Oberhausen. Zwischen Bäumen herrscht ein „knallharter Konkurrenzkampf“, erklärt der Stadtförster im Sterkrader Wald. Nur der Stärkere darf bleiben.

Das Rauschen der Autobahn ist im Sterkrader Wald allgegenwärtig. Aber sonst ist es ruhig. Ein Baum reiht sich an den anderen. Was man als Laie nicht ahnt: Zwischen Bäumen herrscht ein „knallharter Konkurrenzkampf“, erklärt Stadtförster Jürgen Halm. Beim Rundgang durch den Sterkrader Wald erklärt er, warum hier bald wieder einige Bäume gefällt oder – wie die Experten sagen – „geerntet“ werden.

Am Wegesrand deutet Halm gleich auf ein Exemplar: „Sehen Sie, der ist deutlich geringer als sein Nachbar. Er wird es niemals schaffen, den zu überwachsen.“ Wenn dieser kleine Baum aber nicht existieren würde, dann könne sich der große Nachbar leichter ausbreiten. „Die Wurzel wird fester, die Krone kann sich besser ausbilden.“ Der große Baum hat den Kampf gewonnen. Im Wald gilt das Gesetz des Stärkeren. „In 20 Jahren muss man sich überlegen, ob vielleicht noch ein anderer Baum weg muss.“

Insgesamt 250.000 städtische Bäume in den Wäldern

Über 560 Bäume in den städtischen Wäldern haben den Konkurrenzkampf gegen ihre größeren Nachbarn verloren und müssen in den nächsten Monaten Platz machen. Jürgen Halm und Umweltamtsleiter Markus Werntgen-Orman sprechen lieber von 1410 Festmetern Holz, denn Baum ist nicht gleich Baum. Und sie betonen: „Wir haben immerhin 250.000 Bäume in unseren Wäldern.“

Jürgen Halm markiert eine kleinen Baum, der im Rahmen der Durchforstung bald gefällt wird.
Jürgen Halm markiert eine kleinen Baum, der im Rahmen der Durchforstung bald gefällt wird. © Gerd Wallhorn

Außerdem wächst in Oberhausen schon seit langem mehr Holz nach, als gefällt wird. Etwa 5,2 Festmeter legen die Bäume pro Jahr und Hektar zu, nur 3,2 Festmeter werden dem Wald entnommen.

„Würden wir das nicht machen, wären alle Bäume gleich alt“, erläutert Markus Werntgen-Orman. „Dann würden auch alle Bäume zur gleichen Zeit sterben.“ Die jährliche Durchforstung ist also eine Maßnahme, um den Waldbestand aufrecht zu erhalten. „Auch die nächsten Generationen wollen Wälder haben.“

Nur zwei Bürger haben sich der Gruppe bei diesem Termin angeschlossen. Sie laufen jetzt auch abseits der befestigten Wege, wo der Boden immer matschiger wird. Halm und Werntgen-Orman wollen auf die Kritik aus der Bezirksvertretung Osterfeld reagieren und solche Rundgänge im kommenden Jahr am Wochenende anbieten.

In den vergangenen Wochen ist Halm durch die Wälder gestreift und hat die Bäume, die gefällt werden müssen, mit einen orangefarbenen Strich versehen. „Das geht besser, wenn die Bäume laublos sind“, erklärt er. Denn ob zwei Bäume miteinander konkurrieren, sieht man am besten an ihren Kronen. „Immer Sommer gucke ich nach oben und sehe nur grün.“

Im März beginnt die Brutzeit

Nur zwei Bürger waren zu dem Termin gekommen. Im kommenden Jahr, soll der Rundgang am Wochenende stattfinden.
Nur zwei Bürger waren zu dem Termin gekommen. Im kommenden Jahr, soll der Rundgang am Wochenende stattfinden. © Gerd Wallhorn

Es gibt aber noch andere Gründe, warum ein Baum markiert wurde. „Hier sieht man ein Beispiel von Vandalismus“, sagt Jürgen Halm. „Der Baum wurde angeschnitten. Wer macht denn so etwas?“ Auch Cornelia Schiemanowski vom BUND ist dabei. Sie achtet darauf, dass keine Bäume gefällt werden, die als Brutplätze genutzt werden. Ohnehin darf nur bis zum 1. März geerntet werden. Dann beginnen die Vögel ihre Nester zu bauen und den Nachwuchs auszubrüten.

Einige Bäume haben die Naturschützer mit einem großen H markiert. „Das sind Höhlenbäume“, erklärt Schiemanowski. „Darin leben zum Beispiel Spechte oder Fledermäuse. Sie suchen sich abgestorbene Bäume, weil sie in dem weichen Holz leicht Höhlen bauen können.“ Deswegen dürfen sie stehen bleiben.

Im Januar sind die ersten Bäume fällig. „Wenn es nicht dauerhaft regnet“, sagt Jürgen Halm. „Dabei braucht die Natur den Regen doch so dringend“, entgegnet Markus Werntgen-Orman.

>>>INFO: Fast die Hälfte des Waldes gehört der Stadt

In Oberhausen gibt es insgesamt rund 1000 Hektar Wald, vor allem im Stadtnorden. Der größte Waldbesitzer ist die Stadt. Förster Jürgen Halm kümmert sich um deren Waldbesitz von 466 Hektar. Der übrige Wald ist in Landesbesitz (Hiesfelder Wald, ca. 411 Hektar), gehört dem Regionalverband Ruhr (Grafenbusch, Klosterhardt) oder verteilt sich auf kleinflächigen Privatbesitz.