Oberhausen. Defekte PCs bis fehlende Desinfektionsspender: Oberhausener Schüler finden teils „schockierende“ Zustände vor. Die Stadt gelobt Besserung.

Ihr Inhalt ist nichts, womit sich die Stadtverwaltung schmücken könnte. Aber die zweite Mängelliste des Jugendparlaments hat Oberbürgermeister Daniel Schranz trotzdem mit einem Strahlen entgegengenommen. Schließlich, so der Verwaltungschef, sei er froh darüber, dass die Vertretung der Kinder und Jugendlichen „nicht nur auf die Freizeitsituation in Oberhausen“ schaut – sondern nach 2017 nun zum zweiten Mal systematisch abgefragt hat, was an den weiterführenden Schulen in Oberhausen vor allem schief läuft. „Diese Mängelliste“, so Schranz, „ist ein Mittel, um unsere Priorisierungen im Schulbereich zu hinterfragen.“ Und Mängel sehen die Schülerinnen und Schüler vor allem in drei Bereichen:

Erstens: Alltagsausstattung und Hygiene

„Schockierend“ findet es der Sprecher des Arbeitskreises „Schule und Nahverkehr“ im Jugendparlament, Niels Hülsewiesche, dass an vielen Schulen immer noch „ganz alltägliche und selbstverständliche Dinge fehlen“: keine Papierhandtücher, nicht genug Desinfektionsspender. Außerdem, sagt René Klagus, stellvertretender Vorsitzender der Jugendparlaments, vermisse man vielerorts funktionierende Uhren. „Den Schülern fehlt oft die Orientierung.“ Derartige Mängel seien unnötig, findet Niels Hülsewiesche, „weil sie sich doch eigentlich schnell beseitigen lassen müssten.“ [Lesen Sie auch:Schulleiter: „Schulen werden als Testzentrum missbraucht“]

Ergebnisse aus zehn Schulen

Die Mängelliste hat das fünfte und im August 2020 gewählte Oberhausener Jugendparlament in Zusammenarbeit mit den Schülervertretungen aufgestellt. Diese konnten darin erklären, wie dringend jeder einzelne aufgeführte Mangel behoben werden muss und gegebenenfalls einen Lösungsvorschlag unterbreiten. Für zehn weiterführende Schulen (fünf Gymnasien, eine Realschule und vier Gesamtschulen) liegen Ergebnisse vor.

„Überrascht“ zeigte sich Oberbürgermeister Schranz von der Lage. „Das sollten wir eigentlich längst hinbekommen haben“, gab er zu. Schließlich habe die Stadt „mit einer Menge Finanzeinsatz“ dafür gesorgt, dass alle Schulen mit reichlich Hygienemitteln ausgestattet wurden. Auch Bildungsdezernent Jürgen Schmidt betonte: „Wir haben einen Riesen-Aufwand betrieben“. Dass Desinfektionsspender offenbar nicht regelmäßig nachgefüllt werden, zeige, dass es irgendwo in der Kommunikationskette unter den verschiedenen Akteuren des Schulbereichs – von den Servicebetrieben bis zur Schulleitung - hapere. „Wir werden schauen, wie wir das verbessern:“

Zweitens: Digitalisierung

Viele defekte Computer, Apps mit gesperrtem Zugang, kein Internetempfang: „Modernder Unterricht ist an vielen Schulen immer noch nicht machbar“, sagt Berna Demircan, die Vorsitzende des Jugendparlaments. In manchen Schulen sei es weiterhin üblich, dass sich zwei bis drei Klassen einen Overhead-Projektor teilen müssen. Zudem dauere es oft sehr lange, bis ein defektes Gerät repariert werde, ergänzt Niels Hülsewiesche. Die Schüler wünschen sich außerdem, dass kein Zwang besteht, die vorgegebene Online-Schullernplattform IServ zu nutzen. Videokonferenz-Programme wie Zoom oder Microsoft Teams seien benutzerfreundlicher und müssten schleunigst auch in Oberhausen zugelassen werden.

OB Schranz verspricht, dass es jetzt schneller vorangeht mit der Digitalisierung: „2022 bekommen wir es hin, an allen Oberhausener Schulen schnelles Internet zu legen.“ Die Stadt hat für Netzausbau und Digitalausstattung jüngst fast 14 Millionen Euro bewilligt bekommen, die vornehmlich aus dem Digitalpakt Schule von Bund und Land stammen. „Wir kommen damit jetzt so schnell hinterher wie noch nie.“ 4600 Tablets seien bereits bei Lehrern und Schülern im Einsatz, 1500 Laptops sollen fürs nächste Schuljahr zur Verfügung stehen. „Damit wollen wir uns nicht zufriedengeben“, betonte Schranz. Langfristig wolle man für alle Schüler Endgeräte bereitstellen. [Lesen Sie auch: Weitere Laptops für Oberhausener Schulen unterwegs]

Drittens: Der Zustand der Räume und Toiletten

Der schlechte Zustand der Schultoiletten ist seit jeher ein Leidensthema. „Es gibt weiterhin Schulen, an denen die Schüler lieber Bauchschmerzen riskieren als die Toilette zu nutzen“, erzählt Niels Hülsewiesche. In anderen Schulen laufe die Spülung durchgängig durch, anderswo gebe es sichtbare Wasserschäden. Natürlich sind es nicht nur die Toiletten: Auch wird an mehreren Schulen über schlecht gedämmte Lehrräume mit defekten Fenstern und verrosteten Heizungen geklagt. [Lesen Sie auch:Oberhausen baut eine neue Gesamtschule für 60 Millionen Euro]

„Die Finanzsituation einer Stadt erkennt man am Zustand der Schulgebäude“, räumte OB Schranz ein. „Aber das Geld, das wir zur Verfügung haben, geben wir auch schnellstmöglich aus.“ Und dies sei in den letzten Jahren so viel gewesen wie noch nie, von 2017 bis 2020 über 80 Millionen Euro. „Gleichzeitig sehen wir aber, dass das noch nicht ausreicht, alle Bedarfe abzudecken“, so Schranz. Da man Renovierungen und Neubauten aber nicht an allen Schulen mit gleicher Intensität verfolgen könne, müssten Prioritäten festgelegt werden. Wenn also etwa das Bertha-von-Suttnern-Gymnasium über ein nicht ausreichendes Raumangebot klagt, dann habe man dies im Blick – gehe aber nach der Reihenfolge vor, welche die Politik festgelegt habe.