Oberhausen. Die beiden Nachbarstädte Essen und Oberhausen wollen die vor Jahren gescheiterte Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 anpacken.
Der politische Druck steigt, in Oberhausen doch noch die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 von der Unterstraße in Essen-Frintrop bis zur Centro-Haltestelle "Neue Mitte" voranzutreiben.
Auf der Essener Seite haben sich die neuen Kooperationspartner im Stadtrat, die CDU und die Grünen, in einer Vereinbarung darauf verständigt, die Verlängerung der von der Ruhrbahn betriebenen Linie von Essen-Mitte bis zum Centro voranzutreiben. Auf Seite 12 des 29-seitigen Vertrages heißt es in nur zwei Sätzen unter dem Themenblock Verkehr: "In Zusammenarbeit mit Oberhausen soll die Straßenbahn-Linie 105 bis zum Centro durchstreckt werden. Auf Essener Seite soll der zweigleisige Ausbau vorangetrieben werden."
In einem Interview untermauerte der Essener CDU-Ratspolitiker Ulrich Beul, neuer Aufsichtsratschef der Ruhrbahn, dieses Vorhaben: "Wir denken auch an den Ausbau des Schienennetzes. Sei es die U11 oder die U17, so dass die Karstadt-Hauptverwaltung, Haarzopf und das Flughafengelände angebunden werden oder die Linie 105 nach Oberhausen."
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Die Verlängerung der regional wichtigen Verbindung zwischen Oberhausen und Essen war im März 2015 durch ein Ratsbürgerentscheid mit 57 Prozent der Stimmen gescheitert - den Bürgern, die die Strecke ablehnten, war die aufgeständerte Trassenführung über das Stahlwerksgelände mit über 80 Millionen Euro für drei Kilometer Gleise zu teuer, obwohl der Großteil der Investition von Bund und Land gezahlt worden wäre. "Der Bürgerentscheid ist schon ein paar Jahre her. Wir möchten das Thema wieder aufgreifen. Vielleicht gelingt es ja jetzt, die Menschen zu überzeugen", hofft der Essener CDU-Politiker Beul.
CDU lehnte Streckenführung der Linie 105 ab
Die Oberhausener CDU hatte damals im Rat unter ihrem Fraktionsvorsitzenden Daniel Schranz zwar nicht grundsätzlich den Linienausbau abgelehnt, aber die seit Jahren geplante Streckenführung übers Stahlwerksgelände für zu teuer und zu negativ fürs Gewerbegebiet Stahlwerksgelände am Centro gehalten. Letztendlich mündete das "Nein" der CDU-Fraktion zum 80-Millionen-Euro-Projekt ein halbes Jahr vor der Oberbürgermeister-Wahl in einen Ratsbürgerentscheid. Denn die damalige Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hatte Sorge, dass die lautstarken Gegner in der Bevölkerung zusammen mit der CDU ohnehin einen Bürgerentscheid durchsetzen würden - und trieb deshalb einen Ratsbürgerentscheid voran. Der endete mit dem Nein der Mehrheit der teilgenommenen Wähler. Die politische „Bindungsfrist“ des Ratsbürgerentscheids beträgt allerdings nur zwei Jahre - sie ist also bereits im März 2017 ausgelaufen.
Nun will nicht nur das neue Essener Ratsbündnis, sondern auch Oberhausen selbst einen neuen Anlauf unternehmen, die Anbindung mit dem umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr zu den Essener Nachbar-Stadtteilen zu verbessern. Schließlich siedelt die Stadt zunehmend Freizeitunternehmen, Hotels und Geschäfte in der Neuen Mitte an; die Stau-Probleme zu Haupteinkaufszeiten und zu Konzertterminen haben in der Vergangenheit nach Beobachtung von Anwohnern stetig zugenommen. Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 soll hier für eine Entlastung sorgen.
Alternative Streckenführung der Linie 105 möglich?
Derzeit lässt die Rathaus-Spitze im Auftrag des Rates ohnehin einen Masterplan Neue Mitte 4.0 erarbeiten, dessen zentraler Inhalt ein belastbares Verkehrskonzept sein wird. Schon seit längerem weist Stoag-Chef Werner Overkamp darauf hin, dass Geldtöpfe des Bundes und des Landes für Nahverkehrsvorhaben weiter zur Verfügung stehen, ja sogar noch mehr gefüllt wurden: "Es stehen ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, um ein solches Infrastrukturprojekt mit hoher verkehrlicher Bedeutung bis zu 90 Prozent zu fördern.“
Bei der Erarbeitung des Verkehrskonzeptes wird zugleich ermittelt, ob die Gleise für die Straßenbahn 105 intelligenter in Richtung Centro verlegt werden können und sich alternative Strecken zur alten Planung finden lassen, die das Stahlwerksgelände nicht unnötig durch eine aufgeständerte Trasse zerschneiden. Im Nahverkehrsplan 2017 ist eine Karte zu sehen, auf der zum Beispiel auch eine Route entlang der Essener Straße bis zur ÖPNV-Trasse vom Hauptbahnhof bis zum Centro skizziert ist - eine Variante, die wohl deutlich preisgünstiger ausfallen würde als die Brammenring-Route.