Oberhausen. Am Montag hat der Weltklimarat seinen viel beachteten, aktuellen Klimabericht vorgestellt. Was bedeuten solche globalen Aussagen für Oberhausen?

Tobias Szczepanski (29) aus Oberhausen ist einer der beiden Sprecher im Bündnis zum Erhalt des Sterkrader Waldes. Am Montag, 9. August, hat der Weltklimarat seinen aktuellen Bericht zu den Risiken des Klimawandels vorgestellt. Der Oberhausener hat das mit besonderem Interesse verfolgt und skizziert die lokale Datenlage dazu.

Herr Szczepanski, was hat Ihr Interesse am Klimawandel ausgelöst?

Szczepanski: Mein Interesse an Klimathemen kam mit dem Engagement für den Sterkrader Wald und gegen den Ausbau des Autobahnkreuzes zustande. Ich hatte dabei Glück, die richtigen Menschen kennenzulernen. Erst dadurch beschäftigte ich mich wirklich mal mit den Forderungen von Fridays for Future und stellte fest: Die haben einfach recht! Das sind keine Kinder, die nur die Schule schwänzen wollen. Seitdem arbeite ich mich immer mehr ein, um diese Themen zu verstehen und ebenfalls in die Öffentlichkeit zu bringen.

Jetzt haben Sie den Blick auf die Erkenntnisse des Climate Service Center Germany (GERICS) gerichtet – das ist ein in Norddeutschland ansässiges Institut, das sich mit diesen Fragen befasst und lokale Daten dazu veröffentlicht. Wie sieht es danach für Oberhausen aus?

Im „Klimaausblick für Oberhausen und angrenzende Landkreise“. herausgegeben von GERICS, werden auf Basis der Ergebnisse von 85 regionalen Klimamodell-Simulationen drei mögliche Emissionsszenarien dargestellt. Es liegt auf der Hand, dass im Szenario ohne Klimaschutz die gravierendsten Auswirkungen für unsere Stadt zu beobachten sind, doch auch in den anderen Szenarien wird deutlich, dass sich das Klima in Oberhausen verändern wird – wenngleich auch nicht in dem drastischen Ausmaß. Noch kann also entgegengesteuert werden.

Weltklimarat- Erderwärmung eindeutig menschengemacht

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    Was sind die lokalen Haupt-Risiken des Klimawandels?

    In allen Szenarien ist eine Zunahme der Temperatur, der Sommertage und der tropischen Nächte zu beobachten. Mit den Temperaturanstiegen werden sich auch die winterlichen Frost- und Spätfrosttage verringern, nicht jedoch der zu erwartende Niederschlag. Im Gegenteil: Trotz des Anstiegs der Trockentage ist mit stärkeren Niederschlagsmengen zu rechnen – also mit so genannten Starkregenereignissen, die zu Katastrophen wie jüngst in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz führen können, wenn durch die hereinbrechenden Wassermassen Flusspegel rasant ansteigen und aufgrund starker Flächenversiegelungen die Kanalisation überlastet ist.

    Wie wirkt sich das auf die Menschen aus?

    Tobias Szczepanski.
    Tobias Szczepanski. © Handout | Szczepanski

    Die aus dem Klimawandel resultierenden Veränderungen treffen hier vor allem Säuglinge, Kinder, Senioren sowie Menschen, die im Freien arbeiten oder an chronischen Erkrankungen leiden. Auch Menschen, die unter Allergien leiden, werden stärkere Probleme bekommen: Die Pollensaison verlängert sich durch die längeren Blühzeiten der allergieauslösenden Pflanzen, ebenso erhöht sich die Pollenmenge, da der Anstieg von CO2 die Pollenproduktion begünstigt. Hitzestress setzt außerdem dem Körper zu und bedarf einer erhöhten Flüssigkeitszufuhr.

    Was kann man aus Ihrer Sicht lokal gegen die Klimakrise tun?

    Das betrifft vor allem die Themen Städteplanung, Mobilität und Gebäudesanierung. Denn vor allem dicht bebaute und versiegelte Flächen wirken wir ein Wärmespeicher und verstärken den Wärmeinsel-Effekt. Hierzu gehören auch der häufig in Vorgärten verwendete Schotter, der ebenfalls eine starke, wärmespeichernde Wirkung aufweist. Zusätzlich verhindert Bebauung die Luftzirkulation und damit das Einströmen kühlerer Luft aus dem Umland.

    Können Grünanlagen helfen?

    Die Technische Universität Berlin hat herausgefunden, dass mehrere kleine Grünanlagen effektiver sind als große Parkanlagen, da sich die Abkühlung in einem Umkreis von 300 Metern um die Grünfläche herum auswirkt. Ausreichend sind hier schon Grünflächen von der Größe eines kleinen Fußballfeldes. Nun sind die Möglichkeiten zur Anlage solcher Grünanlagen flächenmäßig in einer dicht bebauten Stadt wie Oberhausen nicht überall gegeben, hier können jedoch alternativ Dach- oder Fassadenbegrünungen zum Einsatz kommen.

    Was bedeutet das alles aus Ihrer Sicht für die Debatte um den Sterkrader Wald?

    Sechster Bericht des Weltklimarats

    In diesem Sommer der Flutkatastrophen und Waldbrände hat der am Montag in Genf vorgestellte, aktuelle Bericht des Weltklimarats (IPCC) eine nochmals verstärkte Beachtung gefunden.

    Es handelt sich um die mittlerweile sechste Bestandsaufnahme des IPCC zum globalen Klima.

    In Oberhausen kommt dem Sterkrader Wald eine wichtige Funktion zu: Seine bodennahe Lufttemperatur liegt in einer sommerlichen Wetterlage um bis zu sechs Grad unter der Temperatur in umliegenden Wohngebieten. Wenngleich die globale Klimaerwärmung weiter voranschreiten wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch mit entsprechenden Maßnahmen gegengesteuert werden. Der Erhalt des Sterkrader Waldes gehört für mich auf jeden Fall dazu.