Oberhausen. Die Sparda-Bank spart: Weniger Filialen, mehr Gebühren – und neuerdings auch noch Negativzinsen. Dabei lief das Oberhausen-Geschäft ganz gut.
Wie sehr die seit mehr als zehn Jahren anhaltende Niedrigzinsphase vor allem die klassischen Basis-Banken wie Sparkassen und Genossenschaftsinstitute durchschüttelt, sieht man an der Geschäftspolitik der in Düsseldorf sitzenden Sparda-Bank West – mit rund 60 Filialen die zweitgrößte der Sparda-Bank-Gruppe in Deutschland. Vor über 115 Jahren wurde sie in Essen von Eisenbahnern als Spar- und Darlehensbank gegründet – vor allem für Privatkunden.
Ihr Hauptgeschäft ist ähnlich strukturiert wie das der anderen Volks- und Genossenschaftsbanken sowie der Sparkassen: Sie nehmen Geld günstig von ihren Sparern und verleihen dieses teurer als Darlehen ortsnah an Unternehmen und Häuslebauer – von dem Zinsunterschied ließ sich über Jahrzehnte auch zum Wohle der örtlichen Wirtschaft und Vereinswelt gut leben. Noch bis 2016 war das Girokonto für alle Arbeitnehmer kostenlos. Die Zahl der Filialen war nicht üppig, doch in wichtigen Stadtbezirken vorhanden.
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Aber seit einem Jahr macht die Sparda-Bank West mit drei Entscheidungen - aus Kundensicht - negativ von sich reden: Keine kostenlosen Konten mehr, wichtige Niederlassungen werden geschlossen – und strenge Negativzinsen von 0,5 Prozent wie in kaum einem anderen Geldinstitut werden nun sogar auch für Altkunden eingeführt.
Oberhausener Kunden überschütten die Sparda mit frischem Anlagegeld
Die Sparda-West ist offenbar durch die anhaltenden Finanzbedingungen so gebeutelt, dass sie keinen anderen Weg mehr sieht, als ihren Service vor Ort zu reduzieren und ihre Servicedienste direkt den Kunden zu berechnen. Denn wenn den Banken zu viel Geld zufließt, das sie nicht verleihen können, müssen sie selbst schon seit längerem Strafzinsen an die Europäische Zentralbank zahlen.
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„Die Tiefzinsphase drückt seit vielen Jahren auf die Margen und schmälert das so wichtige Zinsergebnis“, schreibt denn auch die Sparda-Bank. „Dabei haben wir lange auf eine Weitergabe der mit den Negativzinsen verbundenen Kosten an Kunden verzichtet. Da die Zinswende durch Corona in weite Ferne gerückt ist, war dieser Schritt nicht mehr zu vermeiden.“ Denn der Sparda-Bank flossen im vergangenen Jahr nochmals eine halbe Milliarde Euro frische Kundengelder zu – allein in Oberhausen sparten die Sparda-Kunden 12,2 Millionen Euro zusätzlich (+4,2 Prozent); die Einlagen in den beiden Filialen Alt-Oberhausen und Osterfeld stiegen auf 306 Millionen Euro.
Im Herbst schließt die Sparda-Bank ihre Innenstadt-Filiale
An der Jahresbilanz der Sparda-Bank West für Oberhausen kann man ablesen, dass die Arbeit der Teams in den beiden örtlichen Filialen nicht unwichtig ist für das Geschäftsergebnis. Gleichwohl bleibt es nach Auskunft der Düsseldorfer Sparda-Zentrale bei der Entscheidung, die vor nicht allzu langer Zeit renovierte Filiale an der Langemarkstraße 24 in der Oberhausener Innenstadt zu schließen – trotz aller Proteste.
Ab Oktober 2021 wird es nur noch in Osterfeld an der Bottroper Straße 168 eine Sparda-Niederlassung geben. Denn die Gründe dafür seien unverändert: „Immer weniger Kunden besuchen für ihre alltäglichen Bankgeschäfte eine Filiale, sondern bevorzugen dafür digitale Lösungen.“ Dieser Trend sei in der Corona-Pandemie noch verstärkt worden.
Bestandskunden müssen deshalb künftig bei mehr als 25.000 Euro auf dem Girokonto oder über 50.000 Euro auf dem Tagesgeld-Konto Negativzinsen von 0,5 Prozent zahlen – pro Jahr kommen so statt eines Zinsertrages für je 10.000 Euro über den Freibeträgen 50 Euro an „Verwahrentgelt“ zusammen. Jeder betroffene Bestandskunde – nach Angaben der Bank sind das nur zehn Prozent aller Kunden – muss dieser Änderung der Geschäftsbedingungen noch zustimmen; die Sparda wird jeden anschreiben.
Sparda West plant Offensive für Investmentfonds
Zunächst einmal wollen die Anlageberater die betroffenen Stammkunden aber überzeugen, ihr Geld in Aktien, Anleihen, Fonds etc. anzulegen, um Negativzinsen zu vermeiden – und zudem überhaupt mal die Chance auf höhere Renditen als mit dem bisherigen Sparbuch-Null-Zins zu erhalten. Sollte der Kunde aber partout die neuen Bedingungen nicht unterschreiben, beendet die Sparda die Geschäftsbeziehung nach einigen Wochen durch Kündigung.
In Oberhausen macht die Sparda jedenfalls nach den jüngsten Zahlen der Bilanz für 2020 keine schlechten Geschäfte - im Gegenteil zieht das Institut ein äußerst positives Fazit: Das Geschäftsvolumen stieg um 4,3 Prozent auf 470 Millionen Euro. 30 Millionen Euro (plus 5,3 Prozent) vergab die Bank neu an Baukrediten für Oberhausener.
Für Dominik Kanders, Leiter der beiden örtlichen Sparda-Filialen, ist das „ein absolut zufriedenstellendes Ergebnis, mit dem wir in diesem ersten Covid-19-Jahr so nicht gerechnet hatten“. Trotz der starken Erhöhung der Kontoführungsgebühren im April 2020 habe die Oberhausener Sparda nur 2,2 Prozent ihrer Kunden verloren. In Oberhausen hat die Sparda nun 19.515 Kunden.
In diesem Jahr hat sich die Sparda-Bank West vorgenommen, die Fondssparquote zu erhöhen. „Aus Sparern müssen Anleger werden. Unsere Kunden machen zu wenig aus ihrem hart erarbeiteten Geld“, beobachtet Kanders. Immerhin hat die Oberhausener Sparda-Bank bereits im vergangenen Jahr das Fondsvolumen um vier Prozent auf 52 Millionen Euro erhöht – das soll nun 2021, angetrieben von den Negativzinsen, deutlich gesteigert werden.