Oberhausen. Die Sparda-Bank in Oberhausen macht ihre Filiale am Sapo-Platz zu. Seniorenvertreter halten das für eine Zumutung – und rufen zur Gegenwehr auf.
Die Sparda-Bank schließt ihre Filiale am Saporishja-Platz. Sie gibt damit zum 30. September 2021 ihren einzigen Standort in der Oberhausener Innenstadt auf. Nur die Filiale an der Bottroper Straße in Osterfeld soll erhalten bleiben. In der Stadt stößt dieses Vorgehen auf scharfen Protest. Vor allem ältere Menschen kritisieren die inzwischen reihenweisen Filialschließungen von Banken und Sparkassen.
„Als älterer Kunde sollte man in einem Fall wie diesem sofort die Bank wechseln“, meint Peter Blanke. Der Vorsitzende der AG 60 plus der SPD Oberhausen-Mitte ergänzt: „Wir stellen fest, dass es der älteren Generation immer schwieriger gemacht wird, ihren Alltag zu bewältigen.“ Das Argument der Sparda-Bank, immer mehr Kunden würden nur noch die Online-Dienste nutzen und immer weniger den Service einer Filiale, lässt Blanke nicht gelten: „Bei Senioren ist das garantiert nicht so.“ Natürlich gebe es auch die Generation 60 plus, die fit am Computer ist. „Aber ein Großteil der 70- und 80-Jährigen ist den steigenden digitalen Anforderungen nicht gewachsen.“ In dieser Altersgruppe besäßen viele nicht einmal einen PC.
Die nächste Geschäftsstelle ist kilometerweit entfernt
Dazu komme, dass die nächste Sparda-Filiale nun in Osterfeld und damit kilometerweit von der Innenstadt entfernt liege. „Den Weg dorthin mit dem Bus auf sich zu nehmen, wenn man 60 ist, ist schon grenzwertig – aber so etwas Menschen mit 80 Jahren zuzumuten, ist eine Unverschämtheit.“
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Auch Siegfried Räbiger vom Aktionsbündnis „Aktiv Altern in Oberhausen – Forum Seniorenarbeit NRW“ ist sauer. Seine Frau ist Sparda-Kundin und deshalb von dieser Filialschließung persönlich betroffen. Er selbst erledige zwar seine Bankgeschäfte längst online. „Ich bin aber nicht repräsentativ, denn ich hatte beruflich stets mit Computern zu tun“, betont der 72-Jährige. Für seine Frau gelte dies nicht. „Sie benötigt den persönlichen Ansprechpartner.“ In Oberhausen sei es allerdings vor allem die Stadtsparkasse gewesen, die den Filialschließungsreigen in der Stadt eingeläutet habe. „In ganz Styrum gibt es nur noch einen Sparkassen-Automaten neben der Kirche.“
Sorge, am Automaten überfallen zu werden
Im Alter aber falle es vielen immer schwerer, „sich die ganzen Sicherheits-Pins zu merken“. Dazu komme die Furcht alter Menschen, an einem Bankautomaten überfallen zu werden. „Wer den Automaten in Styrum kennt, kann das gut verstehen“, sagt Räbiger verärgert. „Direkt neben dem Gerät befindet sich ein großes Gebüsch, da hebt doch kein alter Mensch sein Geld ab.“
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Die zunehmende Tendenz, immer mehr Alltagsgeschäfte ins Digitale zu verlagern, überfordere alte Menschen. Da ist sich Karl-Heinz Flühr, Vorsitzender der Oberhausener Senioren-Union (CDU), sicher: „Das ist ja nicht nur bei den Banken und Sparkassen so, sondern auch bei der städtischen Verwaltung.“ Für Senioren ein „äußerst unangenehmer Trend“. Denn: „Wer gibt schon gerne zu, dass er all das, was da plötzlich gefordert wird, gar nicht mehr versteht und auf Hilfe angewiesen ist?“ Wer diese dann in der Familie findet, habe Glück. „Aber was ist mit den anderen?“ Für sie würden die Wege immer weiter, die Bewältigung ihres Alltags immer problematischer.
Die Macht als Kunde verstärkt nutzen
Der 76-Jährige ist sich sicher: „Es geht auch anders.“ Das mache etwa die Nationalbank in Oberhausen vor. „Ich bin dort seit über 50 Jahren Kunde und habe seit rund 40 Jahren den gleichen Sachbearbeiter.“ Während andere Banken ihre Filialen schlössen, habe seine Bank erst in diesem Oktober in Mülheim eine neue Filiale eröffnet und das auch noch ausdrücklich, um die Bindung zu ihren Kunden zu festigen. „Der von anderen Geldhäusern oft zitierte Kostenfaktor zieht deshalb für mich nicht.“
Proteste auch bei Schließung von Sparkassen-Geschäftsstellen
Auch in Holten hatten die Pläne der Stadtsparkasse Oberhausen, ihre dortige Filiale zu schließen, 2017 zu heftigen Protesten geführt. Genützt hat es nichts. Die Stadtsparkasse reduzierte die Anzahl ihrer Filialen von damals elf auf heute noch neun.
Die Sparda-Bank West hatte bereits 2019 angekündigt, rund die Hälfte ihrer insgesamt rund 80 Filialen zu schließen. Als Grund gab das Geldhaus die zunehmende Digitalisierung an. In Oberhausen ist die Zweigstelle in der City betroffen.
Die Konkurrenz sei groß, neue Unternehmen aus dem Ausland hätten sich etabliert. „Wie zum Beispiel auch die Santander Bank“, so Karl-Heinz Flühr, „die zeitgleich zu der Schließungswelle einiger anderer Banken und Sparkassen NRW-weit in immer mehr Städten neue Filialen eröffnet.“ Über 25 Prozent der Oberhausener seien mittlerweile älter als 60 Jahre. Deshalb sollten Senioren jetzt ihre Macht als Kunden verstärkt nutzen. „Und zu einer Bank wechseln, die noch Wert auf ihren Kundenservice legt.“