Oberhausen. Durch den Krieg in der Ukraine sind 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht. In Oberhausen helfen Organisationen - aber auch viele Privatleute.

Der Schrecken des Krieges in der Ukraine hat in Oberhausen eine große Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Bundesweit tätige Hilfsorganisationen planen meist zentrale Konvois - doch es gibt es auch sehr konkrete Oberhausener Aktionen.

„Bei uns klingelt regelmäßig das Telefon, weil sich Menschen erkundigen, wie sie helfen können“, sagt Wolfgang Heitzer. Heitzer organisierte viele Jahre für die Stadt Oberhausen den Jugendaustausch „Multi" und engagiert sich heute bei dem Verein "Oberhausen hilft", der auch zahlreiche Projekte in der Ukraine verwirklicht hatte. Beim Jugendaustausch „Multi“ waren bereits Jugendliche aus der Ukraine und Russland in Oberhausen zu Gast.

„Bei ehemaligen Teilnehmern aus Oberhausen ist die Verbindung sehr persönlich, weil sie wissen, dass der ehemalige Gast direkt betroffen ist“, erzählt Heitzer. Momentan sei man im ständigen Austausch. Multi-Gastgeber-Familien aus Oberhausen fragen, wie sie Betten für Flüchtlinge aus der Urkraine bereitstellen können. Für den Jugendaustausch tätige Fahrer bieten an, Material in die polnisch-ukrainischen Grenzregion zu bringen oder Menschen abzuholen.

Ukraine-Hilfe: Multi-Teilnehmer meldet sich aus der Partnerstadt Saporishja

Vor allem die verstörenden Kriegsbilder von vielen Familien mit Kindern und Schreckensmeldungen aus der Oberhausener Partnerstadt Saporishja im Südosten der Ukraine machen die Oberhausener tief betroffen. Vor sechs Jahren hatte der 21-jährige Nikita Oberhausen noch als Multi-Teilnehmer besucht. Heute schreibt der Student aus Saporishja kurze Textnachrichten an das besorgte Multi-Team: „Wir hoffen das Beste und rechnen mit dem Schlimmsten.“

Träger, Verbände und Vereine aus Oberhausen bündeln ihre Spendenhilfe. Der gemeinnützige Verein „Oberhausen hilft“ organisiert unter anderem die finanzielle Unterstützung. „Aktuell wird recherchiert, welche Hilfe zielgerichtet sinnvoll ist. Der Fokus liegt dabei im Wesentlichen auf Waisenhäusern, Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern“, erläutert der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, André auf der Heiden. Der Verein wolle zudem Ansprechpartner an Oberhausener Bürger vermitteln, die Flüchtlinge aus Saporishja aufnehmen möchten. „In Abstimmung mit der Sozialverwaltung ist aktuell geplant, entsprechende Bus-Transfers zu organisieren, sofern das logistisch umsetzbar ist.“

Ukraine-Hilfe: Kleidung und Lebensmittel lagern im Stoag-Busdepot

Das Gladbecker Unternehmen Urban Reisen hat bereits Hilfsgüter wie Kleidung und Lebensmittel gesammelt und an die ukrainische Grenze gebracht. Zugleich konnten auf dem Rückweg 65 Flüchtlinge nach Deutschland gebracht werden - 25 kamen bereits bei Verwandten unter.  „Die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ist groß“, sagt Firmenchef Philipp Urban. Der Inhalt von acht Gelenkbussen lagert momentan in einer Oberhausener Halle, den die Stadtwerke Oberhausen (Stoag) zur Verfügung stellt. „Die Güter werden wir nach und nach an die ukrainische Grenze bringen.“

Keine Sachgüter, dafür effektive Geldspenden sammelt das Deutsche Rote Kreuz. Hilfslieferungen werden zentral organisiert. „Das Deutsche Rote Kreuz hat am 1. März einen zentralen Hilfskonvoi mit 88 Tonnen Hilfsgütern auf fünf LKWs ins polnische Lublin geschickt, darunter: 3.280 Feldbetten, 4.680 Isomatten und mehr als 750 Hygienepakete, die jeweils für die Versorgung eines fünfköpfigen Haushalts für einen Monat ausgelegt sind“, heißt es von einer Sprecherin.

Unterdessen blickt die Caritas darauf, eintreffende Flüchtlinge aus der Ukraine in Oberhausen zu unterstützen. „Wir sind gut vorbereitet, um Ukraine-Flüchtlingen Hilfestellungen zu bieten. Sowohl 'Caritas & Quartier' und die Flüchtlingsberatung als auch der Pflegekinderdienst sind Ansprechpartner.“ Auch bei unbegleiteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine könne man helfen. Dafür bestehe ein ständiger Kontakt mit dem Jugendamt.

Ukraine-Hilfe: Gebastelte Holzfiguren und Charity-Essen für Flüchtlinge

Besonders rührend: In der Ergotherapie-Werkstatt der Caritas wollen Menschen mit Behinderung auf eigenen Wunsch Holzprodukte fertigen, damit diese zugunsten von Ukraine-Flüchtlingen verkauft werden können. Zudem hilft die Caritas über die Einzelfallhilfe. 

Auch immer mehr Privatpersonen machen mit. Küchenmeister Tobias Fleckner hat für Freitag, 11. März, ein Charity-Essen in der Bernardus-Kapelle an der Dorstener Straße organisiert. Das Echo ist gewaltig. Fleckner: „Innerhalb von 48 Stunden waren alle Tickets vergeben. Nun durchforste ich Rezeptbücher mit ukrainischen Gerichten.“ Für 50 Euro erhalten die 80 Besucher ein Essen und ein kleines Unterhaltungsprogramm mit dem Zauberer Tom Duval.

Alle Einnahmen werden für den guten Zweck gesammelt. Damit möchte Fleckner eine Wohnung anmieten, um eine Familie aus der Ukraine unterzubringen. „Wir wollen die Familie nicht alleine lassen, sondern auch im neuen Umfeld in Oberhausen unterstützen - von Gängen zum Amt bis zu Einkäufen.“

Oberhausener, die eine private Unterkunft anbieten möchten, können sich unter der E-Mail-Adresse ukraine.hilfe@oberhausen.de melden.

>>> Spendenkonto für Ukraine-Hilfe in Oberhausen

Der gemeinnützige Verein „Oberhausen hilft“ bündelt die Spendenaktivitäten der Oberhausener Träger, Verbände und Vereine. Das Geld soll vor allem der Partnerstadt Saporishja helfen.

Spendenbescheinigungen stellt der Verein aus. Der Verwendungszweck „Hilfe für Saporishja“ und die eigene Adresse müssen dann angegeben werden. Die Kontoverbindung lautet: Oberhausen hilft e.V., Stadtsparkasse Oberhausen, IBAN: DE06 3655 0000 0053 2241 43 BIC: WELADED1OBH.