Oberhausen. Nach Umbauten für sieben Millionen Euro soll das alte Sterkrader Rathaus die Musikschule aufnehmen. Mit Anträgen will die Stadt vorsichtig sein.

Wenn man rekapituliert, wie oft der Umzug der städtischen Musikschule aus dem Gewerbegebiet Im Lipperfeld schon angekündigt war, so müsste man annehmen, auch dieses Thema würde zum Aufreger im Kulturausschuss. Doch beim Bericht über das künftige „Rathaus der Musik“ im einstigen Sterkrader Bürgermeisteramt war die Stimmung ungleich freundlicher als beim Debakel ums „Europapalast“-Kino.

Denn die Stadtverwaltung agiert hier auch ungleich vorsichtiger, will Fördergelder erst beantragen, wenn die Kosten seriös zu beziffern sind – und die Bauarbeiten zeitnah beginnen können. Noch ist es nicht soweit, noch dienen die Amtsräume in Oberhausens geografischer Mitte als Büros für städtische Abteilungen. „Wir müssen dort auch mal eine Wand aufmachen können“, sagt Apostolos Tsalastras – und meint die Suche nach womöglich kostentreibenden Schadstoffen.

Vielfältig nutzbarer Saal für ganz Sterkrade

Ein wichtiges städtisches Kulturinstitut wieder innerstädtisch zu platzieren, betont der Kämmerer und Kulturdezernent, bedeute auch einen „wichtigen Impuls, um die Zentren zu beleben“. Dafür steht der Entwurf des Hildener Architekturbüros Pagelhenn mit einem markanten Akzent: Thomas Pagel und Marcus Henn setzen aufs Flachdach des neueren Amtsgebäudes ein weiteres Glasgeschoss – um darin einen Konzertsaal für hundert Zuhörer plus Foyer einzurichten. Dieser optische Coup erhielte zudem einen eigenen Zugang per Lift, denn so soll ein vielfältig nutzbarer Saal für ganz Sterkrade entstehen.

Eine historische Postkarte zeigt das Bürgermeisteramt aus dem „Dreikaiserjahr“ 1888 mit seinem zierlichen Türmchen – den es im Entwurf des Büros Pagelhenn zurückerhalten soll.
Eine historische Postkarte zeigt das Bürgermeisteramt aus dem „Dreikaiserjahr“ 1888 mit seinem zierlichen Türmchen – den es im Entwurf des Büros Pagelhenn zurückerhalten soll. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Einen Hingucker erhält auch das ältere Bürgermeisteramt aus dem „Dreikaiserjahr“ 1888, mit seinem auf Säulen ruhenden mehrstöckigen Erker: Dessen heute unproportioniert wirkender Abschluss soll wieder ein schmales Türmchen krönen, wie es auf alten Postkarten dokumentiert ist. Denn der Denkmalschutz erlaubt an diesem Gebäudepaar Veränderungen – wenn dafür der ältere Bau im historischen Sinne wieder hergestellt wird.

Für Volker Buchloh zählen „in diesem wunderschönen Gebäude“, wie er sagt, die inneren Werte: Den Leiter von Musikschule und Kulturbüro (das ebenfalls an die Steinbrinkstraße umziehen wird) freuen „mehr und größere Räume“ als im bisher genutzten Flachbau: So werde bessere Ensemblearbeit möglich sein. Zum Haupteingang mit einem großzügigen Foyer wird die Rückseite – zu erreichen über den Eugen-zur-Nieden-Ring. Aber auch das historische Portal unter den Säulen bleibt ein Zugang.

„Wenn junge Leute ihr Talent weiter entwickeln wollen“, sagt Volker Buchloh, der Musikschulleiter, sollen sie im neuen „Rathaus der Musik“ beste Bedingungen vorfinden.
„Wenn junge Leute ihr Talent weiter entwickeln wollen“, sagt Volker Buchloh, der Musikschulleiter, sollen sie im neuen „Rathaus der Musik“ beste Bedingungen vorfinden. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Im Parterre soll aus einer Büroflucht ein größerer Unterrichtsraum entstehen, ideal für Elementar-Erziehung und Tanz. „Räume mit größerer Lautstärke können wir hier entkoppeln“, erklärt Volker Buchloh. Und die Musikschule kann sich endlich eine richtige Bibliothek einrichten. „Dafür haben wir tolle Dinge gesammelt.“ Das eigene Tonstudio wird am neuen Standort – dem ersten eines Kulturinstituts in Sterkrade – neben dem schmucken Dach-Saal eingerichtet.

„Vielleicht müssen wir dann schnell sein“

„Diese Kosten sind ohne Fördermittel nicht umsetzbar“, weiß Apostolos Tsalastras. Eine erste Kalkulation veranschlagt 10,5 Millionen Euro – noch ohne eine womöglich nötige Sanierung des Kellers, den die Musikschule als Instrumenten-Depot im Blick hat. Rund zwei Drittel der Kosten beträfen den Umbau der historischen Gebäude zu „einem echten Hingucker“, wie der Erste Beigeordnete sagt. Und ein Drittel seien Umzugskosten und Inneneinrichtung.

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Fördergelder für das ambitionierte Projekt will Tsalastras erst beantragen, „wenn wir alle Untersuchungen abgeschlossen haben“. Der Politik sollen die Architekten Pagel und Henn möglichst persönlich ihren Entwurf vorstellen. Ein großer Teil der Planungen sei abgearbeitet, weiß der Kämmerer und Kulturdezernent: „Vielleicht müssen wir dann schnell sein.“

Dem 62-jährigen Musikschulleiter, der sich „vollkommen begeistert“ von Pagelhenns Plänen zeigt, wäre ein zügiges Voran nur recht. Volker Buchloh würde gerne das „Rathaus der Musik“ noch einweihen: „Zu wissen, dass die Musikschule dort eine tolle Zukunft hat, ist für mich eine große Freude.“