Oberhausen. Die Umweltschützer vom BUND fordern mit Blick auf 2022 mehr Klima-, Natur- und Artenschutz in Oberhausen. So wie 2021 könne es nicht weitergehen.

Die Naturschutzorganisation BUND hat kritisiert, dass im Jahr 2021 an vielen Stellen in Oberhausen auf die Belange des Klima-, Natur- und Artenschutzes zu wenig Rücksicht genommen worden sei. Die Sprecherin der Bund-Kreisgruppe Oberhausen, Cornelia Schiemanowski, und ihre Mitstreiter appellieren an Stadt und Lokalpolitik, aber vor allem an den neuen, für Umwelt, Mobilität, Bauen und Stadtplanung zuständigen Dezernenten Thomas Palotz (CDU), im Jahr 2022 für ein Umdenken zu sorgen.

Beim Blick auf das Jahr 2021 in Oberhausen seien einige große und prägende Projekte und Maßnahmen auffällig, die wenig Rücksicht auf die Stadtnatur genommen hätten, erklärt Cornelia Schiemanowski. Der Sterkrader Wald sei trotz erheblicher Proteste nach wie vor durch den geplanten Ausbau des Autobahnkreuzes bedroht, wobei bis zu 5000 Bäume in Gefahr seien. Im Waldteich-Gelände seien große Flächen für das neue Edeka-Zentrallager versiegelt worden. So habe man 9000 Kreuzkröten umsiedeln müssen, um ihr Überleben zu ermöglichen. Die 2021 novellierte kommunale Baumschutzsatzung habe „ohne Antrag und Ersatzpflanzung deutlich mehr Freiheiten für den Einsatz der Kettensäge“ gebracht, heißt es weiter.

Viele Grünflächen sind in Gefahr

Der BUND listet weiter auf: Kleingärten auf bis zu 30 000 Quadratmeter Grünfläche sollen in Sterkrade zerstört und bebaut werden. Ähnliches sei in Borbeck auf 10 000 Quadratmeter Fläche geplant. Am Brammenring eröffne die Topgolfanlage mit 50 Meter hohen Netzen, in denen sich möglicherweise Vögel verfangen könnten. Überall in den Wohnvierteln entstünden zudem „Schottergärten“ vor Wohnhäusern – Gärten, die wenig Rücksicht auf die Belange eines gesunden Stadtklimas nehmen würden.

Alles in allem zeige die skizzierte Situation, dass in Oberhausen der Lebensraum für Flora und Fauna zunehmend eingeengt werde, „indem Flächen so genutzt werden, dass Tiere und Pflanzen dort nicht mehr leben können“. Wegen des Klimawandels spiele der Schutz der Natur in dicht besiedelten Städten wie Oberhausen zwar eine immer bedeutsamer werdende Rolle, trotzdem würden die Themen Klimaschutz, Klimafolgenanpassung und Biotopvernetzung bei der kommunalen Planung meist hintangestellt.

Positive Beispiele gibt es auch

An der Kewerstraße konnten Anwohner die Fällung einer 100-jährigen Buche (im Hintergrund) verhindern.
An der Kewerstraße konnten Anwohner die Fällung einer 100-jährigen Buche (im Hintergrund) verhindern. © FFS | Gerd Wallhorn

Zugleich unterstreicht der BUND, dass es anders geht und dass es auch in Oberhausen positive Gegenbeispiele und Ansätze für mehr Natur- und Klimaschutz gebe: So hätten die Umweltgruppe Holten und die Ruhrwerkstatt im vorigen Jahr 2021 viele Vogel-Nistkästen gebaut und in mehreren Stadtteilen (Holten, Sterkrade, Tackenberg) aufgehängt - besonders dort, wo Eichenprozessionsspinner im Frühjahr massenhaft aufgetreten sei. Zeitgleich könne man nun beobachten, wie sich die Populationen entwickeln und ob damit der Einsatz von Bioziden vermieden werden könne. Das Bündnis Biene & Co. habe weiterhin regionales Saatgut verteilt, um Blütenpflanzen im Stadtgebiet zu verbreiten, die Nahrungsquellen für Insekten darstellen.

Umwelt-Ressort mit neuer Spitze

Der Bund richtet seinen Appell vor allem an Thomas Palotz, der als neuer Technischer Beigeordneter für die Bereiche Umwelt, Mobilität, Bauen und Stadtplanung seinen Dienst am 1. Januar 2022 angetreten hat.

Thomas Palotz ist aus Dinslaken nach Oberhausen gewechselt. In der Nachbarstadt war er als Kämmerer und Stadtplaner tätig.

Der BUND wertet auch das mehrheitliche Nein der Lokalpolitik zum Bebauungsplan an der Falkestraße in Königshardt als positives Beispiel für den Natur- und Klimaschutz. An der Kewerstraße in Alstaden sei zudem durch den Einsatz und Protest aus Reihen der Alstadener Bürgerschaft die Fällung einer 100-jährigen Buche gestoppt worden. Die Räumung des Grabelandes an der Wilhelmstraße sei ebenso vorerst verhindert worden. Der Naturschutzbeirat habe erreicht, dass Oberflächenwasser, das dem Reinersbach zugeleitet werden soll, einer besseren Klärung und Kontrolle unterzogen werde.

„Stadtplanung für künftige Generationen mitdenken“

Cornelia Schiemanowski und ihre Mitstreiter setzen jetzt darauf, dass diese aus ihrer Sicht positiven Schritte 2022 weiter fortgeführt werden: „Stadtplanung muss heute schon für künftige Generationen mitdenken. Wir hoffen, dass wir mit dem neuen Beigeordneten Thomas Palotz einen offenen Ansprechpartner haben werden.“