Oberhausen. Nur fünf Monate alt ist ein Beschluss des Oberhausener Rates, eine Kreuzung in Alstaden verkehrssicher umzubauen – nun wurde dieser aufgehoben.
Vielleicht sollten Lokalpolitiker vor wichtigen Bau-Beschlüssen in Zukunft immer an Ort und Stelle klären, wie die Stadtplaner welche Straße und welchen Bürgersteig erneuern wollen. Denn für Laien, also auch für die ehrenamtlichen Politiker einer Stadt, ist es sehr schwer, Karten zu Bebauungsplänen zu lesen, die der Rat absegnen muss.
In der vergangenen Ratssitzung hat die breite Mehrheit etwas sehr Ungewöhnliches entschieden: Sie hob einen früheren Beschluss zum Bebauungsplan zum Teil auf – dabei war dieser gerade fünf Monate alt. Die Planung für den Umbau der Bebel- und Kewerstraße vor der Bahnbrücke muss die Stadtverwaltung nun noch einmal neu auflegen.
Wie berichtet, will sich die Stadt anschließen, wenn die Deutsche Bahn 2022/23 die marode Brücke durch einen breiteren Neubau ersetzt. Bebel- und Kewerstraße sollen von der Einmündung der Fischer- in die Bebelstraße bis zur Einmündung der Straße Ohrenfeld in die Kewerstraße umgebaut werden. Und zwar so, dass sich zwei Linienbusse auf diesem Abschnitt begegnen können, ohne dass einer von ihnen anhalten muss.
Dabei müsste aber eine über hundert Jahre alte Buche gefällt werden – und dagegen wehren sich Anwohner. Schließlich ist die Alstadener Buche als besonders schützenswert von der Baumkommission bewertet worden. Der Baum soll deshalb nach Willen der Ratsmehrheit nun unbedingt erhalten bleiben – und auch die beabsichtigte Stelle für die gesicherte Straßenquerung für Schüler halten die meisten Lokalpolitiker jetzt für falsch gewählt. Die Grünen vermissen zudem einen Radweg.
So fand sich im Rat für diesen Fall ein neues Bündnis zusammen: Linke, FDP, Grüne, SPD und BOB. „Die Planungen sahen auf dem Papier gut aus, aber vor Ort erst sieht man, dass der Baum wegsoll und die Querung nicht zur Verkehrssicherheit beiträgt“, argumentiert FDP-Ratsherr Marc Hoff. SPD-Ratsfraktionschefin Sonja Bongers beteuert: „Wir wollen nicht die Arbeiten der Bahn zur Erweiterung der Brücke behindern, sondern nur den Baum erhalten und einen vernünftigen Fußgängerüberweg bekommen.“
CDU-Fraktionschefin Simone-Tatjana Stehr allerdings befürchtet genau dies: „Wir möchten nicht das Ganze gefährden.“ Und Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) wies daraufhin, dass es bei strikter Ablehnung jeglicher Baumfällung möglich ist, „dass eine neue Straßenführung physikalisch und technisch nicht realisierbar ist“ – und damit nichts Neues geschaffen wird und viel Fördergeld verloren geht. Die politische Mehrheit will aber beides: den Baum und eine neue sicherere Straßenführung in Alstaden. Man will nun erst einmal die neue Planung des Rathauses abwarten – und dann endgültig entscheiden.