Oberhausen. Seit Montag können Schüler auf Wunsch eine Testbescheinigung erhalten, wenn sie einen Corona-Test in der Schule machen. Das stößt auf Gegenwind.
Seit diesem Montag läuft der Schulbetrieb auch in Oberhausen wieder auf Hochtouren. Alle Jahrgänge der Schulen, also Grund- und Förderschulen ebenso wie die weiterführenden Schulen und Berufskollegs, werden wieder in Präsenz vor Ort unterrichtet; Tausende Schülerinnen und Schüler kehrten in die Klassenzimmer zurück.
Bei aller Freude über diese Möglichkeit angesichts stark gesunkener Corona-Neuinfektionen sorgt eine Kurzfrist-Entscheidung des NRW-Schulministeriums wieder einmal für Ärger – zumindest bei Lehrern. Am späten Donnerstagabend gegen 20 Uhr trudelte erneut eine unerwartete Mail des Ministeriums in den Schulen ein: Die Leitungen wurden darüber informiert, dass zusätzlich zu den Antigen-Schnelltests auch eine Bescheinigung über den erfolgten Coronatest vom Lehrpersonal auszustellen ist, wenn die Schüler das wünschen.
Zusätzliche Arbeit für Lehrpersonal stößt auf Gegenwind
Dabei muss zwischen den Selbsttests und Lolli-Tests (PCR-Tests) unterschieden werden: Beim Corona-Selbsttest steht wenige Minuten nach der Probenentnahme das Testergebnis fest und kann sofort bescheinigt werden. Dafür haben die Schulen das Muster einer Bescheinigung. Die Schulen sollen Namen der Schule, Datum und Schulstempel bereits vorab in das Formular eintragen, schlägt das Ministerium vor.
Bei einem PCR-Test – wie den Lolli-Pooltests – liefern die Labore das Testergebnis regelmäßig erst am nächsten Tag. „Die Bescheinigungen können somit erst dann und mit dem Datum dieses Tages ausgegeben werden“, heißt es in der Schulmail. „Dieser Tag gilt als der Zeitpunkt der Testvornahme.“ Ansonsten gelte aber dasselbe Verfahren für das Ausstellen der Bescheinigung wie bei den Schnelltests.
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Diese zusätzliche Bürde für das Lehrpersonal sorgt für Gegenwind. „Es ist ein Skandal, die Schulen als Testzentren zu missbrauchen“, sagt David Fischer, Schulleiter am Hans-Böckler-Berufskolleg. „Wir mussten plötzlich zusätzlich zu den Unterrichtsplanungen noch ein Konzept für diese Bescheinigungen aus dem Boden stampfen.“ Ergebnis: Die Schulverwaltung des Kollegs füllt für jede Klasse vorher das Formular aus und trägt die Daten der Schüler am Computer ein – die Lehrkraft muss dann nur noch Testergebnis und Datum notieren und unterschreiben. „Wenn die Schüler mit krakeliger Schrift ihre Daten da eintragen, könnte es sein, dass die Bescheinigung woanders nicht anerkannt wird – das möchte ich natürlich auch nicht.“
Stadtschulpflegschaft freut sich über Erleichterung für Schüler und Eltern
Rund 2000 Schülerinnen und Schüler sowie 110 pädagogische und nicht-pädagogische Fachkräfte sind an seiner Schule davon betroffen. „Ein unfassbarer Mehraufwand in einer Zeit, wo die Lehrer sich wirklich auf den Präsenzunterricht konzentrieren und die nächsten vier Wochen dazu nutzen sollten, wieder etwas mehr Ruhe in den Unterricht zu bekommen.“ Alleine das Ausfüllen der Bescheinigungen inklusive Testung würde wieder mehr kostbare Unterrichtszeit rauben. Und: „Das Ministerium hat uns keine Erklärung für diesen Entschluss geliefert.“
Berufskolleg-Leiter Fischer glaubt jedoch, dass durch die Neuregelung doppelte Testungen der Schüler vermieden werden sollen, wenn diese in ihrer Freizeit Aktivitäten nachgehen wollen, für die eine Testbescheinigung notwendig ist. „Aus dieser Sicht habe ich auch Verständnis dafür. Aber das Ganze sollte dennoch nicht an den Pädagogen hängen bleiben. Da machen es sich die Verantwortlichen mal wieder zu einfach.“
Viele Schüler nehmen das Angebot wahr
Allein am Montag waren am Hans-Böckler-Berufskolleg in Oberhausen rund 30 Klassen von der neuen Regelung betroffen. Laut Aussage von Schulleiter David Fischer haben 600 Schülerinnen und Schüler die Testbescheinigung gewünscht. Bei einer durchschnittlichen Klassenstärke von 30 sind das zwei Drittel aller Schüler. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat die Rückkehr zum Präsenzunterricht in den Schulen am Montag gelobt: „Das ist die richtige Entscheidung gewesen“, erklärte sie. „Wir nutzen die letzten Wochen vor den Sommerferien, um den Schülerinnen und Schülern ein wichtiges Stück Normalität zurückzugeben und die Kinder danken es uns mit einem Strahlen im Gesicht.“
Stadtschulpflegschaftsvorsitzende Nina Theilenberg zeigt Verständnis, sieht aber auch die Seite der Eltern: „Viele Eltern empfinden diese Regelung als Erleichterung. So müssen die Kinder nicht noch in ihrer Freizeit in ein Testzentrum fahren, bevor sie etwas unternehmen. In die Schule müssen sie ja so oder so.“
Doch im Austausch unter den Eltern wird bemängelt, dass eine digitale Lösung fehlt. „Das Prozedere geht auf Kosten der Umwelt, wenn die Bescheinigungen auf Papier ausgestellt werden. Da hätte das Ministerium durchaus ein digitales Formular entwickeln können, das dann über die Lernplattformen wie IServ an die Kinder geschickt und nur ausgedruckt wird, wenn dies wirklich nötig ist.“
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