Oberhausen. Schon wieder brummt in Oberhausen die Motorsäge. Diesmal müssen neun Bäume weichen – für neue Wohnungen.

Herbst und Winter – in diesen Jahreszeiten ist es nach dem Bundesnaturschutzgesetz überhaupt nur erlaubt, Bäume zu fällen. Und deshalb sticht Anwohnern in diesen Wochen besonders ins Auge, wie häufig im Oberhausener Stadtgebiet die Kreissäge lautstark ihre Arbeit verrichtet.

Nun sind plötzlich neun mächtige Bäume, darunter mehrere stämmige Ahorne, auf dem gut sichtbaren Grundstück an der Mellinghofer Straße/Ecke Königsberger Straße im Knappenviertel verschwunden. Die aufwendigen Fällarbeiten dauerten mehrere Tage – und nun sieht es für kundige Autofahrer und Anwohner an dieser Stelle sehr kahl aus. „Das ist so schade“, schreibt uns eine Leserin. Die wenigsten allerdings wissen derzeit, warum so viel schöne Natur verschwinden musste.

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Nach Anfrage der Redaktion im Rathaus ist klar: Ein privater Investor will auf seinem Grundstück die in Oberhausen dringend benötigten neuen Wohnungen bauen – gleich 40 an der Zahl. Die Errichtung eines Mehrfamilienhauses hat die Stadt an dieser Stelle bereits genehmigt – deshalb wurde vom Bauherrn der Antrag auf die Baumfällungen gestellt. Konsequenterweise erlaubt die Stadt auch dies – damit überhaupt dort ein Mehrfamilienhaus errichtet werden kann.

Eine Aufnahme mit Hilfe von Google-Satellitenfotos zeigt, wie sehr das Grundstück im Oberhausener Knappenviertel mit kräftigen Bäumen bewachsen war. Jetzt ist die Fläche weitgehend leer.  
Eine Aufnahme mit Hilfe von Google-Satellitenfotos zeigt, wie sehr das Grundstück im Oberhausener Knappenviertel mit kräftigen Bäumen bewachsen war. Jetzt ist die Fläche weitgehend leer.   © Google Earth

So durften Baumfachleute zwei Silberahorne, einen Bergahorn, einen Götterbaum, eine Linde, zwei Feldahorne, eine Weide und eine Kastanie mit Motorsägen vernichten. Die Stadt versichert allerdings, dass dem Bauherrn im Gegenzug zur Fällerlaubnis Auflagen gemacht worden sind: Er muss auf dem Grundstück 23 Ersatzpflanzungen vornehmen.

Durchaus bemerkenswert ist, wie sensibel Oberhausener Bürger mittlerweile auf Baumfällaktionen im Stadtgebiet reagieren – nicht nur wegen der zunächst hässlichen Optik von Flächen, sondern auch wegen der zunehmenden Klimaschutzdiskussionen.

Die Redaktion hat dazu bereits zahlreiche Artikel veröffentlicht – auch weil sich Bürger mit der Bitte um Hilfe an Redakteurinnen und Redakteure wandten:

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Versucht endlich, mehr Bäume zu retten!