Oberhausen. Der Krieg in der Ukraine und Putins nukleare Drohung sind auch in den Oberhausener Grundschulen Thema. Viele Kinder haben Sorgen und Ängste.
Erst die Pandemie, dann der Angriffskrieg Putins auf die Ukraine und seine Drohung mit Atomwaffen – wie soll ein junges Leben gleich zwei so gewaltige Krisen in so kurzer Lebenszeit verarbeiten? Auch an den Grundschulen in Oberhausen ist der Krieg in der Ukraine Thema. Es gebe bei den Kindern viel Redebedarf, Sorgen und Ängste, berichtet Marcel Weyer, Schulleiter der Rolandschule.
Die größte Sorge der Schülerinnen und Schüler: Dass es auch in Deutschland Krieg geben könnte. Auf einer Weltkarte haben sich die Kinder gemeinsam angeschaut, wo die Ukraine genau liegt, welches die Nachbarländer sind und wie nah oder weit die Entfernung zu Deutschland ist.
Einige Kinder haben bereits einen Krieg miterlebt
Die Rolandschule besuchen Kinder mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen: Polnisch, tschechisch und auch syrisch, sagt Schulleiter Weyer. Letztere trifft die Angst vor einem Krieg besonders. Sind sie doch in ihrem jungen Leben bereits vor einem Krieg geflohen und haben sich in Deutschland ein neues, sicheres Zuhause aufgebaut.
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„Es ist ganz wichtig, ehrlich mit den Kindern zu sein“, so Marcel Weyer. Die Sorgen der Schülerinnen und Schüler seien zwar nicht unbegründet, die Lehrkräfte versuchten aber dennoch, ihnen die Angst zu nehmen. Einige Klassen hätten zum Beispiel Friedenstauben gemalt, es gebe Gesprächsangebote und auch die Möglichkeit, für die flüchtenden Menschen aus der Ukraine zu spenden. „Die Kinder haben ihre Spielsachen aussortiert“, berichtet der Schulleiter. Auch Windeln, Schlafsäcke, Decken habe die Schule bereits gesammelt.
Unterricht und Corona stehen aktuell nicht im Vordergrund
Der Unterricht und auch Corona ständen aktuell nicht im Vordergrund. In jeder Klasse gebe es Zeit, Fragen zum Krieg zu beantworten und zu erklären, was gerade passiert. Die Lehrkräfte sprechen das Thema aber nicht aktiv an, erklärt Weyer. Um die Sorgen nicht noch zu verstärken.
So handhaben es auch die Lehrkräfte an der Steinbrinkschule in Oberhausen-Sterkrade. „Wir dürfen nicht mit der Tür ins Haus fallen“, sagt Schulleiterin Susanne Amrehn. Das Kollegium wolle gemeinsam überlegen, wie es langfristig mit dem Krieg in der Ukraine und dem Gefühl der Bedrohung umgehen wird. Die Lehrkräfte wollen für die Kinder da sein, ihnen Gesprächsangebote machen, aber auch Hilfestellung geben, an wen sie sich bei Fragen und Sorgen wenden und wo sie sich über den Krieg informieren können.
Das Thema belastet auch die Lehrkräfte selbst
Klar sei außerdem: Die Ereignisse belasten auch die Lehrerinnen und Lehrer selbst. „Wir machen uns auch Gedanken, wie es weitergeht.“ Ihre Ängste wollen sie aber auf keinen Fall auf die Grundschüler übertragen. „Wir müssen sehr behutsam sein“, meint Susanne Amrehn. Das könne zum Beispiel eine offene Frage vor dem Unterricht sein: Geht es euch gut? oder: Gibt es etwas, das euch bedrückt?
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Aktuell sprächen die Schülerinnen und Schüler aller Klassen das Thema aber von selbst an. „Es gibt Kinder, die sagen: Vor dem Krieg bin ich geflohen und jetzt ist wieder Krieg“, berichtet die Schulleiterin. „Sie glauben nicht, dass der Krieg an einer Grenze Halt macht.“ Was gerade passiere, mache die Jungen und Mädchen sehr betroffen. Und es schüre Ängste.
Wer Angst hat, kann nicht gut lernen
Um diese zu verarbeiten und mit der belastenden Situation umzugehen, malen die Kinder zum Beispiel Bilder. Der Unterricht trete etwas in den Hintergrund, denn wer Angst habe, könne ohnehin nicht gut lernen, so Susanne Amrehn. Hinzu komme die Corona-Krise, die auch noch nicht überwunden sei. Die Sorge um die Gesundheit werde nun erweitert um die Sorge um Leib und Leben.
Auch Sabine Schumann, Schulleiterin der Ruhrschule in Oberhausen-Alstaden, berichtet: „Der Krieg überschattet alles.“ Corona sei in den vergangenen Tagen in den Hintergrund gerückt. Seit Montag, 28. Februar, gibt es eine neue Teststrategie in den Grundschulen, doch aktuell liege der Fokus einfach nicht darauf, ob oder wie getestet werde.
Dennoch: Schumann hat mit ihren Schülerinnen und Schülern an diesem Tag nicht über den Krieg gesprochen. „Es gab Mathe, Deutsch, die Einführung in die Addition“ – ganz normalen Unterricht eben. Schumann: „Vielleicht ist ein bisschen Normalität auch gut.“