Oberhausen. Hubert Filarsky ist in Schmachtendorf bestens bekannt. Jetzt kämpft er als Teil des Protestbündnisses gegen den Autobahnausbau in Oberhausen.

Der Widerstand gegen den Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen hat viele Facetten. Ein Teilaspekt dieser Ausbaupläne bewegt Hubert Filarsky als Mitglied der Interessengemeinschaft Schmachtendorf (IGS) und Vertreter der Kreisjägerschaft im Naturschutzbeirat der Stadt Oberhausen ganz besonders: die Schutzfunktion der grünen Autobahnböschungen. Daher hat der Schmachtendorfer jetzt eine ganz spezielle Plakataktion gestartet.

An den Autobahnbrücken und in den Böschungsbereichen sind ab sofort an den Baumstämmen Protestplakate zu sehen: „Ich soll sterben!“ und „Ich soll auch sterben!“ sowie „Wir sollen alle sterben!“, lauten die Botschaften. Stamm für Stamm ist das zu lesen. Dazu schaut ein Baum auf den Plakaten besonders traurig drein.

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Es werde sehr viel von den Abholzungen im Sterkrader Wald gesprochen, sagt Hubert Filarsky. Dabei gerate schnell aus dem Blickfeld, „dass auch der gesamte Aufwuchs an den Autobahntrassen entfernt wird“. Vom Ortsteil Biefang bis an die Stadtgrenze nach Dinslaken und quer durch die Königshardt gelte das. „Hier sind nicht nur tausend Bäume betroffen, sondern auch ganz viele blühende und beerentragende Gehölze, die wegen des damit verbundenen Insektenaufkommens bevorzugte Nistplätze für bestandsgefährdete Kleinvögel und Fledermausarten bieten.“

Folgen für den Stadtteil

Zu den Mitstreitern im 2020 gegründeten Bündnis „Unser Sterkrader Wald darf nicht sterben“ zählen auch die Interessengemeinschaft Schmachtendorf (IGS) und die Kreisjägerschaft Oberhausen.

Allein die Erneuerung der Brückenbauwerke im Zuge des Autobahnprojekts werde Schmachtendorf „auf zig Monate ab- bzw. durchschneiden“, ist sich Hubert Filarsky sicher. Die Bürgerinnen und Bürger seien während der Bauzeit zu kilometerweiten Umfahrungen gezwungen, befürchtet er.

Der Schmachtendorfer unterstreicht: „Wie sich das auf Käuferströme auswirkt, muss man gar nicht erst erklären.“

Für den Ortsteil Schmachtendorf bestehe die Besonderheit, dass diese Böschungsbereiche die wirklich allerletzte Grünverbindung zwischen den Waldgebieten der Hühnerheide und dem Sterkrader Wald bildeten, unterstreicht Hubert Filarsky. Über diese Grünverbindung finde ein letzter Austausch wandernder Tierarten wie etwa Rehe, Füchse, Hasen und Marder statt. Eine Unterbrechung wird aus Sicht von Hubert Filarsky zur weiteren Verinselung beider Biotope führen.

„Perfide Erpressung“

Der Schmachtendorfer kennt die aktuelle kontroverse Debatte um den Autobahnkreuzausbau, der ja auch Befürworter in der Bevölkerung hat. Er weiß auch um die Ankündigung der neuen Autobahn GmbH, dass es im Zuge des Projekts einen deutlich verbesserten Lärmschutz geben werde. Die sei eine berechtigte Forderung aus der Bevölkerung, unterstreicht Hubert Filarsky: „Dass die planende Behörde dieser Forderung nur im Zusammenhang mit einem vollumfänglichen Autobahnkreuz-Ausbau nach Planvorlage nachkommen will, kann man schlichtweg als perfide Erpressung bezeichnen. Wir haben als Bündnis mehrfach darauf hinweisen können, dass ein solcher Schallschutz schon seit Jahren gefordert wurde und längst überfällig ist.

Das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen läuft.
Das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen läuft. © Hans Blossey / FFS

Zudem sollten sich die Bürgerinnen und Bürger auch vor Augen halten, dass Schallschutzmauern nicht vor Feinstaub schützen, dass sie kein CO2 binden und keinen Sauerstoff erzeugen würden, meint Filarsky. Daher gehöre zu jeder Erweiterung von Schallschutzwänden auch stets das entsprechende Begleitgrün. Stattdessen sei aber geplant, durch die Trassenverbreiterung solche Emissionen noch näher an die Wohnbebauung heranzulassen. Dies wird nach fester Überzeugung des Schmachtendorfers dazu führen, dass – nicht nur bei Staus auf der Autobahn – die geplanten, zusätzlichen Fahrstreifen eine deutliche Mehrbelastung mit gesundheitsgefährdenden Stoffen in der Atemluft mit sich bringen werden: „Wer mehr Verkehr zulassen will, wird ihn auch bekommen.“