Oberhausen. Nach zwei Abenden der Show „Wetterleuchten“ muss das Große Haus schon wieder schließen. Für die neue Intendanz gibt’s dann neueste Bühnentechnik.
Die neue Spielstätte des Theaters Oberhausen ist verkehrsgünstig gelegen, nördlich der A 42-Anschlussstelle Buschhausen, zwischen „Fliesenland“ und „Gallhöfers Bedachungsfachhandel“. Und zum im Stadtteil beliebten Pantoffelpark an der Kleinen Emscher ist’s auch nicht weit: Denn das Theater öffnet seine Probenbühne an der Lessingstraße 13 und schließt – schon wieder – das Große Haus in der Stadtmitte.
Wieder muss Oberhausens Schauspiel während der letzten Saison der Intendanz von Florian Fiedler aus der Not eine Tugend machen, weil die Arbeiten an der Bühnentechnik deutlich zeitaufwendiger geraten, als ursprünglich kalkuliert worden war. Doch Fiedlers Nachfolgerin Kathrin Mädler soll für ihre erste Spielzeit 2022/‘23 ein technisch wohlbestelltes Haus vorfinden. Das allerdings bedeutet, dass der sogenannte „dritte Bauabschnitt“ bereits während der laufenden Spielzeit – nämlich von April bis August – über die Bühne gehen muss.
Wer die Film- und Lichteffekte von Fiedlers „Peter Pan“-Inszenierung bestaunt hat, dürfte sich wundern: Denn noch stehen weitere Instandsetzungsarbeiten gerade an der szenischen Beleuchtung aus, sowie an den sie steuernden Dimmerschränken und dem Stellwerk für die Lichtregie. Die blickt aus einer gläsernen Kanzel, „hoch unterm Dach“, wie Doris Beckmann erklärt, auf das Bühnengeschehen. „Wir werden den gesamten Raum entkernen“, so die Verwaltungsdirektorin des Theaters, „neu verkabeln und ausstatten“.
Filmkulisse für rasante Tanzszenen
Auflagen des Brandschutzes und die nötige Schadstoffsanierung machen diese Arbeiten wieder langwieriger als zunächst vorgesehen. Dennoch ist Beckmann zuversichtlich, dass die Techniker mit den jetzt avisierten vier Monaten auskommen werden.
Zum Spiel-Platz vor Publikum ist die Probebühne allerdings erst einmal geworden – und das auch nur für Zuschauer am Bildschirm: In „Sturmtief O’Hara“, dem Tanzfilm des Ensembles „Le Fleur“, probte Regisseurin Monika Gintersdorfer nicht nur in Buschhausen, sondern nahm das Werkstatt-Ambiente auch als Filmkulisse für rasante Tanzszenen. Um für den Rest der Spielzeit nun, live vor Publikum, zwei weitere Produktionen auf der Probebühne 2 zeigen zu können, waren kurzfristig Investitionen von 108.000 Euro nötig.
So entspricht die Probebühne in ihren Maßen zwar exakt jener am Will-Quadflieg-Platz – doch für hundert Zuschauer muss erst einmal eine Tribüne geschaffen werden, ähnlich jener, die variabel im Saal 2 eingesetzt wird. Die größeren Kosten-Posten dienen der Ertüchtigung der Bühnenbeleuchtung für 27.000 Euro und der Ton- und Videotechnik für rund 40.000 Euro. Zudem kauft das Theater für 20.000 Euro Lüftungsgeräte – allesamt „nachhaltige Investitionen“, wie die Verwaltungsdirektorin betont, die dem Theaterbetrieb auch in kommenden Spielzeiten zugute kommen.
Foyerzelt soll die Besucher empfangen
„Wir haben uns für unsere Gäste etwas einfallen lassen“, sagt Doris Beckmann: Ein Foyerzelt soll die Besucher empfangen und zum Seiteneingang der Probebühne 2 leiten. Man prüfe zudem, ob vom Theater aus ein Shuttlebus verkehren sollte, damit auch Zuschauer ohne eigenen Pkw nach Buschhausen finden – und am späteren Abend auch heimkommen. „Auch die Theaterkasse wird vor Ort sein.“
Von Helikopter-Mamas und Rabenmüttern
„Bad Mothers“ heißt die erste Produktion für die Probebühne 2, eine Choreographie der in Köln heimischen, aus Tel Aviv stammenden Tänzerin Reut Shemesh. Mit ihrer für Oberhausen entwickelten Inszenierung erkundet die 40-Jährige das weite Feld zwischen Helikopter-Mamas und Rabenmüttern und fragt: „Woher kommen die rigiden sozialen Erwartungen, mit denen Mütter konfrontiert sind?“
Die Premiere an der Lessingstraße 13 in Buschhausen steigt am Freitag, 18. März, um 19.30 Uhr. Karten zu 32 Euro, ermäßigt 5 Euro, gibt’s unter 0208 8578 184, per Mail an besucherbuero@theater-oberhausen.de
Neben „Bad Mothers“, der Choreographie der Israelin Reut Shemesh, zeigt das Theater an seiner neuen Außenstelle vom 6. Mai an auch „Transit“ nach dem Exil-Roman von Anna Seghers, jeweils für zwölf und acht Aufführungen. Ganz aus dem Spiel ist das derzeit mit „Peter Pan“ bestens gefüllte Große Haus damit zum Glück nicht. Für immerhin zwei Abende gibt’s am 8. und 9. April „Wetterleuchten“, die eigens zur Einweihung der rundum modernisierten Bühne angekündigte „Technikshow“ – mit den Stimmen all jener, die im Theater sonst nur hinter den Kulissen wirken.
Auch danach bleibt das Große Haus nicht ganz verschlossen: Denn im Mai ist das Theater Oberhausen – drei Jahre nach dem Erfolg als „Westwind“-Gastgeber – die federführende Bühne des „Unruhr“-Festivals auf zehn Revier-Bühnen. „Wir übernehmen den ersten Auftritt“, sagt Doris Beckmann – für den dann halt ein „Arbeitslicht“ auf den weltbedeutenden Brettern genügen muss.
Beeindruckend: Malersaal und Schreinerei
Noch in einem anderen Sinne will die Verwaltungsdirektorin das Buschhausener Theater-„Exil“ produktiv nutzen: Sie möchte Führungen möglich machen, um auch Einblicke in den Malersaal, in Schreinerei und Schlosserei geben zu können. „Sie sind wirklich beeindruckend. Es ist toll, dass Oberhausen diese Werkstätten hat.“