Oberhausen. In Oberhausen leiden derzeit rund 21.000 Anwohner unter massivem Straßenlärm. Experten wollen nun einen Aktionsplan erstellen.

Aufheulende Motoren, ratternde Mofas, donnernde Laster. Über 15. 000 Oberhausener sind tagsüber von lautem Straßenlärm betroffen. Das geht aus der aktuellen Lärmkartierung hervor, die im Internet unter www.umgebungslaerm-kartierung.nrw.de zu finden ist. Nachts steigt die Zahl der Betroffenen aufgrund der strengeren Lärmrichtlinien sogar auf knapp 21. 000. Das sind rund zehn Prozent der Oberhausener Gesamtbevölkerung.

Auch Schulen und Krankenhäuser liegen in besonders lauten Zonen: die Rolandschule und das Elsa-Brändström-Gymnasium sowie das Evangelische Krankenhaus und das St.-Josef-Hospital, wie Sascha van den Akker vom städtischen Fachbereich Ökologische Planung bestätigt.

Dabei sind sich Experten einig, dass gerade Lärm Stress auslöst und krank machen kann. Studien im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO belegen, dass Anwohner viel befahrener Straßen ein höheres Herzinfarkt-Risiko haben und öfter unter hohem Blutdruck leiden.

Es besteht also Handlungsbedarf. Auf Grundlage der Kartierungen entwickelt ein externes Fachbüro im Auftrag der Stadt einen neuen Lärmaktionsplan. Mit ersten Ergebnissen ist ab Mitte 2016 zu rechnen. Die Aufgabenliste der Experten: Bestandsaufnahme, Auswertung der Lärmkartierung, Identifizierung sogenannter Belastungsachsen, Entwicklung von Maßnahmen.

Flüsterasphalt und Tempolimit

Mögliche Maßnahmen sind: Verlegung von Flüsterasphalt, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Sperrung von Straßen für Lkw. Konkrete Pläne gebe es aber noch nicht, sagt Sascha van den Akker.

2,2 Millionen Euro

Der in Arbeit befindliche Lärmaktionsplan ist die zweite Stufe eines Planes, den der Stadtrat in im Mai 2010 beschlossen hat. 2,2 Millionen Euro hat die Stadt in den Jahren 2011 bis 2013 investiert – unter anderem in die Erneuerung von Fahrbahndeckschichten, Begrenzungslinien und Radfahrstreifen.

Für die aktuelle Lärmkartierung wurden 166 Kilometer Stadtstraßen, 50 Kilometer Au-tobahnstrecke, die Straßenbahnstrecke sowie die Industrieanlagen der Hamm Chemie und der Eurovia untersucht.

Außer dem Stadtstraßenverkehr gibt es zwei weitere große Lärmquellen: die Bahnstrecken und die Autobahnen. Hier ist nicht nur die Stadt in der Pflicht, sondern auch das Eisenbahnbundesamt sowie der Landesbetrieb Straßen NRW. Mögliche Maßnahmen zur Lärmbekämpfung muss die Stadt mit diesen beiden Behörden abstimmen.

Besondere Bahnlärm-Brennpunkte gibt es etwa in Styrum an der Grenze zu Mülheim, an der Stadtgrenze zu Essen, in der Neuen Mitte, im Bereich des Kaisergartens, an der Bottroper Straße in Osterfeld und entlang der Bahnlinie im Norden über Sterkrade und Schmachtendorf bis nach Dinslaken.

Im Norden von Oberhausen ist es auch wegen der Autobahnen 516, 2 und 3 sehr laut. Der Verkehr auf der A 42 lässt die Lärmpegel in Buschhausen, Lirich, der Neuen Mitte und Osterfeld ansteigen, Liricher Bürger hören die Autos der A 3.

Dauerkrach schadet dem Ohr

Was heißt aber laut? Die Stadt orientiere sich an den Richtwerten von 65 Dezibel (Maßeinheit für Schalldruckwellen) am Tag und 55 Dezibel in der Nacht, erklärt van den Akker. Zum Vergleich: Das Land NRW empfiehlt, ab einem Wert von 70 Dezibel (Tag) beziehungsweise 60 Dezibel (Nacht) zu handeln. Wissenschaftler gehen davon aus, dass nachts bereits Geräusche ab 40 Dezibel unseren Schlaf empfindlich stören. Eine Dauergeräuschkulisse von 80 Dezibel schadet nachweislich dem Ohr.

Es gibt auch vergleichsweise ruhige Orte in der Stadt: beispielsweise in dem Teil Styrums, der nicht direkt an den Bahngleisen liegt. Auch in Dümpten ist es ruhiger als anderswo in Oberhausen, ebenso in Teilen Klosterhardts, Barmingholtens sowie von Alstaden und Alt-Oberhausen.