Kay“, der sprechende Scheinwerfer auf Rollen, durch den Abend. „Er schwebt von der Decke herab“, erzählt die Regisseurin. Als „Tanz der Technik“ beschreibt sie die Attraktionen aus dem aufwendig programmierten Regiepult. Denn die jetzt mit Bühnenglanz bedachten Abteilungen („aus dem Kleingedruckten“) investierten Extra-Aufwand in besondere Effekte – wie er mit dem sonst üblichen knappen Vorlauf für eine neue Produktion gar nicht zu leisten wäre.
Doch wieso „Wetterleuchten“? Wetterphänomene – vom Gewitter bis zum Sonnenauf- oder -untergang – von draußen auf die Bühne zu holen, mache eben besonderen Eindruck, weiß Raban Witt. Der Dramaturg sieht sie aber auch als „Metapher für die Veränderungen“ im Theater.
Was sie fürs Theater begeistert
Schließlich lieferten die Gesprächspartner von der Technischen Direktorin bis zum Garderobier keine drögen Berufsbeschreibungen: Sie erzählten, was sie fürs Theater begeistert – aber auch von späten Arbeitszeiten, die nicht leicht mit dem Familienleben zu vereinbaren sind. „Wir stellen die Menschen vor“, sagt Simone Dede Ayivi schlicht.