Oberhausen. Seit Jahren wird in Oberhausen heftig über den Sinn von Natur-Ausgleich weit jenseits der Stadtgrenze gestritten. Besserung ist kaum in Sicht.
Kurzfristig gibt es nur wenig Hoffnung, dass Ausgleichs-Pflanzungen im Zuge von Infrastruktur-Projekten – wie etwa der Ausbau des Autobahnkreuzes – vermehrt in Oberhausen verwirklicht werden können. Das geht aus einer Antwort der Stadtverwaltung an den SPD-Politiker Manfred Flore hervor, der sich dazu erkundigt hatte.
Solche Pflanzungen sollen den Verlust von Bäumen und Naturraum ausgleichen. Wenn etwa Tausende von Bäumen im Sterkrader Wald fallen würden, um den Ausbau des Autobahnkreuzes von A2, A3 und A516 zu ermöglichen, sind Ersatzpflanzungen an anderer Stelle gesetzlich vorgesehen.
Im lokalen Umfeld gibt es dabei meistens Probleme: Nach wie vor fehlen in Oberhausen geeignete Flächen dafür. In innerstädtischen Bereichen, besonders in den kleineren Parks und in den Straßenzügen, sei derzeit nur eine relativ geringe ökologische Aufwertung zu erzielen, erklärt die Verwaltung. Etwas besser stünden da schon die Chancen in den großen Parkanlagen, die bereits meist als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen seien (zum Beispiel Kaisergarten, Volkspark Sterkrade) oder in der freien Landschaft.
Naturschutzbehörde kontrolliert
Führen etwa die Deutsche Bahn oder die Autobahn GmbH des Bundes einen Streckenausbau durch, überwacht die Untere Naturschutzbehörde die Einhaltung der naturschutzrechtlichen Vorschriften, wozu auch Ausgleichspflanzungen zählen.Die Politik könnte künftig die Weichen stellen, um ein gesamtstädtisches Entwicklungskonzept für Freiflächen (ökologische Ausgleichsflächen) voranzutreiben.
Doch grundsätzlich stehen die Chancen für Oberhausen schlecht, wenn künftig nicht großflächig neue Areale entsiegelt und zu hochwertigen Freiflächen entwickelt werden. Hier müsste dann allerdings auch der dauerhafte Erhalt solcher Freiflächen rechtlich gesichert werden, unterstreicht die Stadtverwaltung.
Zudem denkt der Bundesgesetzgeber beim Thema Ausgleichspflanzungen nicht lokal, sondern in großem Rahmen: So gibt es dafür eigens skizzierte „Naturräume“. Der für Oberhausen relevante Naturraum heißt „Niederrheinisches Tiefland und Kölner Bucht“. Eine ganze Teilregion des Landes Nordrhein-Westfalen steht also theoretisch zur Verfügung, um Ausgleichsmaßnahmen und Ersatzpflanzungen für in Oberhausen vollzogene Infrastrukturprojekte vorzunehmen. Im Klartext: Der im Sterkrader Wald am Autobahnkreuz gefällte Baum kann zum Beispiel auch in der Kölner Bucht oder irgendwo am Niederrhein durch Anpflanzung ersetzt werden.
Starker Flächenverbrauch
Das ist wenig befriedigend für die Oberhausener Bürgerinnen und Bürger. So sehen das auch Manfred Flore und seine SPD-Kollegen im Stadtrat. Sie formulieren: „Die SPD-Fraktion ist der Ansicht, dass hier neue Wege bestritten werden müssen, um Ausgleichsflächen auch innerstädtisch zu definieren und zu realisieren. Für ein gesundes Stadtklima ist ein Ausgleichsflächen-Management innerhalb der Stadt dringend erforderlich.“ Das gelte gerade auch deshalb, weil Oberhausen durch den Umbau des Emschersystems und den Ausbau der Betuwe-Güterzuglinie sowie des Autobahnkreuzes durch Großprojekte beim Flächenverbrauch stark belastet sei. Notwendig seien deshalb Ausgleichsflächen vor allem auch im Innenbereich von Oberhausen, wo viele Menschen leben und direkt von Ersatzpflanzungen profitieren könnten.
Die Untere Naturschutzbehörde habe in den zurückliegenden Jahren durchaus die Strategie verfolgt, dass die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft, die in Oberhausen stattfinden, auch innerhalb des Stadtgebietes erfolgen solle, sagt dazu die Stadtverwaltung. Dass diese Strategie nicht immer durchsetzbar sei, liege daran, dass der Verantwortliche für das jeweilige Infrastruktur-Projekt, etwa die Deutsche Bahn bei der Betuwe oder die Autobahn GmbH des Bundes beim Autobahnkreuz, die Ausgleichsflächen bereitstellen müsse und dass andere Behörden für die Genehmigung der Eingriffe zuständig sein können. Eine weitere Erklärung ist ebenfalls aufgelistet: Besonders für den Ersatz von Wald stehen in Oberhausen einfach keine geeigneten Flächen zur Verfügung.