Oberhausen. . Der Oberhausener Karneval startet in eine schwierige Session. Der Hoppeditz teilt beim Auftakt am Friedensplatz aus - und trifft damit den Nerv.

Das gesamte Jahr hat Hagen Hoffmann die Nachrichten verfolgt. Aufgeschrieben. Zusammengefasst. Auswendig gelernt. Viele, viele Baustellen! Am Donnerstag setzte er sich den Arbeitshelm auf - und durfte endlich einen kritisch-launigen Zehnminüter auf dem Friedensplatz in Oberhausen vortragen. Als Hoppeditz eröffnet er nicht nur die Karnevalssession, sondern nutzte seine Rede auch als Spiegelbild der Gesellschaft.

Die sich wieder zuspitzende Corona-Krise mit stark ansteigenden Infektionszahlen macht die Session nicht einfach. Und so grüßt der Hoppeditz alle Coach-Potatoes, Dosensammler, Klopapierhorter, Maskenträger, Durchgeimpfte und Bettvorleger - und fasst Anfang und Jetzt-Zustand der Pandemie zusammen.

Karneval in Oberhausen: Hoppeditz für Drive-in-Weihnachtsmarkt auf der A516

Es hat sich einiges aufgestaut - im vergangenen Jahr sprach der Hoppeditz nur per Internet-Stream. Diesmal lauschen einige Hundert Narren unter freiem Himmel. Es gilt die 3G-Regel. In den Sälen wird meist mit 2G geplant - Änderungen durch den zugespitzten Verlauf der Pandemie nicht ausgeschlossen.

„Ihr seid ja, laut Michael Wendler alle tot, schon seit September. So nimmt das Schicksal seinen Lauf. Ihr seid kaputt und ich steh auf“, knöpft sich der Hoppeditz schnell die Schwurbel-Aussagen des umstrittenen Schlagersängers Michael Wendler vor, der mit kruden Theorien unsäglich gegen Corona-Maßnahmen und Schutzimpfung wetterte.

Auch im Stadtgeschehen läuft nicht viel rund. „Und da an Baustellen nichts passiert, ist der Pendler angeschmiert!“ Lösungen bietet der Redenschwinger immerhin an. „Und die Idee, die find ich stark. Wenn man auf der A516 eh schon parkt. Eröffnet doch 'nen Drive-in-Weihnachtsmarkt!“

Karneval in Oberhausen: Sterkrader Wald - Stadt auf dem Holzweg

Das Thema Verkehr fällt der Stadt schwer, reimt der Hoppeditz. Das auch die angeregte Verlagerung des Bordells, weg von der Innenstadt, thematisiert wird, liegt nah. „Und man hatte den Plan gehegt, Bordelle werden flachgelegt!“ Doch nichts passiert.

Für dicke Luft sorgt beim Hoppeditz ein Umwelthema. „Und Luft, das ist ein tolles Thema, der CO2 wird auch extremer. Darum freut man sich hier inne Stadt, dat man noch Wald zum Atmen hat. Doch die Stadt verkündet stolz, der Wald in Sterkrade wird abgeholzt!“ Sein Fazit: "Eines weiß nicht nur ein Fridays-for-Future-Kind, dass die alle auf dem Holzweg sind."

Apropos, es schallen auch Sätze über den verunglückten Wahlkampf von CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Und über den Gewinner Scholz durch angestrengte Tatenlosigkeit. Und Extremisten im Bundestag. Und auch vor revolutionären Ideen macht der Hoppeditz kaum Halt. Wie wäre es mit einem parteilosen Kanzler? Oder gleich die karnevalistische Galionsfigur selbst als Bundespräsident? „I make Karneval great again!“

Aber auch ständige Meckerköppe bekommen ihr Fett weg: „Meistert man die Krise schlecht, ist alles hundsgemein und ungerecht. Klappt es gut und nix passiert, ist man trotzdem angeschmiert!“

>>> Karnevalssession startet größtenteils mit 2G-Regel

Am Samstag, 13. November, wird Jörg I. Becker zum Stadtprinzen von Groß-Oberhausen gekürt. Es gilt in der Luise-Albertz-Halle die 2G-Regel. Der Einmarsch der Aktiven, sonst eine große Karawane, wurde auf fünf Personen plus Standartenträger pro Verein begrenzt.

Auch der Großteil der Karnevalsvereine plant bei seinen närrischen Sitzungen mit dem Einlass nur für Geimpfte und Genesene.