Oberhausen. Lange war es still um das Projekt Neubau am Bertha-von-Suttner-Gymnasium in Oberhausen Nun kämpft die Schule um Aufmerksamkeit der Politik.
Ein lange erkanntes Problem soll neuen Schub bekommen: Die Raumnot am Bertha-von-Suttner-Gymnasium in Alt-Oberhausen bringt die Verantwortlichen seit Jahren zur Verzweiflung. Nach einigen Jahren Stillstand hat die Schule im März die Fraktionen der Stadt angeschrieben und auf die Situation des Gymnasiums erneut aufmerksam gemacht.
„Das ist so einfach nicht mehr tragbar“, sagt Schulleiter Sascha Reuen. Auch Lehrpersonal, Eltern und Schüler ächzen unter der Raumnot. Bereits seit vielen Jahren hat das „Bertha“ zu wenig Räume für zu viele Schüler. So wenig, dass die Schule einige Klassen der Oberstufe bereits in den Keller umquartiert hat – inklusive Wasserflecken auf dem Boden, teils mit Raumfiltern ausgestattet. „Sonst könnten wir da unten überhaupt keinen Unterricht mehr machen“, sagt Reuen.
Fördermittel für den Neubau aus „Gute Schule 2020“ wurden 2017 zurückgestellt
Die Schule setzt sich aus dem ehemaligen Mädchengymnasium und dem Zweitgebäude, der damaligen Falkensteinschule auf der gegenüberliegenden Straßenseite, zusammen. Beide Standorte platzen aus allen Nähten. Die vorhandenen Räume sind außerdem zu klein für normale Klassenstärken bis zu 30 Schülern, Platz ist oft eigentlich nur für 20. Viele Klassenzimmer unterschreiten außerdem die Größe von 60 Quadratmetern und sind für den reinen Frontalunterricht gebaut. Für moderne Unterrichtskonzepte wie Gruppenarbeiten oder Theaterszenen fehlt der Platz.
Bereits 2015 hat die Schule deshalb mobil gemacht. Bei einer Schulbegehung 2016 mit Verantwortlichen der Stadt wird ein Mangel an zehn Räumen offiziell anerkannt, kurze Zeit später wird ein Architektenbüro engagiert, dass der Schule sogar einen Mangel von 17 Räumen bescheinigt. 2017 wird das Gymnasium in das Förderpaket „Gute Schule 2020“ der Stadt Oberhausen aufgenommen. Insgesamt 3,5 Millionen Euro sollen an das Gymnasium gehen, auch der Neubau wird genehmigt. Doch der Rat entscheidet anders, die Fördermittel aus dem Topf werden zurückgestellt. Passiert ist seitdem wenig.
Übergangslösungen in Kirchenräumen und Container
Einige Jahre hatte das „Bertha“ deshalb schon Räume in einer angrenzenden Gemeinde angemietet. Als Übergangslösung nach dem „Gute Schule“-Aus stellte die Stadt dem Gymnasium einen Container auf den Schulhof, in dem zwei Klassen Platz finden. „Die Akustik im Container ist eine Katastrophe“, erzählt Lehrerin Lina Kindermann. Sie ist in der schulinternen Arbeitsgruppe zum Thema Raumnot, in der Eltern, Lehrer und Schüler aktiv an einer Wiederaufnahme des Projekts Neubau arbeiten. „Manchmal ist es kaum möglich, Räume aufzutreiben, wenn man beispielsweise besondere Projekte durchführen will und die Klasse trennen muss“, berichtet die Pädagogin weiter.
Gymnasium fährt im nächsten Schuljahr fünfzügig
Eigentlich fährt das Bertha-von-Suttner-Gymnasium vierzügig, startet also in Klasse 5 mit vier Klassen. Doch im kommenden Schuljahr 2021/22 werden es fünf Klassen mit insgesamt 163 Kindern sein. Deshalb musste wieder gepuzzelt werden, wo die Schüler nach den Sommerferien unterkommen.
Kinder ablehnen möchte die Schule nicht. Denn am „Bertha“ freut man sich über die neuen Schüler: „Die Nachfrage spricht natürlich für unser Schulkonzept, und das macht uns stolz“, erklärt Schulleiter Sascha Reuen. „Aber jede weitere Klasse stellt uns vor neue Aufgaben. Das kann so nicht weitergehen.“
Auch Schülersprecher Conrad Bornemann, der die Schule in diesem Jahr mit dem Abitur verlässt, erinnert sich an die Debatte, die er bereits in der sechsten Klasse mitbekommen hat. „So stumpf es klingen mag, den Schülerinnen und Schülern ist der politische Hintergrund und die Debatte egal. Es geht darum, dass wir in einem angemessen Umfeld lernen können und vor allem auch, dass wir unsere Prüfungen in ruhiger Atmosphäre ablegen können. Das alles war während meiner Schulzeit leider nicht immer möglich.“ Corona hätte besonders gezeigt, wie eng die Räume seien, berichtet der Schüler: „Das Problem zeigte sich, als wir Abstand halten mussten, aber alle wieder in einen Raum sollten, da alle Jahrgangsstufen wieder in Präsenz beschult wurden. Das hat einfach nicht funktioniert. Dabei waren wir in den meisten Klassen weit unter 30 Schülerinnen und Schülern.“
Lage verschärft sich in den nächsten Jahren weiter
Was die Lage noch verschärft: Der Countdown zu G9 ist längst gestartet. Bereits 2026 werden nach Einschätzung der Schule weitere sechs Räume fehlen. „Es geht längst nicht mehr darum, ob wir einen Neubau brauchen“, betont Kindermann, „sondern nur, wann er endlich kommt. Wir brauchen langfristige Konzepte und keine Übergangslösungen mehr.“