Oberhausen. An zu vielen Straßen in Oberhausen ist es so laut, dass der Lärm die Gesundheit der Menschen gefährdet. Autofahrer müssen auf die Bremse treten.
Tausende Menschen in Oberhausen leiden unter Lärm. Vor allem der Straßenverkehr kann mit aufheulenden Motoren und über die Straßen donnernden Lastern zu einer ernsten Gefahr für die Gesundheit werden. Die Erkenntnis ist nicht neu, bereits 2015 hatte eine Lärmkartierung ergeben, dass tagsüber rund 15.000, nachts wegen der strengeren Richtlinien sogar 21.000 Oberhausener Bürgerinnen und Bürger betroffen sind. Maßnahmen dagegen wurden in einem sogenannten Lärmaktionsplan entwickelt und 2017 vom Stadtrat beschlossen, der aber bisher noch nicht vollständig umgesetzt worden ist.
So kündigt die Stadt nun an, Autofahrer auf weiteren Straßen auszubremsen und die Höchstgeschwindigkeit von bislang 50 auf 30 Stundenkilometer herabzusenken. Die Stadt ist sich sicher: „Mit der Senkung der Höchstgeschwindigkeit verbessern sich die Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr, die Aufenthaltsqualität des Straßenraums wird gesteigert und die Verkehrssicherheit weiter erhöht.“
Hier gilt ab sofort Tempo 30 in Oberhausen
So bringen Tempolimits einen weiteren, unter Umständen lebensrettenden Effekt mit sich: Experten haben längst erwiesen, dass die Verletzungsgefahr bei Unfällen zwischen Autos und Fußgängern oder Radfahrern um ein Vielfaches sinkt, wenn das Auto mit 30 statt 50 Stundenkilometern unterwegs ist.
Folgende Streckenabschnitte sind betroffen und werden noch in diesem Monat mit den entsprechenden Hinweisschildern versehen (ganztags 30 km/h):
Steinbrinkstraße von Postweg bis Brandenburger Straße
Kirchhellener Straße von Joseph-Haydn-Weg bis zum bestehenden 30-km/h-Abschnitt am Haus Gottesdank
Wehrstraße von Wehrplatz bis Hahnenstraße
Osterfelder Straße von Cheruskerstraße bis Waghalsstraße
30 km/h nachts (22 bis 6 Uhr):
Hermann-Albertz-Straße von Mülheimer Straße bis Wörthstraße
Westrampe/Neumühler Straße von Bahnbrücke bis Mecklenburger Straße
Duisburger Straße von Concordiastraße bis Buschhausener Straße
Wilmsstraße von Bahnbrücke bis Wunderstraße
Hermann-Albertz-Straße von Wörthstraße bis Paul-Reusch-Straße
Weierstraße zwischen Bahnbrücke und Weseler Straße
Nathlandstraße von Falkensteinstraße bis Hausmannsfeld
Roonstraße/Hermann-Albertz-Straße von Friedrich-Karl-Straße bis Bebelstraße
Hansastraße von Concordiastraße bis Buschhausener Straße
Es sind nicht die ersten Straßenabschnitte, auf denen die Stadt die Höchstgeschwindigkeit drosselt, um für mehr Ruhe zu sorgen. 2019 führte sie Tempo 30 auf vielen Straßenabschnitten in Oberhausen ein, unter anderem auch auf der Mellinghofer Straße. Anwohner wird’s gefreut haben, Autofahrer übten damals Kritik, fühlten sich schikaniert.
Dabei ist Lärm ein nicht zu unterschätzender Gesundheits-Faktor für die Menschen: „Lärm beeinträchtigt nicht nur das menschliche Wohlbefinden, starke Lärmeinwirkungen oder dauerhafter Lärm können auch die Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen oder sogar krank machen“, erklären unter anderem die Experten des Bundesumweltministeriums in einer bereits 2016 erschienenen Broschüre.
5,5 Millionen Euro für mehr Ruhe in der Stadt
2017 entschied der Rat, in den Folgejahren 5,5 Millionen Euro in Maßnahmen zu stecken, die den Straßenlärm in Oberhausen reduzieren. Der Bund spendierte 90 Prozent der Summe als Fördermittel. Ins Geld geht vor allem der sogenannte Flüsterasphalt, der auf einigen Oberhausener Straßen bereits verlegt ist: ein spezieller Untergrund für Fahrbahnen, der den Lärm fahrender Autos und Laster minimiert.
Es sind nicht die ersten Schritte, mit denen die Stadt Oberhausen den Lärmpegel senken will. Einen ersten Plan zur Verringerung des Straßenlärms hatte der Stadtrat bereits 2010 beschlossen. Mehr als zwei Millionen Euro sind damals, in den Jahren 2011 bis 2013, in die Bauarbeiten geflossen.
Ab einer nächtlichen Lautstärke von 30 Dezibel drohen demnach Schlafstörungen, mehr als 45 Dezibel nachts können sich negativ auf Herz und Kreislauf auswirken, tagsüber steigt diese Risiko-Grenze auf 55 Dezibel. In Studien wurde belegt, dass oberhalb von Dauerschallpegeln von 60 Dezibel am Tag die Gefahr zunimmt, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Ein Blick auf den online abrufbaren Umgebungslärm-Plan der Landesregierung zeigt, dass auf vielen Straßen in Oberhausen, an denen künftig streckenweise Tempo 30 gilt, diese Lärmgrenzen teils deutlich überschritten werden: Für die Osterfelder Straße wird ein Wert von über 70 Dezibel angegeben, ebenso an der Duisburger und der Buschhausener Straße. An der Weierstraße im Stadtteil Schwarze Heide sind es noch mehr als 65 Dezibel, genau wie an der Wehrstraße im Schladviertel. Die Übersicht mit Daten aus dem Jahr 2017 gibt es auf dieser Internetseite: umgebungslaerm-kartierung.nrw.de