Oberhausen. Juckreiz und Atemnot können die Haare des Eichenprozessionsspinners bei Menschen auslösen. Oberhausen setzt nun auf konsequente Vorbeugung.

Die Servicebetriebe Oberhausen (SBO) starten eine große Vorbeugungsaktion gegen die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners. Das Mittel „Foray ES“ wird dabei an zahlreichen Eichen an Straßen, Parks und Grünanlagen, an Spiel- und Sportplätzen und öffentlichen Gebäuden in Oberhausen ausgebracht.

Die Eichen werden vorsorglich auf das Auftreten von Raupen des Eichenprozessionsspinners kontrolliert und im Auftrag der Stadt präventiv gegen den Befall durch solche Raupen geschützt. Bei Menschen können die Haare des Prozessionsspinners im Mai und Juni zum Beispiel starken Juckreiz, Atemnot oder auch eine Entzündung der Schleimhäute auslösen.

Viele Bäume müssen überprüft werden

Die Anzahl der zu kontrollierenden Bäume sei im Laufe der Jahre auf über 800 angestiegen, erläutert SBO-Sprecher Alexander Höfer. Vor diesem Hintergrund würden jetzt an den in der Vergangenheit befallenen Bäumen vorbeugende Sprühaktionen im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner gestartet. Die Maßnahmen finden vom Boden aus statt und müssen jeweils vor dem dritten Larvenstadium der Raupen erfolgen, da dann aus Sicht der Fachleute der beste Wirkungsgrad erzielt werden könne und zu diesem Zeitpunkt die reizenden Brennhaare noch nicht ausgebildet seien.

Die SBO-Fachleute unterstreichen die Naturverträglicheit des eingesetzten Mittels: „Der Wirkstoff basiert auf einem Protein, das auf das Bakterium Bacillus thuringiensis zurückzuführen ist. Durch seine selektive Wirkung ist es besonders schonend und bildet somit keine Gefahr zum Beispiel für Bienen“, erläutert Diplom- Forstingenieur Jürgen Halm. Das Mittel werde auf die Blätter der Eichen aufgesprüht. Für einen Baum mittlerer Größe seien dabei rund zwanzig Liter Behandlungslösung nötig.

Nur ein kleines Zeitfenster steht zur Verfügung

Bereits kurz nach der Aufnahme des Mittels stellen die Raupen ihre Nahrungsaufnahme ein und dadurch werde eine weitere Schadwirkung schnell verhindert, heißt es. Die Behandlung könne dabei nur in einem relativ kleinen Zeitfenster von wenigen Wochen vorgenommen werden, das sei auch davon abhängig, wie viele Blätter die jeweiligen Eichen schon gebildet haben.

Vorbeugung kostet rund 80.000 Euro

Ergänzend werden 22 mechanische Fallen und 22 so genannte Feromonfallen an den Bäumen im Stadtgebiet angebracht. Auch sie dämmen die Ausbreitung der Raupen und Falter ein.

Die Kosten für die vorbeugende Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners liegen bei ca. 80.000 Euro.

Bürgerinnen und Bürger, die zu einem späteren Zeitpunkt Nester des Eichenprozessionsspinners an städtischen Bäumen entdecken, können sich an die Untere Naturschutzbehörde wenden: eps@oberhausen.de oder 825 7777.

Die Sprühaktion wird am Montag, 10. Mai, starten und soll bis zum 28. Mai dauern. Wegen möglicher wetterbedingter Verzögerungen, insbesondere bei Regen und Wind, könne der Behandlungszeitraum variieren und deshalb nicht genau festgelegt werden. Beim Besprühen der Straßenbäume könne es zu Verunreinigungen an parkenden Autos kommen. Deshalb werden die Bürgerinnen und Bürger gebeten, den Parkraum und das Umfeld unter den befallenen Bäumen während der Behandlung frei zu halten.

In den betroffenen Straßenzügen sind frühzeitig Informationen auf entsprechenden Hinweisen zu lesen, so dass die Anwohner jeweils im Vorfeld Bescheid wissen. Insgesamt stehen rund 2000 Bäume auf der Behandlungsliste. Die Schwerpunkte der Aktion liegen laut SBO erneut im Stadtnorden in der Graßhoffstraße, im Höhenweg, in der Kirchhellener Straße und der Königshardter Straße, in der Lützowstraße und der Weißensteinstraße, in der Leibnitzstraße sowie in der Max-Eyth-Straße; außerdem im Bereich der Ruhrorter Straße in Alt-Oberhausen bzw. Lirich.

Nicht in Landschaftsschutzgebieten

In Landschaftsschutzgebieten werden keine vorbeugenden chemischen Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner gestartet. Hier setzen die Fachleute auf ein anderes Rezept: Bereits 2020 sind 40 Nistkästen im Volkspark Sterkrade, im Ruhrpark sowie auf der Tackenbergstraße angebracht worden. Davon erhofften sich die SBO zusammen mit den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO) einen Anstieg der Zahl an Meisen, die mit Vorliebe die Larven des Eichenprozessionsspinners fressen.

Nistkästen speziell für Meisen

Im März 2021 haben deshalb SBO und WBO ihren Einsatz gegen den Eichenprozessionsspinner ausgeweitet. Es wurden weitere 100 Nisthöhlen, zusätzlich zu den bereits vorhandenen 40 Stück, speziell für Meisen angebracht. Als Standorte dafür wurden der Revierpark- und Stadtwald Osterfeld, der Ruhrpark, der West- und Nordfriedhof sowie ein Bereich entlang der Forststraße berücksichtigt. Zusätzlich installiert die WBO weitere 42 Nistkästen an Fließgewässern und Straßengräben – den Großteil an Nassenkamp und Tüsselbeck.